Kapitalmarktausblick

HQ Trust nimmt Gewinne bei Big Tech mit

Im Kapitalmarktausblick berichtet HQ Trust über eine vorsichtigere Positionierung für das zweite Halbjahr. So habe man Gewinne bei Big-Tech-Aktien mitgenommen. Chefökonom Heise erwartet in diesem Jahr zwei Zinssenkungen der Fed und eine weitere der EZB. Vor diesem Hintergrund werde sich die Zinskurve normalisieren.

HQ Trust nimmt Gewinne bei Big Tech mit

HQ Trust nimmt Gewinne bei Big Tech mit

Vorsichtigere Positionierung für das zweite Halbjahr – Chefökonom Heise geht von zwei Fed-Zinssenkungen in diesem Jahr aus

Im Kapitalmarktausblick berichtet HQ Trust über eine vorsichtigere Positionierung für das zweite Halbjahr. So habe man Gewinne bei Big-Tech-Aktien mitgenommen. Chefökonom Heise erwartet in diesem Jahr zwei Zinssenklungen der Fed und eine weitere der EZB. Vor diesem Hintergrund werde sich die Zinskurve normalisieren.

wrü Frankfurt

„Ich habe meine Prognose geändert. Ich erwarte jetzt, dass Trump gewinnt“, erklärte Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, dem Multi-Family Office der Familie Harald Quandt, vor der Presse in Frankfurt. „Doch bringt ein Sieg von Trump allenfalls eine kurze Phase der wirtschaftlichen Belebung durch Steuersenkungen und Deregulierung.“ Danach folge die Ernüchterung aufgrund preistreibender Zölle und Engpässe.

In Frankreich seien die wirtschaftlichen Folgen einer „Cohabitation“ von Macron mit dem Rassemblement National (RN) moderat, etwaige Befürchtungen seien überzogen. Dies sei ähnlich wie in Italien, als Frau Meloni an die Macht kam. Auch die Anleihespreads zeigten keine Entwicklung an, die wirklich schon kritisch sei.

Parallele Zinssenkungen

„Insgesamt sehen wir eine sanfte Landung der Weltkonjunktur“, sagte Heise. Auch in Europa werde die Konjunktur in diesem Jahr leicht ansteigen. Der Rückgang der Gesamtinflation habe sich sowohl in den USA als auch im Euroraum verlangsamt. „Auch bei der Kerninflation gibt es nicht so große Unterschiede“, analysiert der Ökonom. „Der Zinssenkungsprozess wird sehr parallel verlaufen.“ Für die USA erwartet Heise möglicherweise zwei Zinsschritte in diesem Jahr und für die Eurozone noch einen Zinsschritt. Dieser werde wahrscheinlich im September stattfinden. Im kommenden Jahr würden sich die vorsichtigen Zinssenkungen von Fed und EZB dann fortsetzen.

Insgesamt dürften sich die Zinskurven normalisieren, die kurzfristigen Renditen würden infolge der Leitzinssenkungen zurückgehen, doch dürften die langfristigen Renditen auf erhöhtem Niveau bleiben. Die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen seien bereits mit rund 2,50% recht niedrig. Hier erwartet Heise eine leichte Aufwärtsbewegung in Richtung von etwa 2,8%.

„Auf der Rentenseite fühlen wir uns am kurzen Ende wohler“, erklärte denn auch Christian Subbe, der neue CIO von HQ Trust, beim traditionellen Event. An den Aktienmärkten habe in den vergangenen fünf wie auch zehn Jahren die USA die Nase weit vorn gehabt. Wobei die USA ganz klar vom Technologiesektor dominiert werde und einige wenige große Werte die Performance des gesamten Aktienmarkts getrieben hätten.

„Dies ist ein Trend, der uns freut“, sagte Subbe. Denn man habe amerikanische Aktien recht hoch im Portfolio gewichtet gehabt. Nun habe man aber Gewinne mitgenommen und das Engagement in den Aktien der Magnificent 7 reduziert. Die Qualität von Aktien rücke nun in den Vordergrund, der Fokus sei auf Quality Growth gerichtet.

Die großen Tech-Aktien seien zwar teuer, könnten aber in hohe Bewertungen hineinwachsen. Zuletzt benötigten diese Aktien im Durchschnitt 17 Monate, um in ihre Bewertungen hineinzuwachsen. Die sei viel kürzer als zu Zeiten der Tech-Bubble Anfang des Jahrtausends.

„Wir suchen nach zurückgebliebenen Themen“, erläuterte Subbe. So hätten Small Caps gegenüber Large Caps Aufholpotenzial, wenn sich die Zinssituation bessere. Eine erste Position in Small Caps habe man bereits aufgebaut. Auch fänden sich im Aktiendepot Megatrends wie Gesundheitstitel wieder.

Insgesamt sind Technologiewerte mit einem Anteil von 23,7% aktuell die größte Position im Aktiendepot von HQ Trust (siehe Grafik). Danach folgen Finanztitel mit 16,2% und Titel des zyklischen Konsums mit 11,6%. Regional ist HQ Trust mit einem Anteil von 63,8% am stärksten in Nordamerika engagiert, auf europäische Titel entfallen 17,6%.

Auf Portfolioebene ist HQ Trust bei den rein liquiden Anlagen bei einem wachstumsorientierten Vermögen zu 59% in Aktien, zu 27% in Renten, zu 3% in Gold und zu 10% in Hedgefonds investiert. Wobei defensiv ausgerichtete Hedgefonds als schwankungsarme Alternative zu Anleihen verwendet werden.

Unter Einbeziehung von illiquiden Anlagen wie Private Equity, Private Debt, Immobilien und Infrastruktur stellen diese aktuell einen Anteil von 47% am Gesamtportfolio. „Private Equity hat in den vergangenen Jahren den Aktienmarkt deutlich outperformt“, erklärte Jochen Butz, Geschäftsführer bei HQ Trust. „Und die Wertentwicklung war deutlich weniger volatil.“ Daher sei die Beimischung von Private Equity trotz der geringeren Liquidität sinnvoll. Private Equity habe eine Nettorendite von 13 bis 14% pro Jahr erzielt, im Vergleich zu 8 bis 9% pro Jahr für Aktien. Diese Differenz dürfte laut Butz künftig geringer ausfallen, doch sei weiterhin mit einer Outperformance von Private Equity gegenüber Aktien von 2 bis 3% pro Jahr zu rechnen.

Private Markets liefern

„Die Private Markets haben in den vergangenen Jahren das geliefert, was man von ihnen erwartet hat“, sagte Butz. Auch Private Debt habe überzeugt und aktienähnliche Renditen bei deutlich geringeren Risiken erzielt. Im Immobiliensektor sieht HQ Trust nach dem Preisrückgang Anlagechancen insbesondere bei Wohnen und Logistik. Dort stehe eine weiterhin hohe Nachfrage einem geringen Angebot gegenüber.

Darüber hinaus sei Infrastruktur eine stabile Anlageklasse, die auch in Krisenzeiten überzeuge.

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