Nach US-Zinssignal

Yuan legt den Rückwärtsgang ein

Die Hausse des Yuan scheint ein jähes Ende zu nehmen. Der Umschwung überrascht die chinesische Notenbank. Nun besteht die Gefahr dezidierter Baissespekulationen auf die Währung der Volksrepublik.

Yuan legt den Rückwärtsgang ein

nh Schanghai

Die von Chinas starker Wirtschaftserholung genährte Hausse des Yuan gegenüber dem Dollar scheint mit Blick auf Zinserhöhungserwartungen in den USA ein jähes Ende zu finden. Als Folgereaktion auf die jüngste Ratssitzung der Federal Reserve, mit der sich ein tendenziell restriktiver geldpolitischer Kurs abzeichnet, ist es am Donnerstag zu einer deutlichen Schwächung der chinesischen Valuta gekommen. Im Onshore-Handel in Schanghai fiel der Kurs um 0,5% auf 6,43 Yuan zum Dollar, was den kräftigsten Tagesrückgang seit Anfang März bedeutet.

Neue Konstellation

Devisenmarktexperten sehen dies als Auftakt für eine Trendwende beim Yuan, nachdem die Devise Ende Mai in Dollar gerechnet ein Dreijahreshoch erreicht hatte, um dann nach Maßnahmen der chinesischen Zentralbank zur Dämpfung einer weiteren Aufwertungsbewegung in eine Seitwärtsphase überzugehen. Neue Wirtschaftsdaten aus China, die eine Schmälerung des Wachstumstempos der Industrieproduktion und des privaten Konsums anzeigen, dürften den zu erwartenden Abwärtsdruck auf den Yuan zusätzlich erhöhen.

Marktteilnehmer erwarten nun mit Spannung, wie sich der chinesische Währungshüter positionieren wird. So hatte die People’s Bank of China (PBOC) einer ungewöhnlich kräftigen Aufwertung des Yuan gegenüber dem Dollar von über 12% ein Jahr lang mehr oder weniger tatenlos zugesehen, um dann relativ jäh in die Eisen zu steigen. Mit Wirkung zum 15. Juni wurde der Mindestreservesatz für Fremdwährungseinlagen der Geschäftsbanken bei der Zentralbank von 5 auf 7% angehoben. Die Maßnahme führt zu einer Liquiditätsverknappung im Dollarumlauf auf dem Onshoremarkt und damit einer tendenziellen Verteuerung der US-Devise gegenüber dem Yuan. Damit unterstrich die PBOC, dass ihr eine Fortsetzung der Yuan-Hausse missfallen würde.

Chinas Notenbank ist mit der täglichen Setzung von Referenzkursen zum Dollar, um den die Devise im Handel um 2% schwanken darf, stets Herr des Verfahrens. Sie zeigt sich dabei zwar einerseits bemüht, den Marktkräften weitgehend freien Lauf zu lassen, versucht aber gleichzeitig sogenannte „einseitige Wetten“, sprich gezielte Spekulationswellen in eine bestimmte Richtung, zu unterbinden. Diesmal allerdings hat sich der Wind auch aus Sicht der PBOC überraschend gedreht. So sollte die Mindestreserveerhöhung den bis dato fest erwarteten weiteren Yuan-Auftrieb dämpfen, nicht aber per se eine scharfe Wende mit dezidierten Abwertungsspekulationen einleiten. Noch ist unklar, ob tatsächlich dezidierte Baissespekulationen auf den Yuan einsetzen oder aber wie von der PBOC gewünscht eine Fluktuationsphase ohne eindeutige Richtungsbestimmung erfolgt.