„Schlaraffenland ist abgebrannt!“
wrü Frankfurt
„Fasten seat belts!“, rät Manfred Schlumberger, der Leiter Portfoliomanagement von Starcapital. Wunderbare zwölf Jahre mit einer beispiellosen zinsgetriebenen Hausse lägen hinter uns. Doch nun sei Schlaraffenland abgebrannt und die Zeitenwende an den Märkten habe begonnen. „Die Gewinne der Unternehmen bewegen sich immer noch auf einem sehr hohen Niveau, auf dem sie aber nicht bleiben werden und die wichtigsten Einflussgrößen auf die Aktienmärkte, nämlich Zinsen und Liquidität, lassen nichts Gutes erwarten“, so der Fondslenker.
Die Frühindikatoren deuteten weltweit auf eine Abschwächung hin. „Europa ist zudem aus wirtschaftlicher Sicht der Hauptleidtragende des Kriegs in der Ukraine“, sagt Schlumberger. Das geplante Ölembargo gegenüber Russland werde die Energiepreise weiter verteuern und Wachstum kosten. Komme es gar zu einem Gasembargo, sei mit einer schweren Rezession, wenn nicht sogar einer Depression zu rechnen. Die stärkste Börsenbelastung gehe jedoch von den steigenden Zinsen in den USA aus. Durch regelmäßige Zinserhöhungen sowie die monatliche Reduktion der Bilanzsumme der Fed werde der Börse in hohem Maße Liquidität entzogen. „Da in den USA Vollbeschäftigung herrscht, kann die Fed sich voll auf die Bekämpfung der hohen Inflation konzentrieren“, erläutert Schlumberger. „Auch die EZB kann die hohe Inflation in Europa nicht mehr länger leugnen und steuert auf eine erste Zinserhöhung im Sommer zu.“
Doch was sollen Anleger tun? „Teure Wachstumswerte und zyklische konjunktursensitive Aktien sollten trotz günstiger Bewertung gemieden werden“, sagt Schlumberger. Hingegen würden Value-Sektoren wie Energie und Grundstoffe weiter profitieren. Auch sei ausreichend Kasse zu empfehlen, um die Chancen ergreifen zu können, die sich aus Ausverkaufssituationen an den Märkten ergeben würden.