Musik-Streamingdienst vergeigt Hongkong-Debüt
nh Schanghai
Chinas beinharte Regulierungskampagne im Technologiesektor hat dem Risikoappetit der Anleger im Hongkonger Markt für Initial Public Offerings (IPO) offenbar stark zugesetzt. Am Donnerstag hat sich der zum chinesischen Internetkonzern Netease gehörende Musik-Streamingdienst Cloud Village mit seinem Handelsdebüt jedenfalls schwergetan, die Investoren in positive Schwingungen zu versetzen. Die zu 205 HK-Dollar an den Start gegangene Aktie schloss mit einem leichten Tagesverlust von 2,5% auf 119,9 HK-Dollar.
Dem Netease-IPO kommt insofern eine besondere Bedeutung zu, als es sich um das erste chinesische Unternehmen aus dem Technologiesektor handelt, das seit den im Juli drastisch verschärften Cybersecurity- und Datenschutzbestimmungen der chinesischen Regierung wieder einen Durchschlupf an einer Börse jenseits des Festlandes gefunden hat. Im Juli hatte Peking im direkten Nachgang zum IPO des Fahrdienstriesen Didi an der New Yorker Börse neue Spielregeln und Genehmigungshürden für chinesische Börsengänge in den USA und Hongkong aufgestellt, die zu einer gewaltigen Verunsicherung geführt haben.
Cloud Village hatte ursprünglich bereits im August ein IPO über geplante 1 Mrd. Dollar Kapitalaufnahme angekündigt, musste die Pläne im Zuge der Abverkaufswelle von chinesischen Tech-Werten und regulatorischer Unsicherheit aber wieder zurückstellen. Beim neuen Anlauf präsentierte sich der Netease-Ableger dann mit einer stark reduzierten Kapitalaufnahme von nur noch 420 Mill. Dollar und setzte auch den Emissionspreis vergleichsweise vorsichtig in der Mitte der avisierten Spanne fest. Dies scheint aber nicht ausgereicht zu haben, um die grundsätzlichen Vorbehalte der Anleger gegenüber Börsenneulingen aus dem Internetsektor zu überwinden. In den kommenden Wochen werden mit Sensetime (künstliche Intelligenz) und Weibo (Social Media) zwei weitere chinesische Technologiefirmen das Marktklima für Listings in Hongkong testen.