Kapitalmarktausblick

Metzler sieht Risiken bei der Trump-Rally

Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten erhöht aus Sicht des Bankhauses Metzler die Risiken, die für ein Soft Landing der Konjunktur bestehen. Denn viele seiner geplanten Maßnahmen könnten die Inflation anheizen und die Fed zwingen, bei den Leitzinsen zu reagieren. Dies würde die Aktienrally ausbremsen. In jedem Fall sei eine weiche Landung „ein fragiler Zustand“.

Metzler sieht Risiken bei der Trump-Rally

Metzler sieht Risiken bei der Trump-Rally

Aktien bleiben erste Wahl – Bei Big Tech trotz hoher Bewertungen keine Blase – Inflation wird zu einer Gefahr

Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten erhöht aus Sicht des Bankhauses Metzler die Risiken, die für ein Soft Landing der Konjunktur bestehen. Denn viele seiner geplanten Maßnahmen könnten die Inflation anheizen und die Fed zwingen, bei den Leitzinsen zu reagieren. Dies würde die Aktienrally ausbremsen. In jedem Fall sei eine weiche Landung „ein fragiler Zustand“.

hei Frankfurt

Die Kapitalmarktexperten von Metzler Private Banking gehen davon aus, dass die Aktienrally, die mit der Wahl von Donald Trump vor allem an den US-Börsen erneut gezündet wurde, weitergeht. Sie würden daher Aktien in der Vermögensbildung übergewichten, mit rund 70%, und innerhalb der Assetklasse US-Titel mit knapp 40%, gefolgt von deutschen Werten mit immerhin gut einem Fünftel. In jedem Fall, so Frank Endres, Leiter Portfoliomanagement, sei es aufgrund von Unsicherheitsfaktoren jedenfalls nicht anzuraten, alle Eier in einen Korb zulegen. Daher solle ein Aktienportfolio europäische Werte insgesamt ebenfalls stark berücksichtigen und hier breiter streuen. Grundsätzlich habe der kommende US-Präsident mit möglichen Steuersenkungen und Deregulierungsmaßnahmen ein wachstumsfreundliches Umfeld für die US-Wirtschaft angekündigt. Diese steuere daher nach wie vor auf eine „weiche Landung“ zu, bei der die Konjunktur etwas abkühlt und die Inflation „wieder in den Zielbereich der Notenbank rückt“, glaubt Carolin Schulze Palstring, Leiterin Strategie und Research.

Zölle wirken preistreibend

Allerdings sei dies in aller Regel ein „fragiler Zustand", der schnell entweder in eine Rezession abgleiten oder auch in Einzelfällen in einen Wiederanstieg der Inflation münden könnte. Die Risiken für letzteres sind aus Ihrer Sicht nach Trumps Wahl allerdings gestiegen. Vor allem die geplanten Zölle und auch vergleichsweise drastische Maßnahmen in der Migrationspolitik seien geeignet, Preissteigerungs- und Lohndruck auszulösen. Je nachdem, wann diese greifen sollten, könnte die US-Notenbank in ihrem laufenden Zinssenkungszyklus ausgebremst werden. Einen weiteren Zinsschritt der Fed in diesem Jahr hat Metzler noch fest auf der Rechnung, danach sei die weitere Entwicklung offen.

Hohe Renditen „aushaltbar“

Auf Sicht von zwölf Monaten rechnet Michael Mayer, Leiter Kapitalmarktanalyse, für die Eurozone mit einem Einlagenzins von 2% und in den USA mit einem Leitzins von 4%. Entsprechend dürften sich die Renditen der 10-jährigen Titel entwickeln, wo die Bundesanleihen Ende 2025 mit 2,5 bis 3% rentieren sollten, 10-jährige US-Treasuries dagegen mit 4,5 bis 5%. Die Differenz spiegelt unter anderem den hohen Finanzierungsbedarf in den USA, wo die Staatsschuldenquote von aktuell 120% bei einem anhaltend hohen öffentlichen Haushaltsdefizit in den kommenden Jahren eher noch steigen dürfte.

Diese hohen Renditen sollten am Aktienmarkt „aushaltbar sein, solange die Konjunktur mitspielt", betont Endres. Bereits die jüngste Entwicklung habe gezeigt, dass ein starker Anstieg der Renditen der Wirtschaft „offenbar nichts anhaben kann“ und somit auch den Aktien nicht.

Generell sind die Experten trotz der in den USA inzwischen erreichten hohen Bewertung mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22 auf Basis der kommenden zwölf Monate nicht besorgt, dass dies schon eine Bewertungsblase bei den Aktien darstellen könne. Denn obwohl die sogenannten Glorreichen Sieben die US-Börsen von einem Rekordhoch zum nächsten führten und für sich genommen, wären sie ein eigener Aktienmarkt, zusammen genommen den „drittgrößten der Welt“ bildeten, sei dies durch eine herausragende Gewinnentwicklung unterlegt, so Endres. Man sehe, dass die USA mit insgesamt 70 Bill. Dollar nicht nur die weltweite Marktkapitalisierung mit Abstand anführten, sondern die Unternehmensgewinne auch Schritten hielten.

Ins Kraut geschossen

Allerdings schießen die Erwartungen nach seiner Einschätzung etwas ins Kraut. Während Marktteilnehmer insgesamt davon ausgehen, dass die Unternehmensgewinne in den USA im kommenden Jahr um knapp 15% steigen, rechnet Metzler mit einer Spanne von 6 bis 9,5%. Vor allem die Erwartungen an die anderen Sektoren jenseits von Tech-Werten seien zu hoch und auch letztere hätten „Enttäuschungspotenzial“. Für Europa wird ein Wachstum der Unternehmensgewinne von 5 bis 8% ins Kalkül gezogen.

Schlag für Europa

Gerhard Wiesheu, Vorstandsprecher des Bankhauses, wies darauf hin, dass Deutschland und Europa von einer absehbar protektionistischen US-Handelspolitik womöglich stärker getroffen würden als die USA selbst. Denn Hemmnisse für den chinesischen Export in die Vereinigten Staaten würden auch dazu führen, dass eine geschwächte Wirtschaft im Reich der Mitte weniger deutsche Exportprodukte nachfragen dürfte. Grundsätzlich glaubt man bei Metzler, dass Trump mit seinem „America-first“-Ansatz darauf achten wird, mögliche Kollateralschäden im eigenen Land in Grenzen zu halten.

Insbesondere im wirtschaftlich so bedeutenden Technologiesektor sei zu erwarten, dass Software-Unternehmen kaum von geopolitische veranlassten Restriktionen betroffen seien, eher schon Halbleiterproduzenten.

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