Soziale Komponente wird immer wichtiger
wrü Frankfurt
„Covid hat den Trend zur nachhaltigen Geldanlage beschleunigt“, stellt Simon Klein, Global Head of Passive Investments bei der Fondsgesellschaft DWS, in einem Online-Pressegespräch fest. „Inzwischen fließen nahezu 50% der neuen Gelder in Ucits-ETFs in ESG-Produkte.“ Für die DWS hat das Thema Nachhaltigkeit und ESG einen sehr hohen Stellenwert, gerade auch für die passive Sparte, die unter dem Namen Xtrackers firmiert.
Die S-Säule der ESG-Kriterien – das sind Umwelt, Soziales, gute Unternehmensführung – spielt für Pensionsfonds und andere Altersvorsorgeeinrichtungen eine immer größere Rolle bei der Auswahl ihrer Investments, besonders vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie. So lautet das Ergebnis der aktuellen 44-seitigen Studie von Create-Research, die von der DWS unterstützt wurde.
Für die Untersuchung wurden 142 Altersvorsorgeeinrichtungen in 17 Ländern mit einem verwalteten Volumen von insgesamt 2,1 Bill. Euro befragt. Davon haben 40 Pensionsfonds an zusätzlichen Interviews teilgenommen, welche die Ergebnisse qualitativ vertiefen sollen.
Soziale Aspekte standen bei ESG-Investments bisher weniger im Mittelpunkt, gefragt war vor allem die Säule Umwelt, welche 58% der Befragten als wichtigste Komponente nannten. Selbst Governance war bei den Pensionsfonds bisher bedeutsamer als Soziales. Dies dürfte sich aber in den kommenden Jahren gewaltig ändern, zumindest gewinnt die Säule Soziales erheblich an Bedeutung, so die Untersuchung. 66% der befragten Pensionsfonds haben vor, die Gewichtung von passiven Fonds, die einen Fokus auf Soziales besitzen, in den kommenden drei Jahren zu erhöhen. 67% geben an, dass es für die Auswahl eines passiven Anlageprodukts wichtig ist, ob dieses im Einklang mit der eigenen sozialen Agenda steht. Wichtiger wird der Faktor Soziales nach Ansicht der Befragten übrigens nicht allein auf der Aktienseite über spezifische sozialbezogene Indizes, sondern auch bei Anleihen über Social-Bond-Indices. Klein erklärt: „Diese wichtige Analyse zeigt nicht nur, dass Pensionseinrichtungen passive Investments immer stärker einbeziehen, sondern auch die Dominanz der ESG-Kriterien und die zunehmende Bedeutung der S-Säule dabei.“
Die Covid-19-Pandemie wurde von 59% der Befragten als wichtiger Grund für das erhöhte Interesse am S genannt. Und 22% der Befragten haben bestätigt, dass ihre passiven Fonds mit Fokus auf soziale Kriterien den breiten Markt seit dem Kurseinbruch im März 2020 übertroffen haben. 36% der Umfrageteilnehmer sehen passive Fonds mit Fokus auf der S-Säule als Teil eines defensiven Portfolios, um extreme Risiken zu managen. 55% der Befragten sind der Ansicht, dass passive Investmentfonds, die sich auf den Faktor Soziales beziehen, langfristig gute risikoadjustierte Returns liefern. Und 58% sehen als Vorteil der Beachtung von sozialen Kriterien, gute finanzielle und gute soziale Ergebnisse.
Für Investoren wird auch immer wichtiger, wie Arbeitnehmer von Unternehmen behandelt werden. In Firmen, die so etwas wie moderne Sklaverei betreiben, wolle niemand investieren. Jedenfalls sind für 66% der Befragten die Arbeitnehmer ein zentraler Faktor, um mit einem Investment ansprechende Returns zu erzielen. Die Beachtung des Faktors Soziales und erfolgreiches Investieren scheinen also kein Gegensatz zu sein, im Gegenteil.
Professor Amin Rajan, Chief Executive von Create-Research, fasst zusammen: „Unsere aktuelle Studie zeigt, wie Covid-19 lange verdeckte Schwächen in der heutigen Marktwirtschaft ans Licht gebracht hat, aber auch, wie die S-Säule der ESG-Kriterien eine Rolle spielen kann, diese Schwächen zu beheben.“