Anlagestrategie

JPAM für Aktienmärkte zuversichtlich

J.P. Morgan Asset Management ist für Aktien zuversichtlich. Der Assetmanager rät im aktuellen Umfeld aber zu einer eher vorsichtigen Positionierung.

JPAM für Aktienmärkte zuversichtlich

ck Frankfurt

Nach Einschätzung von J.P. Morgan Asset Management (JPMAM) sollten sich Investoren in nächster Zeit eher vorsichtig positionieren. „Wir erleben einen kleinen Gezeitenwechsel“, sagte Tilmann Galler, Global Market Strategist von JPMAM, am Mittwoch anlässlich der J.P. Morgan Asset Management Academy. Das Momentum in der Wirtschaft und an den Kapitalmärkten schwäche sich ab. „Wir befinden uns im Übergang von einer V-förmigen Erholung in einen Mittzyklus.“

Weiterhin positives Umfeld

Galler betonte jedoch, dass das Umfeld positiv bleibe. Der Stratege verwies auf die erheblichen Überschussersparnisse und die aufgestaute Nachfrage der Verbraucher sowie darauf, dass es seitens der Unternehmen nicht nur eine hohe Investitionsbereitschaft gebe, sondern diese auch Geld in die Hand nähmen. Allerdings gebe es Risiken. Die Pandemie bzw. die Delta-Variante habe einen bremsenden Effekt. „Sie wird uns noch die nächsten Monate beschäftigen, unter anderem aufgrund der kälteren Jahreszeit.“ Das führe zur Abkühlung der Erholung im Dienstleistungssektor. Allerdings ermöglichten die Impferfolge mehr Kontakte und offene Volkswirtschaften. „Ich sehe nur eine Verzögerung der Erholung, aber nicht, dass sie entgleist.“ Es sei aber für die Investoren ein Signal, weiter zu diversifizieren. „Das ist nicht die Zeit für heroische Wetten.“

Als weiteres Risiko verwies Galler auf die Lieferengpässe, die die Wirtschaft verlangsamten und die Preise trieben. „Der Inflationsanstieg ist aber nicht rein vorübergehend, wie es die Zentralbanken glauben lassen wollen.“ Die Inflation sei in diesem Zyklus höher und auch strukturell höher als in vergangenen Zyklen, so Galler, der auf den Arbeitsmarkt verwies. Der Bedarf an Arbeitskräften sei enorm, die Löhne stiegen. Viele Unternehmen fänden die passenden Arbeitskräfte nicht. Das erhöhe die Inflationsgefahren strukturell. Mehr Gehalt führe zu mehr Nachfrage und damit zu steigenden Preisen. Die Zentralbanken werden Galler zufolge bis auf weiteres nicht die Zinsen erhöhen, auch wenn sie etwas Sorge wegen des Arbeitsmarkts hätten. Die Fed wird seiner Einschätzung nach ab Ende 2021 ihre Anleihekäufe zurückfahren und bis zum Sommer auf null reduzieren. Eine Zinserhöhung werde es frühestens im Dezember 2022 geben. Im November fänden die Kongresswahlen statt, die Fed werde sich nicht dem Verdacht aussetzen, Einfluss darauf genommen zu haben. Die Basiseinschätzung sei, dass die Fed ihren Leitzins im ersten Quartal 2023 anheben wird. Seitens der EZB werde auf der Zinsseite erst mal nichts passieren. Das kurze Zinsende bleibe in den nächsten 15 Monaten unten verankert, das lange Ende werde moderat nach oben gehen mit dem Ergebnis einer Zinsversteilerung.

Die Rahmenbedingungen für die Aktienmärkte bleiben Galler zufolge positiv. Die Dynamik in der Wirtschaft werde auch auf der Unternehmensseite sichtbar. Die Gewinnsteigerungen seien in diesem Jahr aufgrund der V-förmigen Erholung ex­zellent, das Gewinnmomentum be­ginne aber nachzulassen. 2022 werde es ein eher durchschnittliches Ge­winnwachstum geben, aber es werde eben Wachstum geben. Zudem seien die Bewertungen nicht exzessiv. Hinzu kämen steigende Dividenden und Rückkäufe. Vor allem Value sei at­traktiv. Es gebe weiter viele sehr gute Opportunitäten. Für Value versus Growth spricht Galler zufolge auch der Inflationsanstieg, weil Bank- und Rohstoffwerte davon profitieren.

Aufgrund des niedrigeren Wachstums und des unsicheren Umfelds sowie einer zu erwartenden höheren Volatilität riet Galler neben Diversifizierung dazu, die defensive Seite nicht zu vernachlässigen. U. a. empfahl er asiatische Investment-Grade-Anleihen. Hochzinsanleihen ermöglichten eine Absicherung gegen steigende Renditen. Ferner lasse sich mit Makrostrategien Stabilität ins Portfolio bringen, so Galler, der auch Wandelanleihen empfahl.

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