Ausländischen Anlegern im chinesischen Aktienmarkt winkt erstmals eine direkte Zugangsmöglichkeit zu ausgewählten Werten des als Star Market bezeichneten Science and Technology Board an der Shanghai Stock Exchange. Anfang Februar wurde ein Dutzend am Star Market gelisteter Werte in die Stock Connect System genannte Handelsverknüpfung der Börsen in Schanghai und Shenzhen mit der Hongkonger Börse aufgenommen. Für ausländische institutionelle Investoren hat sich das Stock Connect unter Nutzung der dortigen Brokerverbindungen bereits als bequeme Zugangsschiene für einen Handel mit den als A-Aktien bezeichneten Werten auf dem Festland erwiesen.

Der zur Jahresmitte 2019 neu aufgezogene Star Market hat sich dank eines vereinfachten und liberalisierten Listingverfahrens zu einer wichtigen Bühne für Initial Public Offerings (IPO) aus dem chinesischen Technologiesektor und anderen Wachstumsbranchen gemausert. Damit können chinesische Start-up-Firmen, die nicht die Voraussetzungen für ein IPO am Offshore-Platz Hongkong oder für einen Gang an die Wall Street erfüllen, erstmals in heimischen Gefilden einen raschen Zugang zum Aktienkapitalmarkt finden. Dort stoßen sie auf eine frenetische Resonanz heimischer Anleger.

Angesichts der Begeisterung chinesischer Retail-Anleger für Neuemissionen hat sich der Star Market bislang allerdings als wilder Tummelplatz erwiesen, der himmelschreiende Bewertungsrelationen für Börsen-Newcomer erlaubt. Chinas Regulatoren erhoffen sich nun, durch die neue Zugangsschiene mehr institutionelles Kapital anziehen zu können, um das Marktgeschehen zu stabilisieren. Für einen breiteren Einstieg globaler Assetmanager bedarf es aber noch einer Aufnahme der über das Stock Connect handelbaren Star-Market-Werte in Benchmarks führender Indexanbieter. Dem Vernehmen nach wird FTSE Russell die entsprechenden Aktien ab dem 22. März in ihren globalen Index einziehen lassen, während MSCI im Mai eine Aufnahme dieser Werte in den MSCI China Index plant.

Seit Juli 2019 wurden insgesamt 225 Firmen am Star Market neu notiert und haben über IPOs eine Kapitalaufnahme von 318 Mrd. Yuan (gut 40 Mrd. Euro) getätigt. Dies hat wesentlich dazu beigetragen, dass Chinas Festlandbörsen im weltweiten IPO-Ranking auf die vorderen Plätze gerückt sind. Allerdings war es dem Star Market nicht vergönnt, im Tandem mit Hongkong den weltgrößten Börsengang zu beherbergen. Anfang November wurde das geplante IPO des Fintech-Riesen Ant Group im Umfang von mehr als 37 Mrd. Dollar in letzter Minute von chinesischen Finanzregulatoren abgeblasen. Nach dem Debakel mit dem Ant-IPO hat sich das Emissionstempo am Star Market verlangsamt, da die Shanghai Stock Exchange eine Verschärfung der Prospektinformationspflichten veranlasst hat. Dies hat eine ganze Reihe von Emissionskandidaten zum Rückzug ihrer Listinganträge veranlasst. Dennoch befinden sich zum Stand Ende Januar noch 200 chinesische Firmen auf der Warteliste für eine regulatorische Freigabe zum IPO am Star Market.