Dickes Auftragsbuch hilft BMW
sck München
BMW blickt nach eigenen Angaben optimistisch ins laufende Jahr. Nach einem Absatzrückgang im vergangenen Berichtsturnus von nahezu 5 % erwartet die Konzernführung für 2023 einen „leichten“ Zuwachs bei den Fahrzeugauslieferungen. Zur Bilanzvorlage begründete dies der Vorstand mit der „besseren Verfügbarkeit“ von Komponenten und Halbleitern in der Produktion und einem nach wie vor „hohen Auftragsbestand“, wie aus dem Prognoseteil im Geschäftsbericht 2022 hervorgeht. Hinter der Formulierung „leicht“ verbirgt sich ein Anstieg von bis zu 5 %.
Das bedeutet, dass Vorstandschef Oliver Zipse in diesem Jahr die Pkw-Auslieferungen des Konzerns weltweit auf 2,52 Millionen Einheiten der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce anheben will. Damit läge das Münchner Unternehmen auf dem Niveau von 2021. Seinerzeit verzeichnete BMW ein Absatzplus von 8 % nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie 2020.
Die Anleger reagierten wohlwollend auf die Absatzprognose. Die Stammaktie von BMW gewann im Xetra-Handel bis zu 1,7 % auf 97,20 Euro an Wert. Der deutsche Leitindex notierte zu diesem Zeitpunkt 0,3 % schwächer.
Als Wachstumstreiber bezeichnete Zipse das Geschäft mit hochpreisigen Automodellen und den steigenden Anteil von reinen Elektro-Fahrzeugen. „Wir ziehen das Tempo weiter an. Die Nachfrage ist hoch. Daher sollen vollelektrische Fahrzeuge 2023 bereits 15 % unserer weltweiten Verkäufe ausmachen“, verkündete der CEO. Als nächste „Etappenziele nannte er Quoten von 20 % (2024), 25 % (2025) und 33 % (2026). „Mit dieser Dynamik werden schon vor 2030 mehr als die Hälfte unserer weltweiten Fahrzeugverkäufe vollelektrisch sein“, so Zipse. BMW bleibe „auf der Erfolgsspur“. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr verdoppelte BMW den Absatz von reinen E-Autos auf exakt 215 752 Stück. Das waren 9 % des gesamten Pkw-Absatzes.
Zusammen mit den Hybridmodellen erhöhte der Konzern den Anteil elektrifizierter Autos an den gesamten Konzernauslieferungen auf 18 (i. V. 13) %. Die Auslieferungen von Hybridautos verbuchten 2022 ein Minus von 3 % auf 218 040 Einheiten. Von diesem Jahr an will BMW nur noch die Absatzquoten vollelektrischer Pkw bekannt geben. Finanzvorstand Nicolas Peter sprach von einer „verbesserten“ Lage in Bezug auf die Verfügbarkeit von Autoteilen in der Fertigung. Allerdings sei „weiterhin mit Störungen und weiteren erheblichen Kostenbelastungen in den Lieferketten zu rechnen. Erhöhte Kosten für Logistik werden weiterhin das Ergebnis belasten“, warnte der CFO.
Ordereingang „abgeflacht“
Seinen Worten zufolge wird „die Nachfrage in den Premium-Automärkten auch im Jahr 2023 stabil bleiben“. Während Letzteres vor allem auf die USA zutreffe, sei in Europa eine „leichte Abschwächung“ festzustellen. In China rechnet die Konzernführung laut Peter „mit einer gewissen Erholung ab dem zweiten Quartal“. China ist der größte Einzelmarkt von BMW. Dort macht der Konzern 33 % seines globalen Geschäfts, gefolgt von den USA mit 15 % auf Platz 2 (vgl. Grafik). China befindet sich nach den aufgehobenen strikten Corona-Lockdowns des Pekinger Regimes in einer Übergangsphase. Die Auftragsbücher von BMW seien zwar „gut gefüllt“, es sei aber eine gewisse Abflachung der Auftragseingänge zu verzeichnen nach dem außergewöhnlich guten Jahr 2022, räumte der CFO ein. Das Preisniveau auf der Angebotsseite bleibe derweil hoch. Das zeige sich auch im laufenden Dreimonatsabschnitt.
Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr beeinträchtigten Versorgungsengpässe bei Halbleitern und Produktionsunterbrechungen infolge des ausgebrochenen Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine die gesamte Fertigung von BMW.
Für 2023 peilt BMW eine operative Umsatzrendite in der Autosparte an, die im langfristigen Zielkorridor von 8 bis 10 % liegen soll. Darin enthalten seien weiterhin Belastungen aus Konsolidierungseffekten von „aktuell rund 1,4 Mrd. Euro“, berichtet BMW. 2022 erwirtschaftete das Kerngeschäftsfeld 8,6 % (vgl. Tabelle). Der Konzerngewinn vor Steuern wird im laufenden Jahr nach Unternehmensangaben „deutlich zurückgehen“.
Konsolidierungsschub
Der Hauptgrund dafür ist ein Basiseffekt. 2022 sorgte die erstmalige Vollkonsolidierung der China-Aktivitäten mit dem Joint Venture Brilliance für einen Schub bei den Konzernkennzahlen. Hintergrund für die Prognoseaussage in Bezug auf das Ergebnis vor Steuern ist laut BMW „vor allem der im Jahr 2022 wirkende einmalige positive Effekt aus der Neubewertung der zuvor gehaltenen Eigenkapitalanteile von BMW Brilliance von 7,7 Mrd. Euro“. BMW veröffentlichte bereits dieser Tage ihre Bilanzeckdaten und kündigte zugleich eine deutlich höhere Dividende aufgrund des Gewinnsprungs an (vgl. BZ vom 10. März).
BMW | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Pkw-Ausliefer. (Mill.) | 2,40 | 2,52 |
Umsatz | 142610 | 111239 |
Autosparte | 123602 | 95476 |
F&E-Aufwand | 6624 | 6299 |
Ebit | 13999 | 13400 |
Autosparte | 10635 | 9870 |
in % der Spartenerlöse | 8,6 | 10,3 |
Finanzergebnis | 9510 | 2660 |
Ergebnis vor Steuern | 23509 | 16060 |
Nettoergebnis | 18582 | 12463 |
Freier Cashflow* | 11071 | 6354 |
Investitionen | 7791 | 5012 |
Mitarbeiter (Anzahl) | 149475 | 118909 |
*) AutosparteBörsen-Zeitung |