Stabile Erträge mit digitaler Infrastruktur
Sinkende Renditeerwartungen und steigende Korrelationen bei traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen führen zu verstärkter Nachfrage bei Privatmarktanlagen wie Infrastruktur. Denn deren Wachstum und Erträge entwickeln sich weitestgehend unabhängig und bringen somit zusätzliche Stabilität ins Portfolio. Besonders die enorme Finanzierungslücke bei digitaler Infrastruktur bietet Anlagechancen – und die Gelegenheit, beträchtliche Nachhaltigkeitsinvestitionen zu tätigen.
Wenn sich Aktien- und Anleihekurse wie in den vergangenen Wochen in die gleiche Richtung bewegen, wird besonders deutlich: Dass Investoren vermehrt Privatmarktanlagen nutzen, hat einen guten Grund. Denn solche Vermögenswerte sind historisch betrachtet nur gering mit traditionellen Anlageklassen korreliert. Das kann zusätzliche Stabilität ins Portfolio bringen.
Gerade auch Infrastrukturinvestments erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Denn deren Ertragsströme beruhen in der Regel auf langfristigen Verträgen – und sind damit besonders berechenbar. Zudem sind die laufenden Erträge, wie beispielsweise Mautgebühren bestimmter Straßen, weitestgehend vor einer möglichen Inflation geschützt.
Der weltweite Bedarf an Infrastrukturinvestitionen beläuft sich bis 2035 auf 3,7 Bill. Dollar pro Jahr. Berücksichtigt man zudem die Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung (UN SDGs), kommt jährlich etwa 1 Bill. Dollar hinzu. Angesichts sinkender öffentlicher Ausgaben ergibt sich der Beratungsgesellschaft McKinsey zufolge eine geschätzte Finanzierungslücke von 5,5 Bill. Dollar bis 2035. Investoren können diese Lücke schließen und dabei vielfältige Anlagechancen nutzen.
Der Begriff „Infrastruktur“ weckt vielleicht zunächst die Vorstellung von Verkehrsnetzen, Bauwerken, Kanälen, Wasserleitungen und Stromversorgungssystemen – also physischen Dingen oder Landschaftselementen. Das entspricht der traditionellen Definition. Aber in einer Welt, in der althergebrachte Überzeugungen ins Wanken geraten und Innovationen durch den Ausbruch von Covid-19 Auftrieb erhalten, nimmt auch der Infrastruktursektor neue Formen an. Investoren sollten die Digitalwirtschaft deshalb als eigenständigen Infrastruktursektor betrachten.
Digitale Infrastruktur umfasst alles von den Mobilfunkstationen für den mobilen Datenverkehr über Glasfasernetze zur Verbindung von Unternehmen und Wohnungen bis hin zu den Rechenzentren, in denen Unternehmen und Organisationen ihre kritischen Computernetzwerke und Speicherkapazitäten unterbringen. Diese Infrastruktur erbringt Leistungen, die dem Wirtschaftswachstum und der Produktivität dienen. Daher gelten sie als unverzichtbar für funktionierende und moderne Volkswirtschaften.
Rechen- und Datenzentren kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Sie bilden seit nunmehr 30 Jahren das Herzstück der Wirtschaft und bieten heute mehr denn je die kritische Infrastruktur, die zum Beispiel Fernarbeit, Fernstudium und TV-Streaming ermöglicht. Gleichzeitig erfordert die florierende Digitalwirtschaft inzwischen Rechenzentren anderer Art. Denn aufgrund des rasanten Wandels, der sich in diesem Sektor seit rund 20 Jahren vollzieht, können die im vorigen Jahrhundert geschaffenen Netze ihren Zweck nicht mehr optimal erfüllen.
Deshalb sind zur Gewährleistung reibungsloser Wirtschaftsabläufe und künftigen Wachstums Investitionen nötiger denn je. So ist der Ausbau des Glasfasernetzes auch im europäischen Konjunkturprogramm verankert, welches einen Internetanschluss für jeden EU-Bürger vorsieht. Da der erforderliche Umbau der digitalen Infrastruktur riesige Mengen an Kapital erfordert, eröffnet er auch Chancen für Anleger. Besonders interessant ist dabei die Aussicht auf langfristiges Wachstum und planbare laufende Erträge, weitgehend unabhängig vom allgemeinen Marktumfeld. Schließlich handelt es sich um langlebige Wirtschaftsgüter, die unverzichtbare Leistungen erbringen und in denen automatische Vertragsverlängerungen üblich sind.
Darüber hinaus ermöglichen Investments in digitale Infrastruktur, Umwelt- und soziale Kriterien sowie Aspekte der Unternehmensführung (auf Englisch: Environmental, Social und Governance – kurz ESG) zu berücksichtigen. Zwar erfordern die Rechenleistungen in diesem Bereich einen enormen Energieaufwand. Doch ermöglichen innovative Lösungen den zunehmenden ESG-Anforderungen von Anlegern gerecht werden. Ein gutes Beispiel dafür ist das norwegische Unternehmen Lefdal Mine Datacenter (LMD). LMD unterhält ein „grünes“ Datenzentrum in einer unterirdischen Mine an der Küste Südnorwegens, das kaltes Meerwasser aus einem nahen Fjord zur Kühlung nutzt und mit erneuerbarer Energie betrieben wird. Dadurch sind die Betriebskosten branchenweit führend und auch aus Kundensicht attraktiv.
Dies zeigt exemplarisch, wie Investitionen in digitale Infrastruktur Gelegenheit bieten, beträchtliche Investitionen in Nachhaltigkeit zu tätigen – sowohl im Hinblick auf die Umwelt als auch die Gesellschaft. Denn zum einen hat das nachhaltige Datenzentrum in ökologischer Hinsicht einen reduzierten Energieverbrauch und nutzt emissionsfreie Energie. Zum anderen erbringt es auf sozialer Ebene Mehrwert, in dem es einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leistet, Arbeitsplätze kreiert und die technischen Voraussetzungen für Chancengleichheit schafft, beispielsweise durch den Zugang zur Online-Bildung. Die damit verbundenen positiven Effekte lassen sich den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung direkt zuordnen. So wird der digitale Infrastruktursektor zum Treiber technologischen Fortschritts und nachhaltiger Entwicklung – und trägt dazu bei, Portfolios zukunftsfähig aufzustellen.
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