Märkte am Abend

Zinsfantasie schwindet und der Dax schließt leichter

Die Aussagen von Christine Lagarde und die US-Arbeitsmarktdaten haben die Zinsfantasie schwinden lassen. Der Dax schloss daraufhin leichter und Vonovia brachen ein.

Zinsfantasie schwindet und der Dax schließt leichter

Finanzmärkte

Dax präsentiert sich leichter

Immobilienaktien brechen nach Herabstufung durch Morgan Stanley ein

wrü Frankfurt

Am Tag nach der ersten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) seit fünf Jahren haben sich die europäischen Aktienmärkte leichter präsentiert. Der Dax fiel nach der Veröffentlichung von robusten US-Arbeitsmarktdaten auf ein Tagestief bei 18.425 Punkten und schloss 0,5% ermäßigt auf 18.557 Zählern. Der MDax gab 0,6% auf 26.866 Punkte nach. Der Euro Stoxx 50 verlor 0,3% auf 5.053 Zähler.

Mit 272.000 Stellen hat die US-Wirtschaft im Mai deutlich mehr Stellen als von Volkswirten zuvor erwartet geschaffen. Auch sind die US-Stundenlöhne im Monatsvergleich mit 0,4% stärker als erwartet gestiegen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Fed mit Zinssenkungen erst einmal abwarten. Doch war für die Sitzung in der kommenden Woche ohnehin niemand von einer Lockerung der Fed ausgegangen. „Unsere Erwartung bleibt, dass die Federal Reserve die Zinssätze im dritten Quartal senken wird, obwohl sie vorerst wohl den geldpolitischen Schlummerkopf drücken wird“, kommentiert Christian Scherrmann, US-Volkswirt bei der DWS.

Infineon empfohlen

Die Zinssenkung der EZB vom Vortag war allenthalben erwartet worden und konnte daher keine neuen Impulse setzen. „Bei der spannenderen Frage nach dem weiteren Vorgehen hielt sich EZB-Präsidentin Lagarde recht bedeckt und verwies auf die Datenabhängigkeit, was manche Marktteilnehmer enttäuschte“, meint die Helaba. Nach Ansicht des Instituts dürfte die EZB in diesem Jahr weiter senken, auf der nächsten Sitzung im Juli mit hoher Wahrscheinlichkeit aber noch nicht.

Im Dax gewannen Infineon 3,7% auf 38,01 Euro. Die Investmentbank Exane BNP Paribas hat ihr Kursziel für Infineon auf 53 Euro erhöht, was deutlich über dem aktuellen Kursniveau liegt. Covestro gewannen 2,5% auf 48,40 Euro und Commerzbank legten 1,9% auf 15,58 Euro zu.

Hingegen brachen Immobilienaktien aufgrund der zunächst schwindenden Zinsfantasie sowie aufgrund einer Herabstufung durch Morgan Stanley ein. Vonovia wurden von dem Institut auf „Underweight“ heruntergestuft und verloren 7,2% auf 26,68 Euro. LEG Immobilien wurden von Morgan Stanley auf „Equal Weight“ zurückgestuft und gaben 5% auf 76,50 Euro ab.

Airbus fielen 2,2% auf 150,24 Euro zurück. Dabei belastete, dass der Flugzeugbauer im Mai nur 53 Passagierflugzeuge neu ausgeliefert hat. Nach Meinung der Analysten der Deutschen Bank ist es aber zu früh, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Auslieferungen in diesem Jahr sollten zum Jahresende hin deutlich zulegen. Analyst Christophe Menard empfiehlt die Airbus-Aktie weiterhin mit einem Kursziel von 186 Euro zum Kauf.

Die im SDax vertretene Aktie der DWS Group ermäßigte sich um 6,86 Euro oder 16,2% auf 35,60 Euro. Dies ist aber vor allem auf den Dividendenabschlag nach der Hauptversammlung zurückzuführen, der neben einer ordentlichen Dividende von 2,10 Euro eine Sonderdividende von 4 Euro je Aktie umfasst.

Am US-Aktienmarkt ging es zum wiederholten Male turbulent um die Gamestop-Aktie zu. Der Titel sprang am Donnerstag massiv nach oben. Nach enttäuschenden Quartalszahlen hat sich am Freitag der Kurs im frühen Geschäft an der Nyse dann aber wieder um 23% auf 35,68 Dollar ermäßigt. Anscheinend gehören Achterbahnfahrten bei Gamestop dazu.

US-Rendite zieht an

Der US-Anleihemarkt tendierte nach den Arbeitsmarktdaten leichter. Die Rendite für die zehnjährige US-Treasury zog auf 4,42% an. Auch der Euro-Anleihemarkt präsentierte sich am Freitagnachmittag leichter. Der richtungsweisende Bund-Future ermäßigte sich um 0,2% auf 130,26%. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg auf 2,62%.

Der Ölpreis bleibt auf ausgesprochen niedrigem Niveau. Der Preis für Öl der Sorte Brent schwächte sich am Freitag um 0,3% auf 79,67 Dollar je Barrel ab. Analysten gehen aber davon aus, dass sich der Ölpreis in den kommenden Wochen wieder erholen wird.

Der Euro ermäßigte sich nach den US-Arbeitsmarktzahlen gegenüber dem Dollar um 0,8% auf 1,0805 Dollar. Das ist durchaus ein Problem für die EZB. Solange die Fed ihre Leitzinsen auf hohem Niveau hält, dürften Leitzinssenkungen der EZB zu einer Schwächung des Euro führen. Denn die deutlich höheren Dollarzinsen am kurzen Ende stufen viele Investoren als attraktiv ein.