Märkte am Mittag

Rüstungsboom treibt Dax auf neues Rekordhoch

Am ersten Handelstag nach der Münchener Sicherheitskonferenz waren besonders Rüstungstitel gefragt. Der deutsche Leitindex ist zurück im Rally-Modus.

Rüstungsboom treibt Dax auf neues Rekordhoch

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Rüstungsboom treibt Dax auf neues Rekordhoch

Der Dax hat am Montag seine Rekordjagd wieder aufgenommen. Nach der Atempause vom Freitag brauchte der deutsche Leitindex ein wenig Anlauf, bevor er erstmals in seiner Geschichte über 22.700 Punkte kletterte. Um die Mittagszeit stand noch ein Plus von 0,8% auf 22.684,29 Punkte zu Buche. Der Dax baute dadurch sein Plus seit Jahresanfang auf gut 13% aus. Der MDax zog um 0,4% auf 27.780 Punkte an. Für den Euro Stoxx 50 ging es um 0,2% hoch. Er blieb damit knapp unter seiner zur Jahrtausendwende erreichten Bestmarke.

„Trotz erhöhter politischer Unsicherheit bleibt der Dax - getrieben von attraktiven, international ausgerichteten Unternehmen - auf Wachstumskurs“, kommentierte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Allerdings sollten die Anleger angesichts möglicher kurzfristiger Rücksetzer vorsichtig bleiben. Auch Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners und die Experten der Landesbank Helaba verwiesen auf das Rückschlagpotenzial nach den zuletzt deutlichen Kursgewinnen.

Europäische Aktien gefragt

Dies kümmerte die Anleger am Montag aber ebenso wenig wie die fehlenden Impulse aus Übersee. An den US-Börsen wird wegen eines Feiertags nicht gehandelt und die asiatischen Märkte zeigten sich lethargisch. Ohnehin haben sich die Aktienkurse in Europa seit Jahresbeginn deutlich besser entwickelt als in den USA - dank starker Unternehmenszahlen, der weiterhin aktienfreundlichen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank und der im Vergleich zu US-Aktien niedrigen Bewertungen. Die bisher großteils nur angekündigten US-Importzölle nahmen die Anleger zuletzt gelassen zur Kenntnis.

Am deutschen Markt blieben Rüstungstitel zu Wochenbeginn wegen der Aussicht auf höhere Rüstungsausgaben gefragt: Rheinmetall, Hensoldt und Renk zählten mit weiteren deutlichen Kursaufschlägen zu den größten Gewinnern. Bei Rheinmetall und Hensoldt konnten sich die Anleger zudem über Rekordhochs freuen und bei Renk über den höchsten Aktienkurs seit Mai. Rheinmetall werde auch im Falle eines Waffenstillstands im Ukraine-Krieg auf Wachstumskurs bleiben, sagte Konzern-Chef Armin Papperger der Agentur Reuters. „Sprach in der vergangenen Woche mit den aufkommenden Friedenshoffnungen noch vieles für eine Korrektur der in den vergangenen drei Jahren zu Highflyern avancierten Rüstungsaktien, geht die Rally jetzt weiter“, konstatierte Jürgen Molnar, Stratege bei RoboMarkets. Auch die Anteilsscheine des britischen Rüstungskonzerns BAE Systems zogen um bis zu 6,5% an. 

Thyssenkrupp klettern zweistellig

Am Markt wurde zum einen auf die Münchner Sicherheitskonferenz sowie die Beratungen zum Ukraine-Kurs der europäischen Länder in Paris als Treiber verwiesen. Im Fokus stehe die Arbeit an einem neuen Paket zur Steigerung der Rüstungsausgaben und um die Ukraine zu unterstützen, heißt es von der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Rheinmetall-Titel profitierten auch davon, dass die Investmentbank Stifel ihr Kursziel deutlich anhob und mit 1.037 Euro nun das höchste Ziel am Markt ausruft. Von der aktuellen Rekordmarke aus räumt Analyst Alexander Wahl ihnen damit noch ein Potenzial von 14% ein.

Ein positiver Analystenkommentar bescherte MDax-Spitzenreiter Thyssenkrupp einen Kursanstieg von 14,6% auf ein Hoch seit April. Die Bank of America sieht in ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) eine verborgene Rüstungssparte, die mit einem Wert von etwa 1,45 Mrd. Euro beim geplanten Börsengang rund die Hälfte des Konzernwerts abdecken könnte. Analyst Jason Fairclough verwies unter dem bekannten Schlagwort „Zeitenwende“ auf den hohen Auftragsbestand des Spezialisten für U-Boote und Fregatten.

Formycon-Aktie stürzt ab

Dagegen war Formycon mit einem Kurssturz von zuletzt einem Drittel abgeschlagenes Schlusslicht im SDax. Die Aktien waren zeitweise so günstig zu haben wie seit Oktober 2020 nicht mehr. Der Biosimilar-Hersteller rechnet wegen eines schwierigen Preisumfeldes in den USA mit Abschreibungen bei zwei Wirkstoffen. Dass eine Phase-III-Studie zu einem weiteren Kandidaten nach positiven Rückmeldungen der US-Gesundheitsbehörde FDA vorzeitig beendet werden konnte, half dem Aktienkurs nicht.

Während die Aktienmärkte immer weiter nach oben kletterten, trennten sich Anleger reihenweise von Staatsanleihen. „Der Markt erkennt, dass die Verteidigung für Europa Priorität hat und zusätzliche Verteidigungsausgaben wahrscheinlich durch die Ausgabe weiterer Anleihen finanziert werden“, sagte UBS-Stratege Emmanouil Karimalis. Bei ansonsten gleichen Bedingungen bedeute dies höhere Zinsen und höhere Laufzeitprämien. „Deshalb kommt es heute zu einem Ausverkauf auf dem Markt.“ Im Gegenzug stieg die Rendite der zehnjährigen deutschen Anleihe auf den höchsten Stand seit Ende Januar und lag zuletzt 6,5 Basispunkte höher bei 2,489%.

Verunsicherung am Ölmarkt

Auch am Rohölmarkt zeigten sich Investoren verunsichert. Nach anfänglichen Verlusten zog Rohöl der Sorte Brent leicht auf 75,01 Dollar pro Barrel an. „Wenn die Verhandlungen zu einer Lösung führen, würden mehr Barrel russisches Öl in die globale Versorgung gelangen, was die Ölpreise erheblich negativ beeinflussen könnte“, sagte Priyanka Sachdeva, Analystin bei Phillip Nova. Aktuell stützten jedoch stabile Prognosen für die Ölnachfrage den Ölpreis.