"Historische Chance für Telekomaktien"
wrü Frankfurt – “Mit Blick auf das ewige Duell zwischen Growth und Value könnte ein Paradigmenwechsel bevorstehen”, erklärt Anders Tandberg-Johansen, Portfoliomanager des DNB Fund Technology. Denn die Diskrepanz zwischen den beiden Kategorien sei fast so hoch wie vor dem Platzen der Dotcom-Blase. Die Märkte seien nach wie vor sehr enthusiastisch, was Wachstumsaktien betreffe. Auf der anderen Seite würden Unternehmen mit gutem strukturellen Wachstum aufgrund des Lockdowns abgestraft. Dies schaffe gute Investitionsmöglichkeiten. “Gute Chancen bietet etwa der von stabilen Erträgen geprägte Bereich Telekommunikationsdienstleistungen, der historisch günstig bewertet ist”, so Tandberg-Johansen. Die Sektorvertreter verbesserten kontinuierlich ihre Kapitalrendite und steigerten ihre Kosteneffizienz. Daher sieht der Fondsmanager eine “historische Chance für Telekommunikationsaktien”.Ohne auf die Bewertung zu achten, hätten sich Anleger im Zuge der Coronakrise in Wachstumswerten engagiert. Die Dominanz der Tech-Werte in den Indizes sei heute so stark wie seit dem Platzen der Internetblase nicht mehr. Mit Facebook, Amazon, Google, Apple und Microsoft seien es nur fünf Aktien gewesen, die den 500 Titel umfassenden S&P-500-Index in positives Terrain geführt hätten. Seit Beginn dieses Jahres seien ihre Kurse, aber nicht die Gewinne gestiegen, was zu deutlich größeren Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGVs) geführt habe. “Gerade die Dotcom-Krise hat gezeigt, dass sich Anleger bei zu hoch bewerteten Aktien nicht der langfristigen Risiken bewusst sind und sich stattdessen zu stark auf das kurzfristige Momentum fokussieren”, sagt Tandberg-Johansen.Sehr viel attraktiver sei da der Telekomsektor. “Die Gewinnschätzungen sind niedrig und die Pandemie wirkt als Katalysator für die Unternehmen, deren Cash-flow-Rendite bis zu 10 % pro Jahr steigen dürfte”, erklärt der Fondslenker. Mit Blick auf die Bewertungen hätten sich die Telecoms vom Software & Services-Sektor entkoppelt. Die lange Zeit der Outperformance des Tech-Sektors gegenüber den Telecoms dürfte sich daher laut dem Fondsmanager dem Ende nähern. Zwar sei das Timing schwierig zu greifen, doch langfristig biete das günstige Risiko-Ertrags-Profil attraktive Renditechancen. T-Aktie klar unterbewertetBlicke man auf die Kursentwicklung der Deutschen Telekom, sei verwunderlich, dass sie so weit hinter dem Markt herhinke. Während die Tochter T-Mobile US in diesem Jahr mehr als 40 % gestiegen sei, liegt die Performance der T-Aktie bei minus 10 %. Diese Diskrepanz sei enorm, zumal 80 % der Geschäftsaktivitäten der Deutschen Telekom mit den USA verbunden seien. Nach der Fusion mit Sprint werde T-Mobile US in diesem Jahr einen Cash-flow von rund 10 Mrd. Dollar erwirtschaften, der sich dank der Synergien und des Marktanteils innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre nochmals verdoppeln dürfte. “Mit einem KGV von 4 ist die Deutsche Telekom vor diesem Hintergrund deutlich unterbewertet”, stellt Tandberg-Johansen fest.Die schwachen Quartalszahlen, die jüngst von SAP gemeldet wurden, seien kein Anzeichen für eine allgemeine Nachfrageschwäche im Software-Sektor. Bei SAP seien es eher hausgemachte Probleme. Belastet habe vor allem die gekappte Mittelfristprognose. “Gleichwohl war der Kursabschlag übertrieben”, so der Fondsmanager. Wenn SAP zeige, dass sie den Übergang zu einem besseren Geschäftsmodell hinbekommt, werde der Markt dies belohnen.