Im Interview:Alexis Renault, ODDO BHF AM

„Vorsicht bei Bonds aus dem Autosektor“

Bei Bonds aus der Automobilbranchen sollten Anleger vorsichtig sein. Denn der Ausblick für die Branche ist nicht gerade rosig, meint Alexis Renault von Oddo BHF AM.

„Vorsicht bei Bonds aus dem Autosektor“

Herr Renault, welche Auswirkungen durch Trumps Wahlsieg erwarten Sie auf den europäischen High-Yield-Markt?

Wir erwarten keine großen und langfristigen Auswirkungen auf den High-Yield-Markt in Europa. Es gab eine leicht positive Reaktion, aber ich denke, dass das in den kommenden Wochen und Monaten nicht von anhaltender Dauer sein wird. Politische Börsen haben bekanntermaßen im Allgemeinen kurze Beine. Das sollte hier auch der Fall sein.

Welche Branchen stufen Sie in Europa derzeit als besonders aussichtsreich ein?

Grundsätzlich suchen wir Unternehmen mit positiven Free Cash Flows, die ein positives Gewinnwachstum zeigen. Und es müssen Branchen sein, die auf lange Sicht Stabilität zeigen wie etwa Healthcare, Telekommunikation oder in gewissem Maße der Mediensektor. Aber die Entwicklung der Sektoren, die wir präferieren, ändert sich auch im Zeitablauf verständlicherweise.

Von welchen Branchen sollten Anleger dann lieber Abstand nehmen?

Vorsichtig sein sollte man derzeit beim Automobilsektor. Der Grund liegt darin, dass der Ausblick für die Branche nicht gerade rosig ist. Und es kommen auf die Branche in den kommenden Jahren sehr große Herausforderungen zu, die es zu meistern gilt. Bei Titeln aus der Verpackungsindustrie und Bautiteln sind wir ebenfalls etwas vorsichtig. Da sollten Anleger zurückhaltend taktieren.

Rechnen Sie in den kommenden Monaten mit verstärkten Kündigungen, also Calls, von europäischen High-Yieldern, nachdem die Renditen ja wieder gefallen sind?

Ja, wir stellen uns darauf ein, dass es zu einigen Kündigungen von Bonds kommen wird. Das kommt in solchen Phasen verständlicherweise häufiger vor. Bonds, die vor drei, vier Jahren emittiert wurden, haben noch vergleichsweise hohe Kupons, dort kann es nun zu Umschichtungen kommen. Aber mit einer groß angelegten Welle von Anleihekündigungen und entsprechenden Umschichtungen der Gelder in neue Bonds mit niedrigerem Kupon rechnen wir derzeit nicht.

Von welchem Rating-Trend bei den europäischen High-Yieldern gehen Sie in den kommenden Monaten aus?

Grundsätzlich haben wir in den vergangenen Jahren gesehen, dass sich die Rating-Qualität von europäischen Unternehmen im High-Yield-Bereich sichtlich verbessert hat. Anfang 2022 es gab in etwa fast 70 Mrd. Mrd. ausstehendes Volumen in Rising Stars, also von Unternehmen, deren Rating vom Sub-Investment-Grade-Bereich wieder in den Investment-Grade-Bereich geklettert ist. Das hat sich jedes Quartal in den vergangenen Jahren verbessert. Wir denken, dass dieser Trend weiterhin intakt ist. Eine Verschlechterung des Rating-Trends sehen wir indes im Verpackungsbereich. Der Grund dafür liegt darin, dass die Nachfrage schwächer ist und die Margen unter Druck sind. Insgesamt gehen wir im Sub-Investment-Grade-Rating-Bereich aber von einer stabilen, positiven Entwicklung aus. Und wir erwarten in dieser Hinsicht auch keine ausufernde Verschuldung der Unternehmen.

Kommen wir speziell zu High-Yield-Namen aus Deutschland: Wird das Aus der deutschen Regierung einen Einfluss auf diese Namen haben?

Das werden wir verständlicherweise noch abwarten müssen. Wichtig wird sein, wie die neue Regierung mit der Automobilindustrie umgehen wird. Das müssen wir sehen. Insgesamt erwarten wir abseits der Automobilindustrie und damit auch der Zuliefererindustrie nur einen recht begrenzten Einfluss des Regierungswechsels in Deutschland auf den europäischen High-Yield-Markt.

Was können Anleger in einzelnen Rating-Kategorien derzeit noch an Rendite einstreichen?

Zur Zeit liegt die durchschnittliche die Rendite von einem Single-B-Emittenten aus Europa noch bei rund 5,9%. Durchschnittlich sehen wir im europäischen High-Yield-Segment eine Rendite von um die 5,8%. Wir stufen das gegenwärtig durchaus noch als zufriedenstellend ein, und es kompensiert für die damit verbundenen Ausfallrisiken.

Von welchem Emissionsvolumen bei High-Yieldern in Europa gehen Sie im kommenden Jahr aus?

2023 waren es um die 60 Mrd. Euro an Emissionsvolumen. Für 2024 und auch für 2025 erwarte ich für den europäischen High-Yield-Markt jeweils ein gutes Jahr. 2024 dürfte das Volumen bei rund 110  Mrd. Euro liegen, für das kommende Jahr rechne mit einem Wert ungefähr zwischen 80 und 100 Mrd. Euro. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre war es ein jährliches Emissionsvolumen von circa 90 Mrd. Euro.

Im Interview: Alexis Renault

„Vorsicht bei Bonds aus dem Autosektor“

High-Yield-Experte von Oddo BHF AM: Verbesserte Rating-Qualität in Europa – Gutes Jahr 2025 erwartet

Bei Bonds aus dem Automobilbereich sollten Anleger Vorsicht walten lassen, meint Alexis Renault, Leiter High Yield bei Oddo BHF Asset Management (AM). Der Ausblick für die Branche sei nicht gerade rosig. Die Rating-Qualität europäischer High-Yielder hat sich laut Renault in den vorigen Jahren verbessert.

Das Interview führte Kai Johannsen.

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