Hartnäckige Unruhe am Kryptomarkt
xaw Frankfurt
Der Ausverkauf am Kryptomarkt hat zum Wochenauftakt vorerst eine Unterbrechung erfahren. War die führende Digitalwährung Bitcoin am Wochenende noch bis auf 17588 Dollar abgestürzt, zog sie am Montag zeitweise um 9% an und notierte am Abend noch mit einem Plus von 8% zu 20724 Dollar. Trotz dieser Erholung beträgt der Kursverlust seit Jahresbeginn gerechnet 56% – bei der Nummer 2 des Segments, Ether, fällt er mit 70% sogar noch höher aus.
„An der Verfassung des Kryptomarktes lässt sich hervorragend ablesen, wie gering die Risikobereitschaft der Anlegerinnen und Anleger aktuell ist“, kommentiert Thomas Altmann, Leiter des Portfoliomanagements bei der Investmentboutique QC Partners. Vor allem die geldpolitische Straffung durch internationale Notenbanken macht Cyberdevisen als spekulativ geprägten Assets zu schaffen.
Turbulenzen um Digital-Assets-Projekte sorgen zusätzlich dafür, dass sich am Kryptomarkt eine hartnäckige Unruhe hält. Im Mai hatte der Stablecoin TerraUSD (UST), der eigentlich Wertstabilität gewährleisten sollte, seine Bindung an den Dollar verloren. Weil die Organisation hinter UST große Bitcoin-Reserven hält und diese in dem Versuch, das eigene System zu stabilisieren, anzapfen musste, stieg auch der Druck auf die führende Cyberdevise.
Zudem ist die Schieflage der Lending-Plattform Celsius Network in den Fokus gerückt. Diese hatte Anleger mit dem Versprechen hoher Renditen zum Verleih von Kryptowährungen bewegt, am 13. Juni aber einen Abhebungs- und Transaktionsstopp verhängt. Mit dem Einfrieren von Kundenvermögen will das Unternehmen nach eigenen Angaben die Liquidität auf der Plattform stützen. Celsius verwaltet Assets im Gegenwert von über 20 Mrd. Dollar – Investoren fürchten, dass eine Insolvenz des Lending-Anbieters zu einem systemrelevanten Ereignis für das Kryptosegment würde.
Am Freitag hatte auch die Kryptoplattform Babel Finance Auszahlungen gestoppt, dabei auf einen ungewöhnlichen Liquiditätsdruck verwiesen und die Sorge verschärft, dass weitere Digital-Assets-Dienstleister in Schwierigkeiten geraten könnten. Handelsplattformen wie Coinbase entlassen in Reaktion auf die aktuellen Marktverwerfungen bereits in großem Stil Angestellte.
Unterdessen könnten die Kursstürze von Bitcoin & Co. laut der Plattform Crypto Rank sogar dafür sorgen, dass das Mining – also die Generierung neuer Krypto-Einheiten – nicht mehr rentabel sei. Analysten glauben aber nicht, dass die Hoffnung auf eine resultierende Angebotsverknappung die Kurse nachhaltig antreiben kann. Die Erholung vom Montag stelle nur eine vorübergehende Gegenbewegung dar.