Marktausblick

Stotternder Start ins neue Jahr

Höhere Anleiherenditen und Wachstumsunsicherheiten haben für einen stotternden Start der Aktienmärkte ins neue Jahr gesorgt. Im Blick behalten muss man nach Ansicht von Axa Investment Managers den weiteren Zinspfad.

Stotternder Start ins neue Jahr

kjo Frankfurt

Höhere Anleiherenditen und unsicheres Wachstum haben für einen stotternden Start der Aktienmärkte ins neue Jahr gesorgt. Ob Anleger 2022 investieren sollten, hänge davon ab, wann die Marktteilnehmer glauben, dass der Zinszyklus richtig eingepreist ist. Der Weg dorthin könnte schwierig werden. Der Unterschied zwischen Aktien- und Anleiherenditen dürfte in diesem Jahr geringer ausfallen als zuletzt. Kurzfristig gilt es, die Inflations- und Coronazahlen im Auge zu behalten und mit volatileren Märkten zu rechnen, meinen die Experten von Axa Investment Managers.

„Zuletzt haben wir darauf hingewiesen, dass ein Hauptrisiko in diesem Jahr darin besteht, dass wir alle den geldpolitischen Zyklus falsch eingeschätzt haben. Das würde bedeuten, dass die Zinsen schneller steigen als gedacht“, sagt Chris Iggo, CIO Core Investments bei Axa Investment Managers. Das Protokoll der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Federal Reserve unterstreiche dieses Risiko. Es sei mehr als angedeutet worden, dass die Zinserhöhungen früher beginnen könnten und die Notenbank ihre Bilanz aggressiver reduziere. Das sage zwar nichts über das Ende des kommenden geldpolitischen Zyklus aus – die finale Zinsprognose der Fed liege nach wie vor bei 2,5% –, aber der Weg dorthin könnte holpriger sein.

Reale Renditen steigen

Die heftige Reaktion auf das Fed-Protokoll sei ein sprunghafter Anstieg der realen Renditen bei zehnjährigen Laufzeiten auf der Renditekurve um 30 Basispunkte (BP) gewesen. Der Fokus liege nun auf der zyklischen Entwicklung. In vergangenen geldpolitischen Straffungszyklen in den USA seien die realen Renditen gestiegen. „Dies geschah zwar nicht im Verhältnis eins zu eins, reichte aber aus, um für einen Anstieg der nominalen Renditen zu sorgen. Es sieht so aus, als würde sich dieser Ablauf wiederholen, und sowohl frühere Zinserhöhungen der Fed als auch eine aggressivere Reduzierung ihrer Bilanz werden die realen Renditen möglicherweise in die Höhe treiben“, so Iggo. Im Moment tendiere man zu der Ansicht, dass die Anleiherenditen zu kämpfen hätten, bis sich die Märkte auf einen neuen Konsens für den Pfad der Zinsentwicklung geeinigt hätten.

„Wäre 2022 angesichts einer zurückgehenden Pandemie, nachlassender Lieferengpässe und eines abnehmenden Arbeitskräftemangels durch eine fortgesetzte wirtschaftliche Erholung gekennzeichnet, dann wäre das Vertrauen in die Zinsentwicklung höher. Wir befinden uns jedoch mitten in der vierten Pandemiewelle. Auch wenn die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle dank der Impfungen niedriger ist als bei früheren Wellen, kommt es immer noch zu Störungen“, sagt der Experte.

Man beachte die weit verbreitete Annullierung von Flügen über die Feiertage und die in vielen Volkswirtschaften gemeldeten Engpässe im öffentlichen Sektor und bei anderen Arbeitskräften. Dies werde kurzfristig einige Abwärtsrisiken für das Wachstum mit sich bringen. Hinzu komme, dass der weltweite Anstieg der Energiepreise nicht nachlasse. Diese Steuer auf das Einkommen werde die Unsicherheit bezüglich des Wachstums noch verstärken. „Auch wenn die Anleihemärkte sehr empfindlich auf die Botschaften der Zentralbanken reagieren und mehr Zinserhöhungen eingepreist haben als noch vor einigen Wochen, muss es ein Szenario geben, in dem sich die Normalisierung der Geldpolitik verzögert“, führt der Kapitalmarktexperte weiter aus.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.