Ausblick auf 2025

Japan-Aktien vor neuen Rekorden

Nippons Aktienmarkt wird den Prognosen zufolge im neuen Jahr den Unsicherheiten bei Zinsen und beim Yen-Wechselkurs trotzen.

Japan-Aktien vor neuen Rekorden

Japan-Aktien vor neuem Höhenflug

Unsicherheiten bei Geldpolitik und Wechselkurs schrecken ausländische Anleger ab

Nach dem Schwarzen Montag im August konnten Japans Aktienindizes die Juli-Hochs nicht mehr erreichen. Das neue Jahr begann eher schwach. Dennoch sind Analysten überwiegend positiv gestimmt. Steigende Leitzinsen und die neue Zolltarifpolitik sollten sich weniger stark auf die Kurse auswirken als befürchtet.

mf Tokio

Weiteres Gewinnwachstum und steigende Ausschüttungen sollten Japans Leitindizes Nikkei 225 und Topix im begonnenen Jahr auf neue Rekordhöhen steigen lassen. Ausländische Anleger könnten dazu eine Währungsprämie einstreichen, falls der Yen aufwertet. Gemäß einer Bloomberg-Umfrage unter Analysten wird der Nikkei um 7,8% und der Topix um 8,6% zulegen. Die Spanne der Prognosen ist groß: UBS Securities sieht den Nikkei am Jahresende bei 41.500 und den Topix bei 2.900 Punkten, die Citigroup dagegen bei 46.000 und 3.200.

Yen-Abwertung frisst Kursgewinn

Im abgelaufenen Jahr überwanden die Aktienbarometer endlich ihre Rekordstände von Ende 1989, als der breit gefasste Topix um 18% und der Nikkei um 19% anstieg. Der Topix-Jahresgewinn 2024 in Dollar kalkuliert betrug jedoch nur 3%, da der Yen zum Dollar um 10% abwertete. Zum Vergleich: Der Hang Seng China Enterprises Index legte in Dollar um über 25% zu. Zwar trieb der Kursverfall des Yen die Gewinne der Exporteure nach oben und die Straffung der Geldpolitik stützte Finanzwerte. Aber die Währungsschwäche belastete die Wirtschaft auch durch teurere Importe, Inflationsdruck und getrübte Konsumlaune.

Die anhaltende Abwertung und die hohe Volatilität des Yen schreckten ausländische Anleger in der zweiten Jahreshälfte ab. Der Schwarze Montag im August, ausgelöst durch die Rückabwicklung von Carry-Trades nach aggressiven Aussagen von Notenbankchef Kazuo Ueda, betonte die Gefahren dieses Marktes. Im Gesamtjahr verkauften die Ausländer Aktien für netto 275,5 Mrd. Yen (1,7 Mrd. Euro). Ein Schwerpunkt der ausländischen Nettoabflüsse in Höhe von 117 Mrd. Yen (726 Mill. Euro) lag auf Immobilien-Fonds (J-Reits) als Reaktion auf die Zinserhöhungen. Inklusive Terminkontrakten flossen 2024 über 5 Bill. Yen (31 Mrd. Euro) an ausländischem Kapital aus Japan ab.

Zwei Zinsschritte im neuen Jahr

Außer den Yen-Schwankungen sorgt Japans Notenbank für Unsicherheit im neuen Jahr. Am Freitag wird die Bank of Japan (BoJ) den Markterwartungen zufolge ihren Tagesgeldsatz von 0,25% auf 0,5% anheben. Die Notenbanker reagieren auf positive Konjunkturdaten und die Aussicht auf steigende Löhne und Preise. Im Jahresverlauf wird es laut Konsens mindestens eine weitere Erhöhung auf 0,75% geben. Die Kreditkosten für Bürger und Unternehmen blieben damit noch im Rahmen, der Finanzsektor könnte erneut besser als der Gesamtmarkt abschneiden.

Trotz der Zolltarif-Politik von US-Präsident Donald Trump sollen die Unternehmensgewinne in diesem Jahr erneut wachsen. Oxford Economics rechnet mit einem „netto-positiven“ Trump-Effekt für Japan. Der Export von japanischen Autos und Maschinen in die USA würde wachsen, wenn dort mehr hergestellt würde. Wegen höherer US-Zölle auf China-Waren könnten Hersteller Teile der Produktion nach Japan verlagern. Nomura-CEO Kentaro Okuda meinte, dass japanische Unternehmen mit starkem US-Geschäft von den geplanten Steuersenkungen und Deregulierungen in den USA profitieren werden.

