Übernahmespekulationen bescheren Evotec Kurssprung
Finanzmärkte
Übernahmespekulationen bescheren Evotec Kurssprung
tom Frankfurt
Nach einer turbulenten Handelswoche hat es der deutsche Leitindex am Freitag ruhiger angehen lassen. Zum Wochenschluss notierte das Börsenbarometer bei 19.211 Zählern (-0,3%). Unter der Woche hatte der Dax nach starken Firmen-Bilanzen mehrfach Anlauf für eine Jahresendrally genommen, der aber immer schnell wieder die Luft ausging. Das Allzeithoch bei 19.675 Punkten bleibt dennoch in Reichweite.
Kein Rückenwind kam zuletzt von den US-Börsen, die seit vier Tagen schwächeln. Anleger an der Wall Street traten auf die Bremse, nachdem US-Notenbankchef Jerome Powell die Erwartungen an eine weitere Zinssenkung im Dezember dämpfte. Laut Powell bestehe kein Grund für überstürzte Zinssenkungen, da die Wirtschaft weiterhin wachse, der Arbeitsmarkt stabil sei und die Inflation noch immer über der Zielmarke von 2% liege. Gemischte Konjunktursignale kamen unterdessen aus China: Während die Industrieproduktion im Oktober langsamer als erwartet gewachsen ist, überraschten die Einzelhandelsumsätze positiv.
Übernahme-Fantasien treiben Evotec
Größere Kursbewegungen gab es nicht zuletzt im SDax bei Evotec. Das US-Unternehmen Halozyme Therapeutics will die Hamburger Biotech-Firma für etwa 2 Mrd. Euro übernehmen und bietet 11 Euro je Anteilsschein. Evotec-Aktien schnellten daraufhin um bis zu 23,1% auf 10,62 Euro nach oben. Für Anleger ist das dennoch nur ein schwacher Trost, ins Jahr gestartet waren Evotec-Anteile bei über 21 Euro.
Unter Druck standen am Freitag dagegen die Papiere von Impfstoffherstellern. Die Aussicht auf einen impfkritischen US-Gesundheitsminister ließ die Aktien einknicken. Die Aktie von Biontech rutschte zeitweise um über 10% ab. Auch die Titel von GSK und Astrazeneca mussten Abschläge hinnehmen. Der designierte US-Präsident Donald Trump nominierte Robert F. Kennedy Jr., der eine strengere Prüfung von Impfstoffen fordert, für den Posten des Gesundheitsministers.
Chip-Titel unter Druck
Auch im Chip-Sektor war die Stimmung nach enttäuschenden Zahlen des US-Ausrüsters Applied Materials mau. Der Halbleiterkonzern prognostizierte für das erste Quartal einen Umsatz unter den Erwartungen, was Anleger als schleppende Nachfrage nach Chipmaschinen außerhalb von KI-Chips werteten. Infineon gaben einen Teil seiner Wochengewinne ab, Süss Microtec verloren zeitweise sogar knapp 5%.
In Mailand stiegen die Titel von Generali zeitweise über 5%. Italiens größter Versicherer hat trotz eines Millionen-Schadens aufgrund von Naturkatastrophen die Gewinnschätzungen für die ersten neun Monate übertroffen.
Am Rohstoffmarkt belastete die Sorge vor einer schwächeren Nachfrage aus China die Ölpreise. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee und US-Öl WTI fielen um je 1% auf 71,80 bzw. 67,96 Dollar je Barrel. Auf Wochensicht stehen noch deutliche Verluste unter dem Strich.