Bundesanleihen

Schwächesignal

Die Bundrenditen liegen erstmals seit Mitte Februar dieses Jahres wieder vollständig im negativen Bereich. Das sind klare Schwächesignale, die der Markt in Sachen Konjunkturentwicklung sendet.

Schwächesignal

Der Bund ist wieder komplett im Keller angekommen, d. h. die Bundrenditen entlang der gesamten Zinsstrukturkurve angefangen von wenigen Monaten Geldmarktlaufzeit bis hin zu 30 Jahren Kapitalmarktlaufzeit liegen erstmals seit Mitte Februar dieses Jahres wieder vollständig im negativen Bereich. Das sind klare Schwächesignale, die der Markt in Sachen Konjunkturentwicklung sendet.

Bondanleger sorgen sich, dass sich die Covid-19-Pandemie trotz der laufenden Impfprogramme deutlich verschärfen könnte. Der Blick der Investoren richtet sich dabei auf die sich immer weiter ausbreitende Delta-Variante. Es wird befürchtet, dass es zu einer schwerwiegenden vierten Welle der Infektionen kommt, deren Verschärfung mit der Rückkehr vieler Ur­laubsreisender nach dem Sommer einsetzen könnte. Damit einhergehen könnten neuerliche Lockdowns, die die wirtschaftlichen Aktivitäten erneut erheblich in Mitleidenschaft ziehen könnten. Die Zentralbanken – allen voran Europäische Zentralbank und US-Notenbank – könnten abermals auf den Plan gerufen werden und müssten den Volkswirtschaften noch länger mit billigem Geld unter die Arme greifen, als das bislang angenommen wurde. Diese Perspektive nimmt der Markt der Bundesanleihen mit negativen Renditen vorweg.

Eine andere Sorge ist mittlerweile fast vollständig aus dem Bondmarkt verschwunden, und zwar die Befürchtung, dass es zu länger anhaltenden Inflationseffekten sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks kommen könnte. Sowohl die Währungshüter der Eurozone als auch die US-Notenbank gehen davon aus, dass es nur temporäre Inflationsschübe gibt, die auf mittlere Sicht wieder abklingen. Damit wird einer auf nahe Sicht restriktiver werdenden Geldpolitik im Urteil der Märkte eine Absage erteilt. Auch das drückt auf die Renditen. Der Reflation Trade, mit dem Anleger Wochen und Monate auf eine Reflationierung der Wirtschaft und damit absehbar höhere Leitzinsen und Bondrenditen gesetzt hatten, ist Geschichte. Er trieb die 30-jährige Bundrendite per Mitte Mai auf knapp 0,46% – im positiven Bereich versteht sich. Die Sorge vor einer wirtschaftlichen Verschlechterung der Situation infolge der wieder düsterer gewordenen Pandemieentwicklung hat zur Flucht in Sicherheit geführt, und das hat die Renditen enorm nach unten gedrückt. Anleger sollten sich darauf einstellen, dass es in der laufenden Sommerpause mit geringerer Umsatztätigkeit bei schlechten Konjunktursignalen auch noch ein gutes Stück weiter nach unten gehen kann. Die Geschwindigkeit, mit der das im Juli geschehen ist, verleiht ein mulmiges Gefühl.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.