Im Bann der Zinsentwicklung
Von Wolf Brandes, Frankfurt
Im Zuge der wachsenden Angst vor stärkerer Inflation sind die Renditen an den globalen Bondmärkten zuletzt deutlich gestiegen. Zehnjährige Bundesanleihen notierten zuletzt bei –0,26%, die entsprechenden US-Treasuries bei 1,49%. Offen ist, wie es in den kommenden Tagen weitergeht. Marktbeobachter raten dazu, eine Stabilisierung abzuwarten. In den USA dürften die anstehenden hohen Staatsausgaben die Anleiheverzinsungen treiben.
Die Indizes der Deutschen Börse stehen am Mittwoch vor größeren Veränderungen. Nach Handelsschluss werden die Ergebnisse der Dax-Überprüfung bekannt gegeben. Schon jetzt werden einige Regeln der Indexreform umgesetzt, die im September auch eine Erweiterung des Dax auf 40 Aktien vorsieht. Die Commerzbank tippt für Mittwoch auf einen Austausch von Beiersdorf durch Siemens Energy. Heidelberg Cement und MTU sind weitere potenzielle Absteiger, Zalando und Hellofresh Aufstiegskandidaten.
Gesetzt bleibt als Dax-Wert Vonovia, der bislang gut durch die Coronakrise gekommen ist. Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern wird bei der Bilanzvorlage am kommenden Donnerstag erneut milliardenschwere Aufwertungen seines Bestands vorweisen. Beachtet werden dürfte auch, wie Vonovia den Gebäudebestand klimaneutral gestalten will. Klar ist schon jetzt, dass die Dividende um 12 Cent auf 1,69 Euro je Aktie erhöht wird.
Die Erhöhung bei Vonovia wird jedoch nicht die überraschende Dividendenstreichung von Continental und die deutliche Senkung der Ausschüttung von Bayer kompensieren. Ungeachtet eines möglichen weiteren Aufwärtstrends an den Märkten wird die Dax-Dividendensumme für das Geschäftsjahr 2020 trotz 16 Dividendenerhöhungen wahrscheinlich auf gut 30 Mrd. Euro sinken.
Im MDax richtet sich der Fokus in der kommenden Woche auf Lufthansa. Über 500 von 800 Flugzeugen sind noch immer geparkt, der Konzern verliert rund 1 Mill. Euro alle zwei Stunden. Bei der Zahlenvorlage der Lufthansa am Donnerstag dürfte es daher düster aussehen. Nach den ersten neun Monaten hatte Lufthansa bereits einen Konzernverlust von knapp 5,6 Mrd. Euro aufgehäuft. Es wird mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen, dass im Gesamtjahr 2021 nur 40 bis 50 % des Vorkrisenangebots erreicht werden. Ungeachtet dieser Daten legte die Aktie der Airline zuletzt kräftig zu. Lufthansa verbesserte sich seit Anfang Oktober um 70%, während der MDax lediglich um 16% zulegen konnte.
Der Ölpreis zeigt ebenfalls die Hoffnung am Markt. Getrieben wird der Preisanstieg von einer Kombination aus positiver Marktstimmung, Anlegeroptimismus und einem stark eingeschränkten Ölangebot. Am 4. März entscheidet die Opec+ über die Ölförderung ab April. Angesichts der deutlich gestiegenen Notierungen auf zeitweise mehr als 66 Dollar pro Barrel der Sorte Brent dürfte das Kartell wohl eine kleinere Produktionserhöhung beschließen. Das virtuelle Treffen der Opec+ am Donnerstag dürfte daher richtungsweisend werden.