Uniper

Eine Bilanz, die das Fürchten lehrt

Bei Uniper steht das Konzerneigenkapital mit 31,5 Mrd. Euro auf der falschen Seite – eine Horrorbilanz. Der Bund wird es richten, fragt sich nur wie.

Eine Bilanz, die das Fürchten lehrt

Es ist eine wahre Horrorbilanz, die Uniper nach neun Monaten vorlegt. Bereinigt um Sonderfaktoren steht ein operativer Verlust von 4,8 Mrd. Euro zu Buche. Inklusive der milliardenschweren Sonderlasten werden daraus im Handumdrehen über 40 Mrd. Euro Miese nach Zinsen und Steuern. Der operative Mittelabfluss summiert sich nach neun Monaten auf nahezu 11 Mrd. Euro, die Nettoverschuldung bewegt sich in vergleichbarer Größenordnung. Zudem steht das Konzerneigenkapital mit 31,5 Mrd. Euro auf der falschen Seite der Bilanz.

Das einzig Gute daran: Die langfristigen Gasbezugsverträge mit Gazprom sind nun vollständig abgeschrieben und auch künftige potenzielle Verluste, die sich aus der Ersatzbeschaffung der fehlenden Lieferungen ergeben, sind berücksichtigt. Will heißen, das finanzielle Risiko aus der allzu großen Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen ist bilanziell verarbeitet. Das operative Risiko, die benötigten Gasmengen auch fristgerecht zu beschaffen, bleibt davon natürlich unberührt. Wie teuer die Ersatzbeschaffung kommt, hängt nicht zuletzt davon ab, wie warm oder kalt der Winter wird und wie stark die deutschen Gasspeicher im kommenden April geleert sind. Je geringer der Füllstand, desto höher wird der Gaspreis steigen und sich mithin die Ersatzbeschaffung im kommenden Frühjahr verteuern.

Anschauungsmaterial gab es dazu in diesem Sommer, als für die Megawattstunde Gas mehr als 300 Euro zu zahlen waren und Uniper in der Folge an manchen Tagen einen Verlust aus der Ersatzbeschaffung von 200 Mill. Euro einfuhr. Aktuell fällt dagegen kein nennenswerter Verlust mehr an. Insofern sind die antizipierten Verluste auch nur ein Näherungswert, der gleichermaßen Chancen und Risiken birgt.

Zugleich bleibt die Liquiditätslage von Uniper ein Dauerproblem, denn die Sicherheiten, die beim Abschluss von Termingeschäften zu hinterlegen sind, steigen mit den Energiepreisen. Zwar hat der vor der Verstaatlichung stehende Versorger auf eine Kreditlinie der KfW im Volumen von 18 Mrd. Euro Zugriff, davon sind jedoch schon 14 Mrd. Euro gezogen. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Kredite variabel verzinst sind, was im Umfeld steigender Zinsen ein zusätzliches Risiko mit sich bringt.

Die viel entscheidendere Frage ist aber, auf welchem Weg die Bundesregierung gedenkt, das Eigenkapital wieder aufzufüllen. Mit den in Aussicht gestellten 8 Mrd. Euro wird es nicht getan sein. „Maßgeschneidert“ soll das Instrument sein, das die Einnahmen aus der gekippten Gasumlage ersetzen soll. Maß genommen wird allerdings in Brüssel.

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