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Schneider Electric ist der CAC-40-Star des Jahres

Schneider Electric ist der größte Kursgewinner des Jahres im französischen CAC 40. Doch nach der außergewöhnlichen Kursentwicklung der letzten Monate ist die Aktie bereits jetzt relativ hoch bewertet.

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Schneider Electric ist der CAC-40-Star

wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris

Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Auch bei Schneider Electric. Denn der französische Siemens-Konkurrent kann sich mit gleich drei Titeln schmücken. So führt er zum einen die vom „Time Magazine“ erstellte Liste der nachhaltigsten Unternehmen 2024 an. Zum anderen ist die Schneider-Aktie mit einem Plus von mehr als 35% der größte Kursgewinner im französischen Leitindex CAC 40 seit Jahresbeginn. Innerhalb der letzten zwölf Monate hat sie mehr als 60% zugelegt, Donnerstag zeitweise auf 246,45 Euro, getrieben von der jüngsten Akquisition. Denn Schneider hat gerade für 850 Mill. Dollar 75% an Motivair aus den USA übernommen, einem Spezialisten für Flüssigkeitskühlsysteme und Wärmemanagementlösungen für Hochleistungsrechner. Ein vernünftiger Preis, urteilt Jefferies.

Last but not least gehört der Energiemanagement-Spezialist auch zu den sieben Eurostars, den europäischen Werten, die es nach Ansicht von Analysten mit den Magnificent Seven aus den USA aufnehmen können. Entsprechend hoch bewertet ist die Aktie von Schneider denn auch. Ihre Marktkapitalisierung beträgt fast 142 Mrd. Euro. Auf Basis der von Factset ermittelten Konsensschätzung beträgt das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für dieses Jahr 28,32, für nächstes Jahr dann mit 25,05 etwas weniger. Das ist deutlich mehr als bei dem deutschen Konkurrenten Siemens und etwas mehr als bei ABB.

Solide Zahlen erwartet

Trotz der relativ hohen Bewertung haben die meisten der 24 Analysten, die Schneider laut Factset folgen, noch immer eine positive Meinung von der Aktie. Immerhin ist der 1836 in Le Creusot im südlichen Burgund gegründete Konzern der unangefochtene Marktführer für Elektrifizierung. Zehn Analysten empfehlen dann auch, das Schneider-Papier zu kaufen, vier, es zu verstärken und sieben, es zu halten. Nur ein Experte rät, die Aktie unterzugewichten, zwei weitere, sie zu verkaufen.

Die Analysten von J.P. Morgan stufen Schneider nach wie vor mit „übergewichten“ ein. Sie erwarten, dass der seit Mai 2023 von Peter Herweck gelenkte Konzern am 30. Oktober solide Zahlen vorlegen wird, obwohl das dritte Quartal bei den europäischen Kapitalgüterherstellern ihrer Ansicht nach von einer verhalteneren Nachfrage geprägt worden sein dürfte als zuvor erwartet. Vor diesem Hintergrund erscheine die überdurchschnittliche Kursentwicklung der letzten Monate von einem schon hohen Niveau aus ungewöhnlich, trotz der jüngsten Entwicklungen in China, urteilen die J.P.-Morgan-Experten.

Investorentag im November

Die Analysten von Stifel wiederum gehen davon aus, dass das Energiemanagement im dritten Quartal der einzige Wachstumsmotor des im Pariser Vorort Rueil-Malmaison beheimateten Konzerns sein wird. Sie rechnen mit einem organischen Umsatzwachstum von 7,5% für den Gesamtkonzern. Trotz stärkerer Widrigkeiten dürfte die Geschäftsführung vermutlich die Jahresziele bestätigen, glauben die Analysten der Deutschen Bank.

Er hatte Ende Juli die Prognosen für 2024 angehoben, nachdem das erste Halbjahr für das Energietechnik- und Automatisierungsunternehmen besser als erwartet gelaufen war. Herweck peilt nun für das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebita) ein organisches Wachstum von 9% bis 13% an. Vorher war er von 8% bis 12% ausgegangen. Die bereinigte Ebitda-Marge wiederum dürfte um 60 bis 80 Basispunkte zulegen, so dass sie 18,1% bis 18,3% betragen dürfte nach 18,6% im ersten Halbjahr. Das organische Umsatzwachstum im Gesamtjahr sieht der Schneider-Chef, der nach wie vor in die Umsetzung von Digitalisierung, künstliche Intelligenz (KI) und die Energiewende investiert, noch immer bei 6% bis 8%.

Spezielles Nachhaltigkeitsprogramm

In den ersten sechs Monaten hat Schneider den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,1% auf 18,37 Mrd. Euro gesteigert. Das bereinigte Ebita legte um 6,6% auf 3,38 Mrd. Euro zu, der freie Cashflow um 8% auf 889 Mill. Euro. Allerdings brach das Nettoergebnis um 7% auf 1,88 Mrd. Euro ein, weil eine Wertminderung für eine Beteiligung an Uplight aus den USA anfiel. Während das Energy Management das größte Wachstum verbuchte, musste der Bereich Industrial Automation Umsatzrückgänge hinnehmen. Von den Regionen her wiesen Nordamerika und die restliche Welt zweistellige Wachstumsraten aus, gefolgt von der Asien-Pazifik-Region und Europa.

Schneider dürfte nun beim organischen Umsatzwachstum eines der stärksten Ergebnisse der Branche verbucht haben, meint Oddo BHF. Denn der Konzern profitiert von seiner Positionierung in Wachstums-Segmenten wie Grid, Datacenter, Software und Infrastruktur. Auch beim Thema Nachhaltigkeit mischt er vorne mit, wie neben der Auszeichnung des „Time Magazine“ auch ein konzerneigenes Programm zeigt. Es misst den Fortschritt in Bezug auf sechs Ziele und hilft auch Kunden, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Dennoch scheint das Aufwärtspotential angesichts der starken Kursentwicklung in diesem Jahr inzwischen begrenzt. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten für die nächsten drei Monate von 238,35 Euro wurde erreicht.

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