Staatsanleihen

Opportunitäten für Bondanleger in China

Immer mehr Anleger setzen auf Staatsanleihen aus China. Goldman Sachs Asset Management geht davon aus, dass die Rolle dieser Staatstitel in internationalen Anlageportfolios immer größer wird.

Opportunitäten für Bondanleger in China

kjo Frankfurt

Der weltweite Finanzschwerpunkt verlegt sich langsam, aber sicher in Richtung Osten. Die Liberalisierung der chinesischen Finanzmärkte eröffnet ausländischen Investoren dabei neue Möglichkeiten. Das hat zur Folge: Chinesische Staatsanleihen spielen eine immer größere Rolle in den Portfolios vieler Anleger. Diese Ansicht vertritt Julia Rees, Head of Portfolio Strategy, EMEA bei Goldman Sachs Asset Management.

An den Kapitalmärkten spiele sich gerade ein wahrlich epochales Ereignis ab: die Integration des Markts für chinesische Staatsanleihen in den Investment-Mainstream. Obwohl das Land in den vergangenen 20 Jahren einen wirtschaftlichen Aufstieg erlebt habe, seien ausländische Investitionen an den chinesischen Anleihe- und Aktienmärkten durch Chinas ge­schlossene Kapitalbilanz und den schwierigen Zugang eingeschränkt gewesen. Die Bemühungen, die China in den vergangenen zehn Jahren zur Liberalisierung seiner Finanzmärkte unternommen habe, würden sich jetzt auszahlen, denn das Ge­wicht chinesischer Staatsanleihen in den wichtigsten Indizes und die entsprechenden Kapitalzuflüsse würden rasant steigen.

Indizes immer wichtiger

Im Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index beispielsweise würden chinesische Staatsanleihen jetzt 7,6% stellen und hätten damit einen stabilen Stand erreicht, nachdem der Aufnahmeprozess von April 2019 bis November 2020 angedauert habe. Im Verlauf von 2020 kletterte der Anteil chinesischer Staatsanleihen im J.P. Morgan GBI-EM Index auf 10%. Mit der Aufnahme chinesischer Staatsanleihen in den FTSE World Government Bond Index ab Oktober 2021 mit schätzungsweise 5,25% ergebe sich eine weitere Gelegenheit für Käufe von aktiven und passiven Anlegern. Diese Veränderungen stellten eine bedeutsame Umschichtung der wichtigsten Rentenindizes der Welt dar.

Zweitgrößter Markt

„Chinas gesamter Anleihemarkt ist der zweitgrößte der Welt, und der Markt für chinesische Staatsanleihen ist weltweit der drittgrößte. Sie belaufen sich auf mehr Kapital als die Märkte von Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen. Angesichts der wichtigen Rolle, die diese Anleiheindizes in den Portfolios der meisten Anleger spielen, bringen passive und aktive Anleger ihre Auffassungen über chinesische Anleihen zum Ausdruck, ob sie es wollen oder nicht“, sagt Rees.

Ein Blick auf das Gewicht der chinesischen Wirtschaft erkläre, warum Indexausschüsse und Anleger sich gleichermaßen dafür erwärmen, über die Indexaufnahme ein beachtliches China-Engagement zu halten. Auf der Kaufkraftparität von 2019 basierend habe China 30% zum globalen BIP-Wachstum beigetragen. Zum Vergleich: Der Beitrag aller Industrieländer zusammen belief sich auf 29%. Seither habe sich Chinas BIP bemerkenswert schnell auf das Niveau von vor der Corona-Pandemie erholt. „Droht eine Abschwächung der chinesischen Wirtschaft? Das chinesische BIP-Wachstum von 6,6% für 2018 wurde als ‚Abschwächung‘ ausgelegt, doch selbst dieser Zuwachs bedeutet, dass China in einem Jahr eine Wirtschaftsleistung der Größe von Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland, Irland, Estland, Litauen und Lettland zusammen erzielte“, führt Rees aus. Asiens kaufkraftbereinigter Beitrag zum Welt-BIP sei 2020 über die 50-%-Marke geklettert. Dies bekräftige den Eindruck, dass der weltweite Finanzschwerpunkt sich nach Osten verlagere.

Noch eine andere Gruppe sei auf die stärkeren internationalen Käufe und den gestiegenen Einfluss von China aufmerksam geworden: die Reserve-Manager. China habe mit 10,9% das drittstärkste Gewicht im Währungskorb der Sonderziehungsrechte (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF), hinter dem Dollar mit 41,7% und dem Euro mit 30,9%. Dieser Korb der wichtigsten Weltwährungen Dollar, Euro, Yen, Pfund und Yuan diene der Stabilisierung der Währungsreserven von Ländern und sei eine Recheneinheit des IWF für Transaktionen mit Mitgliedstaaten. Das Missverhältnis zwischen Chinas Quote an SZR und dem aktuellen Gewicht des Yuan in offiziellen Währungsreserven eröffne die Möglichkeit, dass die Nachfrage in Zukunft enorm wachse.

Beträchtliches Engagement

Seit China in Indizes aufgenommen werde, wiesen Portfolios aller Art nun ein beträchtliches Engagement in chinesischen Anleihen und Aktien auf, das deutlich höher sei als vor der Aufnahme 2019. Ein einfaches Mischportfolio aus 50% globalen aggregierten Anleihen habe bis Dezember 2020 beispielsweise mehr als 3% China-Anleihen aus an globale aggregierte Rentenindizes ge­knüpften Vermögenswerten aufgewiesen. Wenn Anleger 9% in Schwellenländeraktien hielten, hätten sie bereits 3% in chinesischen Aktien. Die Renditen fast aller Investment-Grade-Staatsanleihen würden unter 1% liegen, in 27 der 36 mit Investment Grade eingestuften Länder seien die realen Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen negativ. Verglichen mit diesen anderen großen Volkswirtschaften seien die realen Renditen in China sehr attraktiv, und die drei Länder mit höheren realen Renditen hätten deutlich schlechtere Bonitätsratings. Mit der Einstufung „A1“ liege China in der Mitte des Investment-Grade-Spektrums.

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