CAC 40 unter Druck

Trübe Aussichten für französische Aktien

Mehrere Unsicherheitsfaktoren haben Investoren 2024 vom CAC 40 Abstand nehmen lassen. Eine schnelle Besserung scheint nicht in Sicht.

Trübe Aussichten für französische Aktien

Französischer Aktienmarkt

Aktienmarkt in Frankreich unter Druck

Politische Unsicherheiten belasten französische Aktien – Zusammensetzung des CAC 40 hat sich nachteilig ausgewirkt

Mehrere Unsicherheitsfaktoren haben Investoren im letzten Jahr vom französischen Aktienmarkt Abstand nehmen lassen, darunter nicht zuletzt die durch die vorgezogenen Parlamentswahlen im Juni ausgelöste politische Instabilität in Frankreich. Eine schnelle Besserung scheint erstmal nicht in Sicht.

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Von Gesche Wüpper, Paris

Nach einer schwachen Entwicklung 2024 sorgt der CAC 40 auch zu Beginn des neuen Jahres für ein Wechselbad der Gefühle. Der französische Leitindex hat letztes Jahr ein Minus von 2,15% verbucht, als einziger der großen Börsenindizes. Zum Vergleich: Der Dax legte 2024 fast 19% zu, der Nikkei 20% und der Nasdaq Composite knapp 30%. Damit nicht genug, denn damit entwickelte sich der CAC 40 innerhalb eines Kalenderjahres so schlecht wie seit der Euro-Krise nicht mehr. Am ersten Handelstag 2025 gab er zwischenzeitlich erneut nach. Eine schnelle Erholung ist nach Ansicht von Analysten nicht in Sicht.

Der Kontrast zum Beginn des letzten Jahres könnte größer nicht sein. Denn zunächst hatte der CAC 40 2024 kräftig zugelegt. Doch dann kündigte Präsident Emmanuel Macron im Juni überraschend vorgezogene Parlamentswahlen an und löste damit eine politische Krise aus, die bis heute nicht überwunden ist. Im Gegenteil, denn François Bayrou, dem vierten Premierminister Frankreichs innerhalb von nur einem Jahr, droht gleich anlässlich seiner Regierungserklärung am 14. Januar ein Misstrauensantrag. Die Opposition von den Rändern extrem links und extrem rechts will alles daransetzen, Macron zum Rücktritt zu zwingen.

Früher habe es wegen der internationalen Ausrichtung der im französischen Leitindex gelisteten Konzerne immer geheißen, der CAC 40 sei nicht Frankreich, erklärt Chief Market Analyst Alexandre Baradez von IG. Dieses Sprichwort gelte jedoch nicht mehr, wenn man sich seine Entwicklung seit Juni im Vergleich zum Euro Stoxx 600 anschaue.

Schwache China-Nachfrage

Zumal der französische Aktienmarkt zusätzlich zur politischen Ungewissheit in Frankreich von weiteren Unsicherheitsfaktoren belastet wird. Die schwache Nachfrage in China, dem wichtigsten Markt von Luxusgüterkonzernen wie LVMH und Kering, die drohende Abschwächung des Wachstums in Frankreich, ein nach dem Amtsantritt von Donald Trump befürchteter Handelskrieg der USA mit Europa, eine von der Anfang Dezember gestürzten Regierung geplante Sondersteuer auf Großkonzerne und das hohe Defizit haben Investoren vor französischen Papieren zurückschrecken lassen.

Das schlechte Abschneiden im Vergleich zu den anderen erkläre sich zum Teil auch durch die Zusammensetzung des französischen Leitindexes, meint Aktienstrategin Lilia Peytavin von Goldman Sachs. So machten Luxus und Energie 28% der Börsenkapitalisierung des CAC 40 aus. Zusammen mit der Automobilindustrie seien das die beiden Branchen in Europa, die die negativsten Revisionen der Gewinnerwartungen gehabt hätten.

Keine schnelle Erholung

Experten wie Thomas Zlowodzki, der Leiter Aktienstrategie bei Oddo BHF, glauben, dass der französische Finanzplatz wegen der anhaltenden politischen Unsicherheit erstmal weiter unter Druck bleiben dürfte. Denn auch die neue Regierung verfügt über keine absolute Mehrheit in der Assemblée Nationale. Gleichzeitig bleibe die haushaltspolitische Situation angespannt, während im Herbst eine neue Auflösung der Nationalversammlung möglich sei, meint Zlowodzki. Dabei sei es sehr wahrscheinlich, dass zuvor das Verhältniswahlrecht eingeführt werde, was die Ergebnisse unvorhersehbar mache.

„Es ist möglich, dass die schwache Leistung des CAC 40 in den ersten Monaten 2025 bestehen bleiben wird, genau wie die große Spread-Spanne im Vergleich zu Deutschland“, meint Investmentstratege Christopher Dembik von Pictet. Es sei aber auch nicht auszuschließen, dass Anleger jetzt zu Beginn des Jahres europäische Aktien kaufen, die 2024 stark gefallen und deshalb günstig zu haben seien, meinen andere Experten.

Luxusgüteraktien leiden

Die Stimmung von Investoren für die Luxusgüterbranche zumindest hat sich laut UBS-Analystin Zuzanna Pusz zuletzt wieder etwas aufgehellt. Einige Anleger bleiben jedoch skeptisch, ob sich die Nachfrage in China erholen wird, sodass Luxusgüter- und Konsumgüteraktien wieder zulegen können. 2024 gehörten sie bis auf Hermès an der Börse von Paris zu den größten Verlierern. So gab Kering mehr als 40% nach, L’Oréal mehr als 23% und LVMH mehr als 12%. Banken und Versicherer, die rund 10% des CAC 40 ausmachen, sind teils auch unter Druck geraten, da sie eine Wachstumsabschwächung in Frankreich zu spüren bekommen würden und auch staatliche Schuldtitel halten.

Analysten glauben an Airbus

Der CAC 40 sei ein prozyklischer Index, der sich normalerweise im Einklang mit den europäischen Aktienmärkten entwickele, meinen die Analysten von Bank of America. Seit den vorgezogenen Parlamentswahlen läge er jedoch weit darunter. Die Bank-of-America-Experten glauben zwar, dass eine positive Entwicklung der Börse von Paris möglich ist, dass das Risiko der politischen Volatilität aber anhalten wird. Deshalb halten sie es für möglich, dass französische Aktien sich in den kommenden zwölf Monaten in einer Spanne von plus 4% bis minus 2% entwickeln werden.

Mit Airbus steht sogar ein CAC-40-Schwergewicht auf ihren Listen „25 Aktien für 2025“ und „Europe 1“. Der Flugzeugbauer gibt am 9. Januar abends Auslieferungen und Bestellungen für 2024 bekannt. Das selbst gesteckte Ziel von 770 Auslieferungen hat der Flugzeugbauer trotz eines Endspurts im Dezember laut Kreisen allerdings nicht mehr erreichen können.

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