Anleihemärkte

Kurzlaufende Bonds als Favorit

Im gegenwärtigen Umfeld favorisiert J.P. Morgan Asset Management kurzlaufende Bonds und hat dabei Unternehmensanleihen mit Investment Grade im Blick, aber auch US-Treasuries.

Kurzlaufende Bonds als Favorit

kjo Frankfurt

Die Kombination aus anhaltend hoher Inflation und verlangsamtem Wachstum könnte die Zentralbanken vor ein unlösbares Rätsel stellen. Werden sie gezwungen sein, zwischen der Abwendung einer Rezession und dem Erreichen ihrer Inflationsziele im nächsten Jahr zu wählen? „Im Moment sagen uns die Zentralbanker, dass die Eindämmung der Inflation ihre oberste Priorität ist. Wir sind der Ansicht, dass ein Rückgang der Kerninflation auf 4% oder weniger den politischen Entscheidungsträgern die nötige Flexibilität gibt, um das Tempo der Straffung zu verlangsamen und sicherzustellen, dass eine Verlangsamung des Arbeitsmarktes nicht zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führt“, sagt Bob Michele, Global Head of Fixed Income, Currency & Commodities bei J.P. Morgan Asset Management (JPMAM).

Wenn die Kerninflation noch weiter falle – auf 3% –, sollte das für die Zentralbanker ein Grund sein, die Straffung der Geldpolitik zu unterbrechen. „Aber wenn wir ins nächste Jahr kommen und die Kerninflation über 4% bleibt, werden sie gezwungen sein, die Zinsen stärker anzuheben, als der Markt erwartet, unabhängig davon, wo die Arbeitslosigkeit liegt“, führt der Experte in seiner aktuellen Zinseinschätzung aus.

Da sich sowohl die Zinssätze als auch die Kredite im vergangenen Monat stabilisiert haben, ist der Assetmanager der Ansicht, dass dies eine Gelegenheit sein könnte, die Portfolios auf größere Risikoszenarien vorzubereiten. Folglich sind bei JPMAM Anleihen mit hoher Qualität und kurzer Laufzeit der Favorit. Kurzfristige Investment-Grade-Unternehmensanleihen und verbriefte Kredite können laut Michele attraktive Renditen mit begrenztem Risiko bieten. Auch Staatsanleihen werden als eine Möglichkeit angesehen, die Duration zu erhöhen. „Die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen haben sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt und sollten bei einer Rendite von über 3% einige Vorteile für die Flucht in die Qualität bieten“, sagt Michele. Sollten sich die Erwartungen der Fed in Richtung eines höheren Endkurses verschieben, würde nach Ansicht des Fixed-Income-Experten das vordere Ende des Treasury-Marktes den größten Teil der Preisanpassung absorbieren, während das hintere Ende stabil bleiben würde. Lokale Staatsanleihen der Emerging Markets (EM) seien ebenfalls auf Interesse gestoßen, da die Zentralbanken der EM in den vergangenen 18 Monaten die Zinsen angehoben hätten und diesen Märkten wieder eine gewisse reale Rendite beschert hätten.

Dramatische Neubewertung

„Auch wenn die Zentralbanker sagen, dass sie über die Instrumente verfügen, um eine weiche Landung herbeizuführen, wäre die Bekämpfung einer Inflation auf Hochs von Jahrzehnten oder die Rücknahme der größten geldpolitischen Lockerung in der modernen Geschichte jeweils für sich genommen ein Meilenstein, und die Entscheidungsträger müssen mit beidem fertig werden“, so Michele weiter. Die Märkte hätten eine dramatische Neubewertung durchlaufen und sollten bei den derzeitigen Bewertungen in der Lage sein, entweder eine Wachstumsverlangsamung oder eine kurze, seichte Rezession zu verkraften. „Für uns sieht das alles zu erstrebenswert aus.“