Chemieindustrie

BASF stimmt auf schwieriges Jahr ein

Mit Personalabbau und Kapazitätsanpassungen reagiert der Chemiekonzern BASF auf das schwierige Marktumfeld speziell in Europa. Der Turnaround im Ergebnis ist nicht in Sicht.

BASF stimmt auf schwieriges Jahr ein

 Der weltgrößte Chemiekonzern BASF rechnet auch im laufenden Turnus mit kräftigem Gegenwind. Das Management erwartet in den meisten Abnehmerbranchen ein nur moderates Wachstum und stellt sich auf anhaltend hohe Rohstoff- und Energiekosten in Europa ein. Die Gaspreise werden hoch und volatil bleiben, so der Ausblick. Belasten werden zudem steigende Preise und Zinsen.

Die Prognose basiert auf der Erwartung eines weltweiten Wirtschaftswachstums um 1,6%; für die Chemieproduktion rechnet BASF global mit einem Anstieg um 2%. Für die Gruppe stellt CEO Martin Brudermüller 2023 einen Umsatz zwischen 84 Mrd. und 87 Mrd. Euro in Aussicht nach 87,3 Mrd. im vergangenen Jahr. Das Betriebsergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen soll in einem Intervall zwischen 4,8 und 5,4 Mrd. Euro landen, was am unteren Ende ein Rückgang von 30% bedeutet. Nach einem schwachen ersten Halbjahr rechnet Brudermüller für das zweite Semester mit einer verbesserten Ergebnisentwicklung aufgrund von Aufholeffekten, vor allem in China.

Das vergangene Jahr der BASF war von der zunehmenden wirtschaftlichen Abschwächung und hohen Abschreibungen auf die Beteiligung an Wintershall Dea geprägt. Dabei hatte BASF nach Angaben von Finanzchef Hans-Ulrich Engel weltweit zusätzliche Energiekosten von 3,2 Mrd. Euro zu tragen, davon in Europa allein 2,7 Mrd. – vor allem wegen der gestiegenen Gaspreise.

Vorläufige Zahlen hatte der Konzern bereits veröffentlicht, die Wertberichtigungen auf die in Russland enteignete Öl- und Gastochter fallen im endgültigen Ausweis niedriger aus als im Januar beziffert und werden für das Jahr mit 6,5 Mrd. Euro angegeben. Außerhalb Russlands habe sich Wintershall Dea wirtschaftlich stark entwickelt und an BASF rund 1 Mrd. Euro an Dividenden ausgeschüttet, betont Engel.

BASF halte an der Entscheidung fest, den Anteil an Wintershall Dea zu veräußern. Nachdem das IPO mehrfach verschoben wurde, will Engel keinen neuen Zeitplan nennen. Die Dekonsolidierung der russischen Assets werde eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, ohne die rechtlich saubere Trennung sei ein Börsengang nicht möglich.

Der Rückgang im operativen Ergebnis und die Wertberichtigung auf Wintershall haben BASF 2022 einen Konzernverlust von 627 Mill. Euro beschert. Dennoch sollen die Anteilseigner eine stabile Dividende von 3,40 Euro je Aktie erhalten, womit in Summe 3 Mrd. Euro ausgeschüttet werden. Der Betrag sei durch den Free Cashflow von 3,3 Mrd. Euro mehr als gedeckt, hebt Engel hervor. Das ursprünglich auf bis zu 3 Mrd. Euro ausgerichtete Aktienrückkaufprogramm hat BASF nun bei 1,4 Mrd. Euro gestoppt.

Unter Marktteilnehmern macht sich angesichts des strammen Investitionsprogramms Sorge breit, ob BASF auch künftig an der progressiven Dividendenpolitik festhalten kann. Die Aktie verlor am Freitag zeitweise mehr als 7% an Wert.

Der Konzern plant zwischen 2023 und 2027 Investitionen von 28,8 Mrd. Euro mit Peaks 2024 und 2025. Für 2023 sind 6,3 Mrd. budgetiert nach zuletzt 4,1 Mrd. Euro. Größtes Projekt derzeit ist der Aufbau eines neuen Verbundstandorts in China für insgesamt bis zu 10 Mrd. Euro.

BASF hatte bereits ein zusätzliches Sparprogramm von mehr als 500 Mill. Euro außerhalb der Produktion angekündigt. Zusätzlich sind nun Kapazitätsanpassungen im Stammwerk Ludwigshafen geplant, was auf weitere Kostensenkungen von 200 Mill. Euro zielt. Einschließlich der schon gestarteten Effizienzmaßnahmen peilt der Konzern bis 2026 Einsparungen von 1 Mrd. Euro an.

Anpassungen seien notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Weltweit streicht BASF netto 2600 Stellen – die Personalstärke lag zuletzt bei 111 000 Beschäftigten. Die 700 von Stilllegungen in Ludwigshafen betroffenen Mitarbeiter sollen andere Jobs im Konzern bekommen. Für die Anlageschließungen hat BASF im vierten Quartal laut CFO Engel Abschreibungen von 250 Mill. Euro gebucht. Sukzessive würden zudem noch unmittelbare Schließungskosten von 300 Mill. bis 350 Mill. Euro anfallen.

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