Palladium auf Weg zum Rekordhoch
Edelmetalle haben sich im laufenden Jahr positiv entwickelt. Stark verteuert hat sich Palladium. Platin könnte in Kürze zu einer Rally ansetzen.Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtEdelmetalle haben sich im laufenden Jahr aus Investorensicht positiv entwickelt. Gold hat sich zumindest in Dollar gerechnet um rund 13 % verteuert, Platin um 9 % und Silber um 8 %. Den Vogel abgeschossen hat allerdings Palladium. Im laufenden Jahr hat sich das Metall um rund 37 % verteuert, gegenüber dem Tief des Jahres 2016 ergibt sich ein Anstieg um 108 %. Der Preis des Edelmetalls nimmt nach Ansicht vieler Marktteilnehmer Kurs auf sein Allzeithoch. Derzeit notiert Palladium, dass man wegen seines Einsatzes in der Automobilindustrie auch als Industriemetall auffassen kann, bei knapp 938 Dollar je Feinunze. Das Allzeithoch, das im Jahr 2001 markiert worden war, liegt bei 1 090 Dollar. Vorangebracht wird der Palladiumpreis derzeit vor allem durch einen Faktor: Im Gefolge des Diesel-Skandals hat die Nachfrage der Automobilindustrie nach Palladium, das vor allem für Katalysatoren von Benzinmotoren eingesetzt wird, deutlich angezogen. Aktuell ist die Lücke zwischen der hohen Nachfrage und dem knappen Angebot so groß wie seit sieben Jahren nicht mehr.Das Metall ist deshalb knapp, weil es im Wesentlichen nur aus zwei Ländern kommt, nämlich Russland und Südafrika. In Russland ist das Metall ein Nebenprodukt der Nickelgewinnung, die Förderung kann also nicht beliebig aufgedreht werden. Dies hat dazu geführt, dass sich die Bestände in den Lagerhäusern der London Metal Exchange (LME) 2017 um rund 45 % verkleinert haben.Darauf hat der Markt deutlich reagiert, weil es sich bei Palladium um das Edelmetall handelt, das an den Terminbörsen das geringste Handelsvolumen und den geringsten Open Interest aufweist. Im Januar 2016 hat die Feinunze des Metalls zeitweise nur noch 451,50 Dollar gekostet. Dies war der niedrigste Stand seit Sommer 2010.Diese Preisentwicklung sollte eigentlich Finanzinvestoren in Scharen anlocken. Auf den ersten Blick ist dies allerdings nicht der Fall: Die beiden Exchange Traded Funds (ETF) auf Palladium, nämlich der ETFS Physical Palladium Shares und der ZKB Palladium Fund, haben bis einschließlich 21. August im laufenden Jahr rund 15 % ihrer Metall-Bestände abgebaut. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um ein konträres Verhalten von Investoren, die auch Palladium setzen. Dahinter steckt ein ganz anderes Phänomen: Industrielle Palladium-Verarbeiter kaufen ETF-Anteile, um sich dann von dem ETF das Metall herausgeben zu lassen. In dem engen Palladiummarkt ist dies eine der wenigen Möglichkeiten, aktuell die verfügbaren Palladiummengen zu erhöhen. Reaktion auf DollarkursDer Preis von Gold hat sich am Montag wieder dem Mitte des Monats erreichten Neunmonatshoch angenähert. Die Notierung kletterte über die Marke von 1 300 Dollar je Feinunze. Gold verhält sich derzeit hauptsächlich wie eine Währung, was auch daran abzulesen ist, dass sich das Metall in Euro gerechnet im laufenden Jahr kein bisschen verteuert hat. Am Montag zeigte sich der Greenback etwas schwächer, aus Enttäuschung darüber, dass es auf der Notenbankertagung in Jackson Hole am Wochenende keine eindeutigen geldpolitischen Signale von Europäischer Zentralbank oder Federal Research gegeben hatte.Im Vergleich zum Einflussfaktor Dollar und damit verbunden der Zinsentwicklung vor allem in den USA spielt die Funktion als sicherer Hafen in Krisenzeiten derzeit eine untergeordnete Rolle – trotz der zunehmenden globalen geopolitischen Spannungen und der Tatsache, dass die US-Regierung unter Präsident Donald Trump zunehmend unberechenbar agiert.Trotz des Preisanstiegs um 9 % im laufenden Turnus war die Preisentwicklung bei Platin in den vergangenen Jahren enttäuschend. Das Metall hat früher stets einen Aufpreis gegenüber Gold gezeigt und galt daher als das “Gold der Reichen”. Inzwischen zeigt es einen deutlichen Abschlag, wie das aktuelle Preisniveau von 977 Dollar je Feinunze unterstreicht. Ein Grund für die enttäuschende Entwicklung von Platin ist die Tatsache, das Metall industriell vor allem in Katalysatoren von Dieselmotoren eingesetzt wird, weil es dort nicht so einfach durch das meist billigere Palladium substituiert werden kann. Analysten glauben aber nun, dass mit dem Preisanstieg von Palladium Platin auch für den Einsatz in Benzinmotoren wieder attraktiver wird. Angesichts der starken Unterbewertung des Metalls sagen manche Experten eine kräftige Rallye des Platinpreises voraus.