Lateinamerikanische Währungen

Mexiko kann sich noch nicht von der Fed lösen

Die mexikanische Notenbank strebt die Unabhängigkeit von der US-Zentralbank Federal Reserve an. Das dürfte ihr aber noch nicht gelingen.

Mexiko kann sich noch nicht von der Fed lösen

Von Stefan Grothaus*)

Die US-Notenbank hat mit ihrer Entscheidung, die Zielspanne für Fed Funds um 25 Basispunkte (BP) anzuheben, auch für die Währungshüter in Mexiko eine Marke gesetzt. Bei den sechs letzten Entscheidungen war Banco de México (Banxico) immer exakt den Vorgaben der Fed gefolgt. Da allerdings in Mexiko die Geldpolitik bereits zuvor deutlicher auf die Bremse getreten war, liegt hier der Leitzins schon jetzt mit 10,5% klar oberhalb der Inflationsrate und auf einem restriktiven Kurs. Allerdings haben zum Jahresauftakt­ die Preiszahlen in Mexiko eher enttäuscht. Nachdem sich zum Jahresende 2022 in der Gesamt­rate, aber auch bei der Kernrate­ eine Wende nach unten andeutete, stiegen die Preise in der ersten Januarhälfte wieder deutlicher an und machten so einige Hoffnungen­ zunichte. Kurz vor der Zinsentscheidung am kommenden Donnerstag­ werden dann noch die Preiszahlen für den gesamten Januar­ und die zweite Monatshälfte veröffentlicht. Dass diese dann noch die Entscheidung der Notenbank­ bewegen, erscheint zwar wenig wahrscheinlich, die Wortwahl zur Sitzung könnte aber noch einen anderen Tonfall bekommen.

Der Banco de México will unabhängiger von der Fed werden, es gelingt nur nicht. Von Seiten der Notenbankvertreter kamen schon seit einiger Zeit Kommentare, wonach sich die mexikanische Geldpolitik wieder von den Fed-Entscheidungen abkoppeln könnte. Zumindest für die anstehende Sitzung ist aber wohl erneut mit einer Zinserhöhung mit der gleichen Schrittweite wie bei der Fed zu rechnen. Während sich in den USA die Preiszahlen klar aufgehellt haben, zeigte sich in Mexiko noch keine eindeutige Wende zum Besseren. Gemäß einer Erhebung der Notenbank bei Wirtschaftsexperten haben sich die Erwartungen für die Inflationsentwicklung in diesem Jahr leicht eingetrübt und für das Jahresende wird nunmehr eine Rate von 5,2% gegenüber Vorjahr vermutet. Gegenüber der Inflationsrate von 7,9% gegenüber Vorjahr­ aus der ersten Januarhälfte wäre dies noch immer eine deutliche Verbesserung. Die Zielspanne der Zentralbank von 2% bis 4% würde aber weiterhin deutlich verletzt­ werden. Erst für Ende 2024 erwarten die Befragten wieder einen Preisauftrieb am oberen Rand der Spanne. Wenn es ein positives Signal aus dieser Erhebung gibt, so ist es die leichte Entspannung bei den Inflationserwartungen auf Sicht von ein bis vier Jahren, nämlich von 3,8% nach zuvor 4,0%.

Die aktuell etwas eingetrübten Preiszahlen sprechen zwar dafür, dass dem Zinsschritt im Februar noch ein weiterer Schritt im März folgen könnte. Allerdings haben uns die leicht aufgehellten mittelfristigen Inflationserwartungen dazu bewogen, noch an unserer Einschätzung festzuhalten, dass die anstehende Zinserhöhung die letzte sein wird. Hier wird die Stellungnahme nach der Sitzung mehr Klarheit bringen.

Die Geldpolitik in Mexiko ist derzeit als deutlich bremsend einzustufen, zumindest wenn als Indikator der mit den Inflationserwartungen berechnete reale Leitzins herangezogen wird. Inzwischen muss daher auch das Thema Zinssenkungen verstärkt ins Auge gefasst werden. Im letzten Zinshoch blieb der Leitzins 2018 bis 2019 über drei Quartale auf dem damaligen Hoch von 8,25%. Zum Zeitpunkt der ersten Zinssenkung im August 2019 lag die Kernrate der Inflation schon länger stabil innerhalb der Zielspanne von 2% bis 4%, und in der Erhebung der Notenbank wurde damals mit Blick auf die folgenden zwölf Monate ein Preisanstieg innerhalb dieser Spanne vermutet. Solche Zahlen erscheinen derzeit zwar noch weit entfernt und sie dürften auch auf Jahressicht noch nicht erreicht sein. Angesichts des deutlich höheren Leitzinsniveaus dürfte eine erste Lockerung jedoch schon bei weniger ambitionierten Zahlen möglich sein. In den Terminkontrakten ist eine erste Zinssenkung sogar bereits für den Herbst eingepreist, was allerdings vor allem einer ähnlichen Erwartung für die US-Notenbank geschuldet sein dürfte.

Dass Banxico der Fed auch auf ihrem Zinsweg nach unten folgt, ist trotz aller Bekundungen von mexikanischer Seite einer eigenständigen Geldpolitik nicht auszuschließen. Insbesondere falls die Fed entgegen unserer Einschätzung bereits in diesem Jahr die Zinsen lockert, sollte Banxico schnell folgen. Der nach dem zu erwartenden Zinsschritt wieder bei 600 BP liegende Leitzinsabstand zwischen den beiden Währungsräumen bedeutet historisch ein hohes Niveau und sollte tendenziell abgebaut werden, wie es bereits am Anleihemarkt vorgezeichnet ist. Einer ersten Zinssenkung zum Jahresauftakt 2024 sollten in Mexiko dann recht zügig weitere Schritte nach unten folgen.

Die Andeutung, dass die Zinserhöhungen abgeschlossen werden, könnten den Peso belasten. Der Peso zeigte sich in den ersten Wochen des Jahres, das für Emerging-Market-Währungen bisher gut verlief, ebenfalls merklich fester. Das Währungspaar Dollar-Peso schaffte es sogar kurzfristig, das Vor-Corona-Tief vom Februar 2020 zu unterschreiten. Da wir davon ausgehen, dass die Notenbank nach der anstehenden Sitzung zumindest Andeutungen in Richtung eines Endes der Zinserhöhungen verbreiten sollte, ist vom Peso kurzfristig­ nicht mehr viel zu erwarten. Die von uns erwartete Rückkehr in den Bereich rund um die Marke von 20 Peso je Dollar scheint aber angesichts der positiven Emerging-Market-Stimmung ebenfalls etwas länger auf sich warten zu lassen. Auf Jahressicht dürften dann die Präsidentschaftswahlen Mitte 2024 die politische Landschaft bestimmen und könnten auch für eine gewisse Verunsicherung beim Peso sorgen.

*) Stefan Grothaus ist Senior-Analyst Devisen der DZ Bank.