Was hinter Trumps Zollpolitik wirklich steckt
Die jüngste Nervosität an den US-Börsen hat die Diskussion über die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump neu entfacht. Trump, so eine weit verbreitete Auffassung, setze Zölle lediglich als taktisches Druckmittel gegenüber Handelspartnern ein - ohne Rücksicht auf die Folgen für die heimische Wirtschaft. Tatsächlich verfolgen sie jedoch ein anderes Ziel: Trump nutzt Zölle bewusst zur Refinanzierung des US-Haushalts. Der US-Präsident setzt alles daran, die bestehenden Steuererleichterungen nach seinem Amtsantritt für Unternehmen und Verbraucher zu verlängern und damit ein zentrales Wahlversprechen einzulösen. Damit reißt er zugleich ein riesiges Loch in die Staatskasse – bis zu vier Bill. US-Dollar könnten in den nächsten Jahren fehlen. Um diese Ausfälle zu kompensieren, setzt die Trump-Administration auf zwei zentrale Hebel: erstens drastische Einsparungen im Staatsapparat („DOGE“), zweitens Einfuhrabgaben als alternative Einnahmequelle.
Die fiskalische Logik hinter den Zöllen
Die Funktion von Zöllen als Finanzierungsinstrument wird häufig unterschätzt. Sie generieren direkte Einnahmen, die zur Haushaltskonsolidierung beitragen, ohne die Steuerlast für Unternehmen oder private Haushalte zu erhöhen. Diese Strategie unterscheidet sich deutlich von der traditionellen Sichtweise, die Zölle vorrangig als protektionistisches Instrument einordnet. Nach den jüngsten Anpassungen des Bruttoinlandsprodukts (GDP) hieß es, dass die US-Wirtschaft - ausgelöst durch die Trump'sche Zollpolitik - nun auf Talfahrt gehen würde. Doch zu diesen Befürchtungen besteht bei genauerer Betrachtung kein Anlass. Der Arbeitsmarkt präsentiert sich in guter Verfassung, die Investitionen bleiben dynamisch. Die Revisionen beim Bruttoinlandsprodukt lassen sich überwiegend durch saisonale Effekte erklären. Aussagekräftiger ist der Citi Economic Surprise Index (CESI) der zeigt, ob Wirtschaftsdaten über oder unter den Erwartungen liegen. Aktuell signalisiert er eine weitgehend normale Entwicklung.
Gleichzeitig erfährt die US-Wirtschaft erhebliche Investitionsimpulse. Ausländische Investoren wie Taiwan Semiconductor, aber auch inländische Technologiekonzerne wie Intel investieren gezielt in den Ausbau ihrer US-Standorte. Diese Entscheidungen erfolgen vielfach in direktem Zusammenhang mit der Zollpolitik: Durch die Erhebung von Importzöllen entsteht ein wirtschaftlicher Anreiz, Produktionskapazitäten direkt in den USA anzusiedeln, um zusätzliche Kosten zu vermeiden. Die Zölle wirken damit als wirtschaftspolitisches Steuerungsinstrument zur Stärkung des Standorts USA.
USA verfolgen langfristigen Konsolidierungskurs
Trumps kurzfristige Maßnahmen wie Zölle und DOGE sind eingebettet in einen übergeordneten Konsolidierungsplan, den US-Finanzminister Bessent verantwortet. Ziel ist es, das derzeitige Haushaltsdefizit von 6,4% des BIP bis 2028 auf 3% zu senken. Dafür setzt der Plan neben zusätzlichen Staatseinnahmen vor allem auf eine nachhaltige Wachstumsstrategie. Eine Steigerung des Wirtschaftswachstums auf 3% soll die Verschuldungsquote verringern und die fiskalische Handlungsfähigkeit langfristig sichern.
Eine geringere Neuverschuldung hätte zudem positive Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit der USA und die langfristigen Finanzierungskosten. Das käme nicht nur dem Staatshaushalt zugute, sondern auch privaten Investitionen – insbesondere im zinsanfälligen Immobiliensektor. Der Bessent-Plan ist somit das strukturelle Rückgrat der derzeitigen US-Finanzpolitik und trägt entscheidend dazu bei, die Märkte zu beruhigen und Vertrauen zurückzugewinnen.
Eine Phase der Neujustierung
Die Reaktionen der vergangenen Wochen spiegeln vor allem Unsicherheiten gegenüber einer veränderten Wirtschaftspolitik wider. Sie sind jedoch kein Hinweis auf eine strukturelle Schwäche der US-Wirtschaft. Der solide Arbeitsmarkt, die hohe Investitionsbereitschaft und der strategisch ausgerichtete Konsolidierungspfad sprechen für eine weiterhin robuste wirtschaftliche Entwicklung. Trumps Zollpolitik folgt einer klaren fiskalischen Logik. Die Kapitalmärkte werden sich auf diesen Kurswechsel einstellen.