Rückenwind für Firmengewinne

Insgesamt würden die Firmengewinne im Aufwärtstrend bleiben. Nomura prognostiziert für das Geschäftsjahr 2025 (ab 1.4.) für den Russell/Nomura Large-Cap Index, der die oberen 85% der gesamten Marktkapitalisierung abdeckt, ein Betriebsgewinn-Wachstum von 9,9% und einen Gewinnplus nach Steuern von 6,6%. Im auslaufenden Geschäftsjahr mit Bilanzstichtag 31. März würden die Erträge operativ um 6,6% und nach Steuern um 4,2% zunehmen.

Florierender Aktivismus

Als positiver Faktor in diesem Jahr gilt erneut der florierende Aktivismus von ausländischen Investoren. 2024 kam es zu mehr als 140 solcher Investitionen, so viele wie nie zuvor. Die Aktivisten drängten auf das Heben von Bilanzschätzen, etwa den Verkauf ungenutzter Immobilien, um höhere Ausschüttungen zu finanzieren. Die Aktienkurse von betroffenen Unternehmen erhöhen sich nach dem Einstieg laut einer Nikkei-Kalkulation im Schnitt 18 Monate lang.

Die Unternehmensführer hörten die Signale der Aktionäre: Das Volumen von angekündigten Aktienrückkäufen wuchs 2024 um 75% zum Vorjahr auf 16,8 Bill. Yen (104 Mrd. Euro). Diese Summe entsprach rund 30% des Nettogewinns aller börsennotierten Unternehmen. Rechnet man noch die Dividenden hinzu, wurden 60% der Reinerträge ausgeschüttet. Vor diesem Hintergrund erwarten Analysten ein noch stärkeres Engagement von Aktivisten, zumal auch die Tokioter Börse Druck ausübt, dass Firmen für Aktionäre attraktiver werden.

Übernahmen, Fusionen und Management-Buy-Outs sollen den Prognosen zufolge 2025 ebenso zunehmen. Prominente Beispiele sind der geplante Buy-Out des 7-Eleven-Betreibers Seven & i Holdings und die Fusionsverhandlungen von Honda und Nissan. Zum einen drängt die Börse auf eine höhere Kapitaleffizienz der Unternehmen. Zum anderen wünschen sich viele Aktivisten einen stärkeren Fokus der Unternehmen auf Kerngeschäfte. Eine Folge: Im Jahr 2024 verließen 94 Unternehmen die Tokioter Börse, so viele wie seit 2013 nicht mehr.

Zweifel an Governance-Wirkung

Auch der Abbau von gegenseitigen Beteiligungen an Kunden und Partnern dürfte den Markt beeinflussen. Der Verband der Versicherer hatte seine Mitglieder 2024 aufgefordert, Anteile an Kunden und Partnern zu verkaufen. Damit weckte der Verband die Hoffnung von Aktionären auf Aktienrückkäufe und Dividenden, so dass dieser Sektor von allen 23 Topix-Subindizes mit +60% auf Jahressicht über drei Mal besser abschnitt als der Gesamtindex.

Verbesserte Führungen

UBS Securities betonen, dass die Eigenkapitalrenditen weiter steigen müssten, damit japanische Aktien weiter ausländische Investoren anlocken. Unterdessen meinten Capital Economics, dass sich die verbesserte Unternehmensführung kaum auf die Gewinne ausgewirkt habe. Von Ende 2012 bis Herbst 2024 hätten sich die Gewinnmargen außerhalb des Finanzsektors von 1,8% auf 5,8% verdreifacht. Aber der kleine Margenanstieg seit 2019 um nur rund einen Punkt gehe teilweise auf das Konto des schwachen Yen, während der Effekt der Governance kaum zu sehen sei. Weitere Steigerungen der Unternehmensgewinne sind nach Ansicht von Capital Economics nur mit höheren Umsätzen möglich, die man aber nur für schwer erreichbar hält.

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