Anlagestrategie

Kaldemorgen warnt vor geopolitischen Risiken

Für den DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen sind Aktien 2022 erste Wahl. Allerdings ist er zuletzt etwas skeptischer geworden. Im Interview verweist er auf zunehmende geopolitische Risiken.

Kaldemorgen warnt vor geopolitischen Risiken

wbr Frankfurt

Den DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen hat in den letzten drei bis vier Wochen der Optimismus etwas verlassen. „Das Argument, Aktien seien alternativlos, ist angesichts der Unsicherheiten im nächsten Jahr mit Vorsicht zu genießen“, sagt der Anlageexperte im Interview der Börsen-Zeitung. Trotz erhöhter Risiken und des reduzierten Renditepotenzials seien Aktien aber auch 2022 erste Wahl.

Kaldemorgen beunruhigen insbesondere geopolitische Entwicklungen etwa in China, die für die Aktienmärkte zunehmend ein Risiko darstellen würden. „Zu China muss man ganz klar sagen, dass die Unternehmen stark durch die politische Richtung unter Druck kommen. Wenn zudem Firmen gezwungen werden, sich von der New Yorker Börse zu verabschieden, dann ist das ein schlechtes Signal für Investoren. Da finde ich in allen Regionen Aktien mit weniger Risiko.“

Die steigende Inflation beurteilt der 68-Jährige differenziert. Das Thema sei von der Fed lange Zeit heruntergespielt worden mit dem Hinweis auf vorübergehende Basiseffekte. „Zuletzt war die Fed unsicher geworden und hat nun den Zinserhöhungszyklus eingeleitet.“ Inflation sei an sich nicht negativ für Aktien, aber Unternehmen seien empfindlich, wenn es steigende Zinsen gebe. „Es ist mit der Inflation so wie mit der Infektionsrate bei Covid. Die Kurve verläuft in Wellen. Ich bin mir sicher, dass nach einem ersten Abflauen der Inflation eine zweite Welle der Preissteigerung anrollen wird. Das liegt auch an den zu erwartenden höheren Lohnforderungen der Gewerkschaften“, sagt Kaldemorgen.

Angesichts potenziell steigender Zinsen hat sich der DWS-Manager in seinem Mischfonds von Schwellenländer- und Unternehmensanleihen verabschiedet und sich auf kurzlaufende Staatsanleihen konzentriert. Dabei setzt er einen Schwerpunkt auf den Dollar und die norwegische Krone. „Bei Anleihen geht es aber nicht um Performance, sie sind für mich Ersatz für Cash.“ Physisches Gold betrachtet Kaldemorgen nicht als Rohstoff-Investment, sondern als eine alternative Währung, die einen gewissen Schutz vor geopolitischen Krisen biete. „Angesichts der Beobachtung, dass der Ton in der Weltpolitik aggressiver geworden ist, braucht man einen solchen sicheren Hafen.“

Interview Seite 13

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