Sensationeller Boom
wrü Frankfurt
Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist im vergangenen Jahr um hohe 28% bzw. rund 2,7 Millionen auf 12,4 Millionen geklettert. „Das ist sensationell“, sagt Christine Bortenlänger, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts (DAI), das die Zahlen im Rahmen seiner jährlichen Berichterstattung veröffentlicht hat. Denn dieser Zuwachs ist der größte seit 20 Jahren. „Jeder Sechste in Deutschland hat Aktien, Aktienfonds oder Aktien-ETFs im Depot“, erläutert Bortenlänger. „Mehr Aktiensparerinnen und -sparer gab es zuletzt 2001.“ Die Grafik zeigt die jahrelange Tristesse bei den Aktionärszahlen nach dem Dotcom- und Telekom-Boom zur Jahrtausendwende auf. 2019 war die Zahl der Aktionäre um 660000 auf 9,7 Millionen gesunken.
Unter den Aktiensparern investierten laut DAI 5,3 Millionen Männer und Frauen direkt in einzelne Aktien von Unternehmen. Das sind immerhin 1,2 Millionen Aktionäre mehr als noch 2019. Somit investieren insgesamt etwa 7,6% der Bevölkerung ab 14 Jahren direkt in Aktien. Rund 1,6 Millionen der direkt investierenden Aktionäre sind Belegschaftsaktionäre. Die größte Gruppe aller Aktiensparer machten auch 2020 Anleger in Fonds und ETFs aus. Insgesamt legten immerhin 9,3 Millionen Menschen ihr Geld in aktienbezogenen Fonds an, was jeder achten Person in Deutschland entspricht. Vor allem haben satte 2,2 Millionen mehr Menschen als 2019 im vergangenen Jahr via Fonds und ETFs in Aktien gespart. Dies entspricht einem Anstieg von mehr als 30%. Auch 2020 haben vor allem Personen mit höherem Einkommen in Aktien gespart. Doch das DAI stellt einen „echten Lichtblick“ fest: „Im Vergleich zum Vorjahr sind etwa 500000 mehr Menschen mit einem Nettoeinkommen von unter 2000 Euro zu Aktiensparern geworden.“ Traditionell haben auch weiterhin mehr Menschen im Westen in Aktien gespart als im Osten.
Käufe nach dem Crash
Nach Meinung des DAI hat das Coronajahr den Aktienboom bei Jung und Alt befördert. Denn durch die Pandemie habe den Menschen mehr Zeit zur Verfügung gestanden, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen. Interessant ist, dass im März und April viele Anleger die niedrigen Börsenkurse nach dem Corona-Crash für den Einstieg in den Aktienmarkt genutzt haben. Da lagen die Privatanleger ausgesprochen richtig. Alle Altersgruppen haben 2020 verstärkt in Aktien gespart. Doch sei das Gesicht der Börse durch die Digitalisierung jünger geworden. Dabei war die Gruppe der unter 30-Jährigen sehr aktiv. Fast 600000 junge Erwachsene haben sich im zurückliegenden Jahr neu auf das Börsenparkett gewagt, dies entspricht einer Steigerung um nahezu 70%.