Ukrainekrieg

Schockwellen an den Rohstoffmärkten

Der Ausbruch des Kriegs in der Ukraine hat für Schockwellen an den Rohstoffmärkten gesorgt. Es gab teilweise extreme Preissprünge und neue Allzeithochs bei einzelnen Commodities.

Schockwellen an den Rohstoffmärkten

ku Frankfurt

Der Ausbruch des Kriegs in der Ukraine hat für Schockwellen an den Rohstoffmärkten gesorgt. Angesichts der großen Bedeutung von Russland und der Ukraine für viele Commodities erreichten zahlreiche Notierungen Mehrjahreshochs oder sogar Rekordhoch. Die Marktteilnehmer machen sich Sorgen, dass es zu Versorgungsengpässen durch den kriegsbedingten Ausfall von Lieferungen aus der Ukraine oder Russland kommt. Zudem wird insbesondere für Westeuropa infolge der von den EU-Staaten und den USA verhängten Sanktionen mit langfristigen starken Preisanstiegen vor allem bei den Energieträgern gerechnet.

Regelrechte Panik gab es am europäischen Spotmarkt für Erdgas. An der Intercontinental Exchange (ICE) ist der Monatskontrakt für Erdgas zur Lieferung im März um 60% auf 142 Euro je Megawattstunde gestiegen. Er nähert sich damit seinem Rekordhoch vom 21. Dezember von 166,81 Euro an. Die Bundesregierung hatte bereits vor dem russischen Angriff auf die Ukraine erklärt, die Zertifizierung der Pipeline Nord Stream2 auszusetzen. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass die Pipeline nach den Ereignissen gar nicht mehr in Betrieb gehen wird. Damit ist Westeuropa für seine Gasversorgung neben der Pipeline Nord Stream1 auf durch die Ukraine verlaufende Verbindungen angewiesen, die Russland aber schon vor dem Ausbruch des Kriegs langfristig nicht mehr nutzen wollte. Etwa 30 bis 40% des in Deutschland verbrauchten Erdgases stammt aus Russland, wobei Erdgas auch für 15% der deutschen Stromerzeugung eingesetzt wird, bei der es bereits jetzt durch die Abschaltung von Kohle- und Atomkraftwerken zu Knappheit kommt, die sich mit der anstehenden Abschaltung weiterer Altkraftwerke längerfristig verschlimmern dürfte. Daher legten teilweise auch die Strompreise kräftig zu. Grundversorgungsstrom für Deutschland zur Lieferung im Jahr 2023 verteuerte sich am Morgen um 17,4% auf ein Kontrakthoch von 182 Euro je Megawattstunde.

Folgen der Sanktionen

Stark reagiert hat auch der Ölpreis. In der Spitze kletterte die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude auf 105,79 Dollar je Barrel. Der Ölpreis ist erstmals seit der Krim-Krise des Jahres 2014 über die Marke von 100 Dollar geklettert. Russland steuert ungefähr 10% zur weltweiten Ölversorgung bei, wobei ein Ausschluss Russlands aus dem Weltfinanzsystem infolge von Sanktionen verhindern würde, dass Russland Zahlungen für Rohstoffe erhalten kann, was zu einer Einstellung der Lieferungen führen würde. Da Russland weiter daran interessiert sein dürfte, Rohstoffe zu exportieren, kommt es für die Entwicklung der Rohstoffmärkte in nächster Zeit vor allem darauf an, wie sehr sich der Westen selbst durch Sanktionen von russischen Rohstoffen abschneidet und damit das Angebot auf den weltweiten Märkten drückt.

Auf ein Rekordhoch ist infolge des Kriegsausbruchs der Aluminiumpreis geklettert. In London legte die Notierung um 4,6% auf 3443 Dollar je Tonne zu. Mit einem Marktanteil von ungefähr 6% ist Russland ein wichtiger Lieferant, wobei zusätzlich den Preis treibt, dass die Bestände in den Lagerhäusern der London Metal Exchange gegenüber dem Stand von vor einem Jahr deutlich gesunken sind. Nickel verteuerte sich um 5% auf 25625 Dollar je Tonne, damit auf den höchsten Stand seit Mai 2011. Russlands Weltmarktanteil beträgt etwa 7%.

Die Notierung des Edelmetalls Palladium kletterte infolge der Ereignisse um 6,1% auf 2630,32 Dollar je Feinunze. Es handelte sich damit um den höchsten Stand seit August vergangenen Jahres. Die russische Norilsk Nickel steuert etwa 40% zum weltweiten Angebot bei. Der Preis des als Krisenindikator geltenden Edelmetalls Gold erreichte mit in der Spitze 1973,96 Dollar je Feinunze den höchsten Stand seit September 2020. Am Abend hat sich der Anstieg allerdings größtenteils abgebaut, und mit 1920,90 Dollar ergab sich lediglich ein Tagesgewinn von 0,7%.

An den Terminbörsen sind auch die Preise für Agrarrohstoffe stark geklettert. Am Chicago Board of Trade erreichte der aktivste Kontrakt zur Lieferung von Weizen im Mai mit einem Plus von 5,7% auf 9,3475 Dollar je Scheffel den höchsten Stand seit Juli 2012. In Paris legte der Mai-Kontrakt sogar um 11% auf 326,25 Euro je Tonne zu. Russland hat das Asowsche Meer für die zivile Schifffahrt gesperrt, das Schwarze Meer kann derzeit noch befahren werden. Es wird von Marktteilnehmern aber befürchtet, dass über das Schwarze Meer kein Weizen mehr geliefert werden könnte. Russland und die Ukraine vereinigen etwa 30% des weltweiten Weizenangebots auf sich. Bei Mais betrug der Anstieg 5,1% auf 7,1625 Dollar je Scheffel.