Bundesanleihen

Nur gucken, nicht anfassen!

Die zehnjährige Bundrendite ist wieder in den positiven Bereich zurückgekehrt. Doch Anleger sollten vorsichtig sein und vielleicht noch nicht zugreifen.

Nur gucken, nicht anfassen!

Nur gucken, nicht anfassen! Treffend ist der ursprüngliche Rudi-Assauer-Rat, den die Zinsstrategen der Commerzbank nun den Bondanlegern in der gegenwärtigen Verfassung der Märkte für sichere Staatsanleihen geben. Die Kurse rutschen ab, was die Renditen nach oben treibt. Im zehnjährigen Laufzeitenbereich der Bundrenditen kann erstmals seit Anfang Mai 2019 wieder eine positive laufende Verzinsung eingestrichen werden, auch wenn diese mit niedrigen einstelligen Basispunkten recht überschaubar ist.

Getrieben wird die Entwicklung an den Anleihemärkten von der Inflationsentwicklung und den Erwartungen der Marktteilnehmer, was die Notenbanken in dieser Hinsicht in Zukunft zu tun gedenken. Viele Akteure stellen sich darauf ein, dass die Zentralbanken nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik nun zu einer zinspolitischen Straffung übergehen. Als Erstes sollte es bei der Federal Reserve so weit sein.

Ohne Frage: Die gegenwärtigen Inflationsraten in diversen Währungsräumen treiben vielen Akteuren die Sorgenfalten auf die Stirn, liegen die Teuerungsraten doch auf den höchsten Ständen seit Jahrzehnten. Das schreit ja geradezu nach höheren Zinsen, meint manch einer. Allein die Europäische Zentralbank gibt sich in dieser Hinsicht gegenwärtig immer noch moderat bis sehr gelassen. Sie sieht in den Teuerungsanstiegen ein temporäres, aber kein dauerhaftes Phänomen.

Die Märkte sehen dies derzeit anders und preisen höhere Leitzinsen fast rund um den Globus ein. Das reflektieren die höheren Bondrenditen in Erwartung genau dieses Zinsszenarios derzeit. Und diese Entwicklung kann durchaus noch ein wenig weitergehen und die Renditen damit noch ein Stück weit nach oben treiben.

Doch zwei Faktoren sollten berücksichtigt werden. Das Sicherheitsdenken könnte an den Märkten schnell wieder die Oberhand gewinnen. Denn mit dem Ukraine-Konflikt gibt es einen nicht zu unterschätzenden Krisenherd. Wenn sich die Lage in diesem Konflikt noch verschärft, könnten die Anleger an den Märkten für risikobehaftete Assets schnell wieder das Weite suchen und die sicheren Häfen ansteuern, wozu bekanntlich auch die Bundesanleihen gehören. Dann schlagen die Bundrenditen im Handumdrehen wieder die Gegenrichtung ein. Die Renditen könnten schneller purzeln, als sie zuvor gestiegen sind.

Zweitens: der markttechnische Faktor. Anleger haben im zehnjährigen Bundbereich nun fast drei Jahre keine positiven laufenden Renditen mehr einstreichen können. Da greift dann mancher gern wieder zu. Das bremst den Renditeaufstieg zumindest bald wieder ab.

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