Starke Preisrückgänge bei Industriemetallen

Nachfrageschwäche in China lastet auf Märkten

Starke Preisrückgänge bei Industriemetallen

ku Frankfurt – “Ein Jahr zum Vergessen” überschreiben die Rohstoffanalysten der Commerzbank ihren Überblick über 2015 aus Sicht der Rohstoffinvestoren. Dies dürfte in einem besonderen Maße für die Akteure im Industriemetallbereich gelten. Hier ergaben sich teilweise enorme Preisrückgänge. Am härtesten wurde Nickel getroffen, das vor allem für die Produktion rostfreien Stahls von Bedeutung ist. Gegenüber dem Stand vom Jahresanfang 2015 ergibt sich mit aktuell nur noch 8 670 Dollar je Tonne ein Minus von fast 43 %. Bei dem wichtigsten Basismetall Kupfer beträgt der Einbruch rund 25 % auf derzeit 4 710 Dollar je Tonne. Das vor allem für Rostschutz im Stahlbereich eingesetzte Zink ist momentan mit 1 615 Dollar je Tonne um fast 26 % günstiger zu haben als vor Jahresfrist. Noch am besten sieht aus dem Blickwinkel des Investors die Lage bei Blei aus. Hier beträgt der Preisrückgang nämlich “nur” gute 4 % auf 1 774 Dollar je Tonne. Bei Aluminium errechnet sich ein Minus von gut 18 % auf 1 522 Dollar je Tonne. Die meisten Industriemetallnotierung befinden sich damit auf dem niedrigsten Stand seit der durch die Finanzkrise ausgelösten tiefen Rezession der Jahre 2008 und 2009. Wachstum geht zurückZurückzuführen ist die Misere vor allem auf die konjunkturelle Lage in China und deren Perzeption durch die Marktteilnehmer. Im Reich der Mitte ist das Wirtschaftswachstum von einst mehr als 10 % pro Jahr auf derzeit unter 7 % gesunken, wobei viele Ökonomen davon ausgehen, dass die wirklichen Zahlen noch deutlich unter dem liegen, was die Regierung in Peking an Makrodaten erhebt. Irgendwo zwischen null und 5 % liege das Wachstum, kann man oft hören. Hinzu kommt ein volkswirtschaftlicher Paradigmenwechsel: Peking stellt die Wirtschaft von einer starken Orientierung auf Investitionen um auf die Förderung des privaten Konsums. Dies hat für die Metallpreise Bedeutung, weil für Konsumgüter weniger Industriemetalle benötigt werden als für Infrastrukturinvestitionen und die Fertigung von Industriegütern. Stahl deutlich billigerAm deutlichsten ist das wohl an den Stahlpreisen abzulesen – China ist auch hier der weltweit größte Verbraucher. Lag der Stahlpreis im ersten Quartal 2014 noch bei durchschnittlich 121 Dollar je Tonne, hatte er sich im ersten Viertel 2015 mit im Schnitt 63 Dollar fast halbiert. Aktuell liegt der Stahlpreis in China bei 42,50 Dollar je Tonne. Gegenüber dem Stand zu Jahresanfang 2015 ist das ein Minus von über 40 %.Von Bedeutung ist für die Märkte auch, dass das Angebot in den Jahren des Rohstoffbooms deutlich ausgeweitet worden ist. Da neue Minen oder Erweiterungen älterer Anlagen meist mehrere Jahre bis zur Inbetriebnahme benötigen, traf die Kapazitätsausweitung bereits auf die Verlangsamung des Nachfragewachstums in China. Nun stellt sich die Frage, ob und wann es zu den erforderlichen Angebotskürzungen kommt. Bislang halten sich die großen Minenkonzerne, die den Markt prägen, hiermit vornehm zurück. Im gerade beendeten Turnus hat lediglich Glencore nennenswerte Kapazitätsreduzierungen im Bereich Kupfer angekündigt – mit Blick auf die tiefe Ertragskrise bei dem schweizerischen Rohstoffriesen. Die chilenische Codelco, Weltmarktführer bei Kupfer, hat bislang nur davon gesprochen, dass sie mit Kostensenkungen über die Runden kommen will.