Metzler gibt Aktien den Vorzug

Bankhaus: Italiens Strukturprobleme das größte Risiko für die Eurozone

Metzler gibt Aktien den Vorzug

Das Bankhaus Metzler setzt weiterhin auf Aktien und bevorzugt Europa und die Emerging Markets als Anlageregionen. Sorgen bereiten dem Institut die Strukturprobleme Italiens, die es als das größte Risiko für die Eurozone ansieht.ck Frankfurt – Das Bankhaus Metzler setzt auch für das Jahr 2018 auf Aktien, während es die Aussichten der Rentenmärkte skeptisch beurteilt. “Wie halten an unserem positiven Ausblick für Aktien fest”, sagte Emmerich Müller, Partner des Bankhauses und für das Private Banking verantwortlich. Das größte Ertragspotenzial hätten weiterhin Aktien aus Europa und den Schwellenländern. US-Titel hingegen würden in den kommenden Jahren aufgrund ihrer hohen Bewertung wahrscheinlich schlechter abschneiden und würden daher in den Portfolios von Metzler Private Banking untergewichtet. US-Aktien sehr teuerNach dem Anstieg der zurückliegenden Jahre stelle sich angesichts der Bewertungsniveaus die Frage, ob eine Blase vorliege, so Frank Endres, Leiter des Portfoliomanagements. Der US-Markt sei mit einem Kurs-Cash-flow-Verhältnis von 20,1 sehr teuer, während andere Regionen, darunter Europa mit 11,4, durchschnittlich bis anspruchsvoll bewertet seien. Die Bewertung sei allerdings kein guter Timing-Indikator. Teure Märkte könnten durchaus länger teuer bleiben. Angesicht des insgesamt anspruchsvollen Bewertungsniveaus der globalen Aktienmärkte sein ein gutes Szenario Voraussetzung für weiter steigende Kurse. “Wir haben derzeit ein gutes Szenario”, so Endres. Die Frage sei aber, wie belastbar das Szenario eines tollen Wachstums ohne Überhitzungserscheinungen sei. In sehr guter VerfassungDerzeit befinde sich die Weltwirtschaft in einer sehr guten Verfassung. Allerdings werde in den deutlich gerückten Inflationserwartungen nicht berücksichtigt, dass der Basiseffekt des Ölpreisrückgangs des Jahrs 2016 im ersten Halbjahr 2018 auslaufe. Dadurch werde der zyklische Effekt der guten Konjunktursituation wieder zum Tragen kommen, so Endres, der einen leichten Anstieg der Inflationsraten und Anleihezinsen prognostizierte. In den USA sähen fast alle Daten gut aus, derzeit seien keine Rezessionssignale zu beobachten. Das Bankhaus Metzler hat den Aktienanteil im Portfolio zuletzt auf 66 % zurückgefahren, dies allerdings durch die Trennung von Titeln, die den Fair Value erreicht haben. Der Anteil soll wieder auf 72 bis 74 % erhöht werden.Endres zufolge erwartet das Bankhaus ein Wachstum der Unternehmensgewinne zwischen 7 und 8 %. Das sei auch das Potenzial für den Aktienmarkt. “Wir gehen nicht von einer Bewertungsexpansion aus.” Anleihen seien angesichts eines erwarteten moderaten Zinsanstiegs kurzfristig kein Risiko. Langfristig sei das Chance-Risiko-Verhältnis negativ. “Es gibt langfristige hohe Risiken bei null Chancen.” Angesagt sei eine defensive Aufstellung. Die Duration des Anleiheportfolios beträgt lediglich drei Jahre. Reformen nicht angepacktDie konjunkturelle Dynamik des Euroraums überrasche, so Timo Schwietering, Leiter der Kapitalmarktanalyse. Die gute Entwicklung verdecke allerdings Probleme bzw. große Unterschiede innerhalb Europas. Sorgen bereiten dem Bankhaus insbesondere die strukturellen Probleme Italiens, das Schwietering als “Achillesferse des Euroraums” bezeichnete. Italien sei das einzige Land des Euroraums, in dem das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf seit 1999 gesunken sei. Probleme seien der sehr hohe Bestand an notleidenden Krediten, der sehr verkrustete und unflexible Arbeitsmarkt, sehr lang dauernde und teure Rechtsstreitigkeiten und Korruption.Es sei zu befürchten, dass die nächste Parlamentswahl keine für durchgreifende Reformen hinreichend starke Regierung hervorbringe. Dass Reformen nicht angepackt würden, sei schade, weil das Zeitfenster für den Schuldenabbau angesichts niedriger Zinsen günstig sei. Auf Sicht bestehe das Risiko, dass bei steigenden Zinsen der Anteil der Zinsausgaben an den Einnahmen (derzeit 8,1 %) die kritische Marke von 10 % erreicht.