Rohstoffe

Preiskapriolen bei Erdgas

Nach einem Preisrutsch am europäischen Spotmarkt für Erdgas hat die Notierung am Donnerstag wieder deutlich angezogen. Es gab Drohungen aus Minsk hinsichtlich der Gasversorgung Europas.

Preiskapriolen bei Erdgas

ku Frankfurt

Am europäischen Spotmarkt für Erdgas herrscht derzeit hohe Volatilität. Nach dem kräftigen Preisrückgang der vorangegangenen beiden Handelstage zog der Preis am niederländischen Übergabepunkt TTF aufgrund zunehmender politischer Spannungen wieder deutlich an. Die Notierung legte bis auf 74 Euro zu, ein Anstieg gegenüber dem Tief vom Vortag von 15%. Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko drohte für den Fall zusätzlicher Sanktionen der EU gegen sein Land mit der Unterbrechung der Gasversorgung über die Yamal-Europe-Pipeline. „Wir versorgen Europa mit Wärme, sie drohen aber damit, die Grenze zu schließen. Was wäre, wenn wir dort das Erdgas abstellen? Daher würde ich der polnischen Führung, den Litauern und anderen hohlköpfigen Individuen empfehlen, nachzudenken, bevor sie reden“, sagte Lukaschenko laut der weißrussischen Nachrichtenagentur Belta auf einer Kabinettssitzung. In einer gemeinsamen Erklärung warnten die drei baltischen Staaten vor einer militärischen Eskalation des Konfliktes der EU mit Weißrussland.

Der Erdgaspreis war am Mittwoch um bis zu 12% auf 64,14 Euro je Megawattstunde gesunken, nachdem Daten belegten, dass die russische Gazprom nun deutlich mehr Gas Richtung Westeuropa durch die Pipelines pumpt. Laut dem slowakischen Pipelinebetreiber EUStream waren es am Mittwoch 94 Mill. Kubikmeter pro Tag am Übergabepunkt zwischen der Ukraine und der Slowakei, nach 85 Mill. Kubikmetern am Dienstag und 75 Mill. Kubikmetern am Montag. Zu Wochenbeginn noch hatte es einen Preissprung am stets hochvolatilen Spotmarkt gegeben, weil zunächst keinerlei Gas durch die Yamal-Europe-Pipeline geflossen war.

Inflationsängste haben am Donnerstag dafür gesorgt, dass der Ölpreis spürbar nachgab. Am Abend war die führende Nordseesorte Brent Crude für 82,93 Dollar je Barrel zu haben, am Vortag war der Ölpreis bis auf 85,50 Dollar geklettert. Die Inflationsrate in den USA ist inzwischen auf 6,2% gestiegen und hat damit den höchsten Stand seit 30 Jahren erreicht, wobei vor allem Energiepreise für den jüngsten Preisschub verantwortlich sind. Das Kartell Opec plus widersetzt sich bislang den Aufforderungen des amerikanischen Präsidenten Joe Biden, die Förderung deutlich anzuheben.