Marktausblick

Verhaltene Perspektiven

Die jüngsten Kurszuwächse täuschen darüber hinweg, dass der Dax in den vergangenen drei Monaten die Handbremse angezogen hat. Laut Analysten wird er sie in naher Zukunft wohl nicht lösen.

Verhaltene Perspektiven

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

Der Dax hat in der gerade beendeten Handelswoche ein Plus von 1,4% erreicht. Betrachtet man allerdings die vergangenen drei Monate, so hat die Marktrally eine Pause eingelegt. In den vergangenen drei Monaten hat der deutsche Leitindex gerade einmal etwas mehr als 2% hinzugewonnen.

Nach Einschätzung der Analysten der Bank of America wird sich auch in naher Zukunft an der verhaltenen Marktentwicklung wenig ändern. Es gebe momentan wenig Perspektiven für eine erneute Beschleunigung des Konjunkturwachstums, merken sie an. Der jüngste Anstieg der Covid-19-Infektionen sei der Hauptgrund für ein nachlassendes Wirtschaftswachstum, glauben sie. Was die europäischen Einkaufsmanagerindizes als Frühindikatoren betreffe, so sei für das dritte Quartal mit einem marginalen und für das Schlussviertel des Jahres mit einem ausgeprägteren Rückgang zu rechnen.

Vor diesem Hintergrund nehmen die Analysten hinsichtlich europäischer Aktieninvestments eine neutrale Position ein. Es sei nun angesagt, die Positionierung in zyklischen Werten zu reduzieren und sich defensiver auszurichten. Für Sektoren wie Minenwerte und Luxusgüter rät Bank of America bereits zu einer Untergewichtung. Außerdem empfiehlt die US-Bank, weniger stark auf Small Caps zu setzen, die seit März vergangenen Jahres gegenüber Large Caps eine um 26% bessere Performance erreicht hätten. Mit Blick auf die zu erwartende Konjunkturentwicklung böten die Nebenwerte allerdings nun gegenüber den Werten aus der ersten Reihe ein nur begrenztes Aufwärtspotenzial. Die Analysten raten zudem dazu, Banken und Versicherer überzugewichten und Value-Aktien gegenüber Wachstumswerten zu bevorzugen.

Zurückhaltend hinsichtlich der Aussichten der Aktienmärkte äußert sich auch die Landesbank Hessen-Thüringen Helaba. Die Berichtssaison der Unternehmen sei zwar insgesamt gut ausgefallen. Rein saisonal stünden an den Aktienmärkten jedoch die beiden schwierigen Monate August und September an. Die positive Konjunktur und die hohe Liquidität seien keine Garantie dafür, dass die hoch bewerteten Indizes weiter nach oben kletterten. In der neuen Börsenwoche stehen nur wenige Konjunkturdaten aus der ersten Reihe auf dem Programm, die großen Einfluss auf die Märkte haben könnten. Von Bedeutung sind vor allem die amerikanischen Verbraucherpreise, die am Mittwoch veröffentlicht werden. Gemäß der von Bloomberg ermittelten Konsensschätzung wird mit einem Anstieg der Inflationsrate gegenüber Vorjahresmonat um 5,3% gerechnet. Damit würde die Geldentwertung nur minimal schwächer ausfallen als im Vormonat mit 5,4%. Klammert man die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise aus, soll gemäß der Konsensschätzung immerhin noch ein Anstieg der Kernrate von 4,3% übrig bleiben. Am Dienstag stehen zudem die ZEW-Konjunkturerwartungen auf dem Programm. Mit gemäß der Konsensschätzung 56 Zählern gegenüber einem Vormonatswert von 63,3 wird auch hier mit einer spürbaren Konjunkturabschwächung gerechnet.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.