Zinsen weiter im Höhenflug
wbr Frankfurt
Aktienanleger haben weltweit an den meisten Märkten Kasse gemacht. In den USA standen Aktien aus dem Tech-Sektor erneut unter Druck. Dennoch steuerten die breiten US-Indizes auf den größten Wochengewinn seit sechs Jahren zu. Der Dax hat am Freitag nach einer Rekordserie leicht nachgegeben. Bis zum Handelsschluss fiel der Leitindex um 0,5% auf 14502 Punkte. Der MDax verlor ebenfalls 0,5%.
Die Grundstimmung an der Börse sei aber weiterhin gut, betonten Marktteilnehmer. Begründet wurde die Zuversicht durch die Unterzeichnung der Corona-Staatshilfen durch US-Präsident Joe Biden und die beruhigenden Worte der Europäischen Zentralbank (EZB), die höhere Anleiherenditen und Inflation als temporäres Problem bezeichnete. Ähnliche Aussagen erhoffen sich Börsianer auch von der US-Notenbank Fed in der kommenden Woche.
Wegen wachsender Inflationsängste, angefacht durch die billionenschweren Staatshilfen, rentierten zehnjährige US-Bonds zum Wochenende mit bis zu 1,63% und damit nur knapp unter ihrem 13-Monats-Hoch der vergangenen Woche. In Windschatten der US-Zinsen legte die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf bis zu minus 0,29% zu. Steigende Anleiherenditen bedeuten höhere Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen.
Die Fondsgesellschaft DWS erwartet einen weiteren Anstieg der Inflationsraten. Ein Großteil der Inflation lasse sich aber durch Basiseffekte erklären. Beispielsweise durch Ölpreise, die 2020 kollabiert waren und sich seither stark erholt haben. Am Freitag stabilisierte sich ein Barrel der Sorte Brent bei mehr als 69 Dollar. Aus Sicht der DWS dürfte der Anstieg der Inflationszahlen nur vorübergehender Natur sein.
Die gestiegenen Anleiherenditen setzten Gold zu, da die Opportunitätskosten eines Goldinvestments wieder höher sind und das Edelmetall für Investoren somit unattraktiver wird. Gold fiel am Freitag wie schon zu Beginn der Woche kurzzeitig unter die Marke von 1700 Dollar je Feinunze und erholte sich dann etwas. Die Aussichten auf ein gutes Wirtschaftswachstum dämpften die Nachfrage nach Gold als Zufluchtsort. Seit Jahresanfang hat der Goldpreis um rund 11% verloren. Im vergangenen Jahr war Gold im August kurz über 2000 Dollar gestiegen.
Bei den Unternehmen stand Daimler im Rampenlicht. Der französische Partner Renault hat ein milliardenschweres Aktienpaket an dem Stuttgarter Autobauer zu 69,50 Euro je Anteilschein verkauft. Vor mehr als zehn Jahren vereinbarten die Konzerne eine Allianz. Renault hat eine Beteiligung von gut 1,5% an dem Stuttgarter Konzern gehalten. Der Verkauf des Anteils brachte jetzt mehr als 1,1 Mrd. Euro. Die Daimler-Aktie geriet durch die Transaktion stärker unter Druck und war zeitweise der schwächste Wert im Dax. Der Titel verlor 1,9%.