Künstliche Intelligenz anders spielen
Künstliche Intelligenz mal anders
Die hohe Bewertung und Entwicklung der großen amerikanischen Technologiewerte erinnert die Privatbank-Tochter von BNP Paribas an die Internetblase im Jahr 2000 und die Nifty Fifty in den 70ern. Sie rät deshalb dazu, das KI-Thema anders zu spielen und auf Branchen zu setzen, die von KI profitieren oder ihr dienen.
Anlagestrategien
BNP Paribas Wealth Management rät zur Diversifizierung abseits der Magnificent Seven
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Gesche Wüpper, Paris
Es ist einer der aktuelle Megatrends. Künstliche Intelligenz (KI) gehört auch zu den sechs Investmentthemen, zu denen die Experten von BNP Paribas Wealth Management im nächsten Jahr raten. Allerdings empfehlen sie Investoren, das Thema anders auszuspielen und sich zu diversifizieren, statt nur auf die großen Technologiewerte zu setzen.
„Wir sind erst am Anfang der KI. Es ist heute sehr schwierig, vorherzusagen, wer langfristig zu den Champions in diesem Bereich gehören wird“, sagt Chief Investment Officer Edmund Shing. Viele Anleger würden Google bei KI Google vorne sehen. „Aber es ist nicht sicher, dass die Unternehmen, die heute führend sind, auch wirklich in Zukunft die Gewinner sein werden. Sie können noch von anderen mit disruptiven Technologien überholt werden.“
Phänomen wie zuletzt 2000
Als Beispiel für ein Unternehmen, das einst in seinem Bereich vorne lag, inzwischen jedoch in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht ist, nennt Shing Nokia. Einst führend bei Handys spielt der Konzern auf dem Markt dafür inzwischen so gut wie keine Rolle mehr, seit Apple mit seinem Iphone den Markt revolutionierte.
Die spektakuläre Entwicklung der sogenannten Magnificent Seven – die großen amerikanischen Technologiewerte Amazon, Apple, Google, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla – habe eine Konzentration der weltweiten Investmentportfolios in diese Werte nach sich gezogen, gibt BNP Paribas Wealth Management zu bedenken. Ein solches Phänomen sei das letzte Mal mit der Internetblase des Jahres 2000 und mit der Episode der Nifty Fifty in den 70ern beobachtet worden.
„In beiden Fällen sind die Kurse der Gruppen der gefragten Werte, die extreme Bewertungen erreicht haben, in den folgenden Jahren eingebrochen, was zu großen Verlusten geführt hat“, warnt die Privatbanktochter von BNP.
„KI ist superwichtig“, sagt Shing. „Aber man sollte seine Investitionen diversifizieren und nicht nur auf die großen Unternehmen setzen.“ Deshalb rät er dazu, auf andere Unternehmen und Branchen zu setzen, die von KI profitieren werden oder die KI-Akteuren Zubehör und Dienstleistungen liefern.
„Man kann etwa auf die Halbleiterbranche wetten, weil man weiß, dass die KI viele Chips und Prozessoren benötigt“, sagt der Investmentstratege. Im Zusammenhang mit KI hält er auch Cybersicherheit, Cloud Computing und Data Center für interessant. Viele Vorteile durch KI dürften das das Gesundheitswesen, professionelle Dienstleistungen und die industrielle Automatisierung haben. KI könne helfen, Kosten und Dauer der Entwicklung neuer Medikamente zu senken, sagt Isabelle Enos, die bei BNP Paribas Banque Privé France für die Investmentstrategie zuständig ist.
Im Zusammenhang mit KI rät BNP Paribas Wealth Management auch zu internationalen Aktien außerhalb der USA, etwa aus der Eurozone, Großbritannien, Japan und Wachstumsmärkten abgesehen von China. „Ich glaube, dass es ein Fehler ist, zu denken, alles spiele sich nur in den USA ab“, sagt Shing. Es gäbe in Europa noch immer viele Spitzenkräfte, in Deutschland und Frankreich, im Umfeld von renommierten Hochschulen in Paris, Grenoble, Stockholm und dem Imperial College.
Investitionen diversifizieren
Als größtes Risiko für ihr KI-Thema sehen die Experten von BNP Paribas
Wealth Management die schwer vorhersehbare Länge von Investitionsblasen. Manchmal könnten sie länger dauern, als Investoren dächten. Sollte dies der Fall sein, könnten die Magnificent Seven theoretisch noch länger dominieren.
Zu den anderen Investitionsthemen, die die BNP-Tochter 2024 für wichtig hält, gehören neben einer allgemeinen Diversifizierung die Dekarbonisierung, die Elektrifizierung, das Ende der unipolaren Welt und die Gesundheitsbranche. Wegen der alternden Bevölkerung und der Zunahme von Übergewichtigen das Risiko für chronische Krankheiten steigt.
Neben traditionellen Aktien und Anleihen sollten Investoren auf andere Anlagen setzen, etwa Gold und Edel-Industriemetalle wie Silber und Platin, rät der Chief Investment Advisor von BGL BNP Paribas, Guy Ertz. Sie profitieren auch von den geopolitischen Spannungen, der Renovierungstendenz und der Energiewende.