Kapitalmarktausblick von Nomura

Inflation als Kurstreiber

Nomura Asset Management hat einen ungewöhnlichen Treiber für künftige Kursgewinne japanischer Aktien ausgemacht: die höhere Teuerungsrate.

Inflation als Kurstreiber

Nomura Asset Management sieht Inflation als Kurstreiber

Tempo der Aktienrückkäufe beschleunigt sich in Japan

hip London

Nomura Asset Management hat einen ungewöhnlichen Treiber für künftige Kursgewinne japanischer Aktien ausgemacht: die höhere Teuerungsrate. Trotz der jüngsten Turbulenzen an der Tokioter Börse rechnet Yuichi Murao, der bei dem japanischen Geldhaus für Dividendentitel zuständige Anlagechef, mit einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung.

Bei einem Pressegespräch in London verwies er auf die sich verändernden Inflationserwartungen im Reich der aufgehenden Sonne. Die Arbeitnehmer seien lange Zeit davon ausgegangen, dass die Löhne nicht steigen werden. Nun beginnen sie Murao zufolge sich von dieser Vorstellung zu verabschieden. Das sei ein sehr wichtiger Faktor, der den Konsum unterstütze.

Steigende Realeinkommen

„Japan hat eine sehr schleppende Erholung von der Pandemie hinter sich“, sagte Murao. „Nun nimmt das Wirtschaftswachstum auf realer Ebene endlich Fahrt auf. Bis vor kurzem war das reale Haushaltseinkommenswachstum negativ. Im zweiten Quartal war es positiv.“ Wenn Menschen davon ausgehen, dass ihre Einkommen steigen, sind sie auch eher bereit, steigende Preise zu akzeptieren.

Überalterung der Gesellschaft

Und bei den Preisen mache sich ein seit langem bekanntes strukturelles Problem Japans bemerkbar, erklärte Murao: die Überalterung der Gesellschaft. Es seien die Arbeitskosten, die den Preisauftrieb befeuerten, nicht etwa bestimmte Waren. Das sehe man etwa daran, dass bei den Erzeugerpreisen Dienstleistungen der Inflationstreiber seien. „Der Arbeitskräftemangel manifestiert sich“, sagte Murao. Er sei ein wichtiger Anreiz für Investitionen.

Weitere Aktienrückkäufe

Daneben wirkten sich auch die von der Tokyo Stock Exchange im vergangenen März angestoßenen Reformen bei der Corporate Governance positiv aus. „Die Veränderungen in der Eigentümerstruktur haben einen Kipppunkt erreicht“, sagte der Chief Investment Officer. „Das Gleichgewicht hat sich zugunsten der aktiven Investoren verschoben.“

„Das Tempo der Aktienrückkäufe beschleunigt sich“, sagte Murao. Dabei gehe der Verschuldungsgrad weiter zurück, weil das Gewinnwachstum so stark sei. Es gebe deshalb noch Platz auf den Bilanzen für weitere Rückkäufe.

Noch ein Zinsschritt erwartet

Die Leitzinserhöhung der Bank of Japan war aus Sicht Muraos nicht der Grund für die jüngsten Kurskapriolen. Unmittelbar nach der Bekanntgabe des Zinsentscheids habe sich am Markt nicht viel getan. Spekulationen, die USA könnten japanischen Technologiefirmen erlauben, weiter Geschäfte mit der Volksrepublik China zu machen, hätten sogar ein bisschen positive Stimmung geschaffen. Aus seiner Sicht waren Ängste vor einer US-Rezession der wesentliche Belastungsfaktor.

„Die Bank of Japan könnte den Leitzins vor dem Jahresende oder im Auftaktquartal 2025 um weitere 25 Basispunkte erhöhen“, sagte Murao.

Wenn sie zuversichtlicher werde, was das Lohnwachstum angehe, seien weitere Zinsschritte möglich. „Wir erwarten aber nicht, dass die Bank of Japan die Zinsen aggressiv erhöhen wird“, fügte er bei dem Pressegespräch hinzu.

Zinsabstand von über 4 Prozent

Er rechne nicht damit, dass sich der Zinsabstand zwischen Japan und den USA in absehbarer Zeit auf 2% bis 3% verringern werde. „Historisch betrachtet hatte der Carry Trade einen Sinn, wenn der Zinsabstand mindestens 4% betrug“, sagte Murao. Bis Mitte kommenden Jahres sollte er sich seiner Meinung nach auf mehr als 4% belaufen.

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