Im Gespräch: Michael Geke, Quantmade

„Unser Modell handelt emotionslos, das ist ein klarer Vorteil“

Der Mathematiker und Betriebswirt Michael Geke hat zunächst einen Algorithmus entwickelt, um sein eigenes Geld zu verwalten. Wichtig war ihm möglichst wenig Drawdown, erläutert er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Inzwischen werden mit dem KI-Modell von Quantmade bereits knapp 200 Mill. Euro verwaltet.

„Unser Modell handelt emotionslos, das ist ein klarer Vorteil“

Im Gespräch: Michael Geke

„Unser Modell handelt emotionslos“

Der Gründer von Quantmade über seinen KI-gesteuerten Investment-Algorithmus und dessen niedrigen Drawdown

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Der Mathematiker und Betriebswirt Michael Geke hat zunächst einen Algorithmus entwickelt, um sein eigenes Geld zu verwalten. Wichtig war ihm möglichst wenig Drawdown, erläutert er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Inzwischen werden mit dem KI-Modell von Quantmade bereits knapp 200 Mill. Euro verwaltet.

KI-gestützte Investmentstrategien gewinnen in der Finanzbranche immer mehr an Bedeutung. Einen solchen innovativen Ansatz stellen die Quant-gesteuerten Aktienportfolios von Quantmade dar, die gerade mit dem Future Fundstars Award ausgezeichnet wurden.

Quantmade wurde 2018 von dem Mathematiker und Betriebswirt Michael Geke (53) gegründet. Zuvor hatte Geke mehrere Firmen gegründet und diese dann veräußert. „Ich habe zunächst nur für mein eigenes Geld eine Anlagestrategie gesucht, die jährlich 10% Rendite bei möglichst wenig Drawdown erwirtschaftet“, erläutert Geke im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Aber so eine Strategie habe ich am Markt nicht gefunden. Daher habe ich dann begonnen, meine eigenen maßgeschneiderten Algorithmen zu entwickeln. Daraus ist dann Quantmade entstanden.“

Fonds vor Auflage

Seit 2021 bietet Quantmade, die in Meerbusch sitzen, die von ihr entwickelten Modelle auch für Kunden an. „Bei unseren Mandaten berücksichtigen wir auch Kundenwünsche“, sagt Geke. „Unsere Kunden sind vor allem Vermögensverwalter, Wealth Manager und Family Offices. Aber auch Private Equity interessiert sich für unsere Algorithmen.“ Dabei bietet Quantmade auch White Labeling an. „Auch in Zertifikaten finden sich unsere Algorithmen“, erklärt Geke. „Und in wenigen Wochen werden wir einen Fonds auf Basis unserer Algorithmen begeben. Inzwischen verwalten wir auf Basis unseres Quant-Modells bereits rund 190 Mill. Euro mit Quant-gesteuerte Managed Accounts, und das mit steigender Tendenz.“

Doch wie funktioniert die Handelsstrategie von Quantmade? „Wir investieren in Aktien, und zwar nur in die 100 größten Werte des US-Aktienmarkts, dem S&P 100, oder in die 100 größten Werte des Nasdaq, dem Nasdaq 100“, erläutert Geke. „Diese Aktien gehören zu den liquidesten Aktienwerten der Welt. Dies ist eine gute Voraussetzung für eine hohe Analysequalität.“ Dabei geht der Quantmade-Algorithmus im Aktienbereich nicht Short, sprich es werden bestimmte Aktien gehalten, eine bestimmte Investitionsquote gefahren, und der Rest des Geldes wird am Geldmarkt angelegt. Vor diesem Hintergrund soll dann auch ein Ucits-Fonds aufgelegt werden.

„Als Investor möchte ich nicht ständig am Aktienmarkt investiert sein“, erläutert Geke die Überlegung, die hinter seiner KI steckt. „Ich möchte dann investiert sein, wenn eine Aktie deutlich steigt, und nicht investiert sein, wenn eine Aktie fällt.“ Der Algorithmus von Quantmade arbeite ohne Fundamentaldaten, nur mit Marktdaten. „Fundamentaldaten haben eine gewisse Trägheit“, sagt Geke. „Wir handeln taktisch. Wir machen praktisch mit unserer KI Wettervorhersagen für Aktien. Dabei liegt die Haltedauer unserer Trades bei acht bis 15 Tagen. Ziel ist es, 8%-10% mit einem Trade zu verdienen.“ Sämtliche Signale des Algorithmus würden auch eins-zu-eins umgesetzt.

Kursrutsch nicht mitgemacht

„Unser Modell handelt emotionslos, das ist ein klarer Vorteil“, meint Geke. „Doch hat jedes Modell einen bestimmten Set-up an Parametern, und dieses Set-up muss passen. Die Haltedauer muss in der richtigen Beziehung zur Trefferquote und zum Stopp stehen.“ Die Modelle von Quantmade seien seit vier Jahren aktiv. „Institutionellen Investoren gefällt vor allem der niedrige Drawdown unseres Modells in der Live-Performance“, sagt Geke. „So hat unser Modell den Kursrutsch an den Aktienmärkten 2022 nicht mitgemacht. Da waren wir weitgehend draußen und haben das Geld am Geldmarkt angelegt.“ Auch die niedrige Volatilität zeige das geringe Risiko des Algorithmus auf. Trotz dieses geringen Risikos habe das Modell in den vergangenen Jahren besser abgeschnitten als der vergleichbare US-Aktienmarkt. In der Live-Performance hat das defensive Quantmade-Modell im Schnitt über alle Managed Accounts laut den Angaben im Quantmade Jahresreport 2024 von 01. Januar 2021 bis zum 31. Dezember 2024 einen Total Return von 37,2% erwirtschaftet. Und das bei einem Maximum Drawdown von 3,9% und einer jährlichen Volatilität von 3,8%.

„Unser Algorithmus liefert die gewünschten Ergebnisse und weist einen sehr niedrigen Drawdown auf“, sagt Geke. „Das freut mich außerordentlich.“

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