Engie verwöhnt mit hoher Dividende
wü Paris
Nach Total Energies und EDF (Électricité de France) hat mit Engie der dritte französische Energieversorger außergewöhnliche Ergebnisse veröffentlicht. Auch er profitierte von den hohen Strom- und Gaspreisen. Doch hohe Kosten haben das Nettoergebnis unter dem Strich fast ganz wegschmelzen lassen, auf 216 Mill. Euro. Damit steht Engie allerdings besser da als ihr heimischer Konkurrent EDF. Den hatte der angesichts von Wartungsarbeiten, Inspektionen und Reparaturen infolge von Korrosionsanomalien notwendige Stillstand einer Reihe von Atomreaktoren tief in die roten Zahlen getrieben. Deshalb wies der Stromversorger einen Rekordverlust von 17,9 Mrd. Euro aus, obwohl der Umsatz 2022 mit 144 Mrd. Euro 70 % höher als 2021 ausfiel.
Bei Engie verbesserte sich der Umsatz um 62 % auf 93,9 Mrd. Euro. Den Gewinn aus fortgeführten Geschäften wiederum konnte der Versorger nahezu verdoppeln, auf 5,2 Mrd. Euro. Davon blieb angesichts hoher Kosten allerdings kaum etwas übrig. So wurde das Ergebnis durch die in Europa eingeführte Steuer auf außerordentliche Gewinne von Unternehmen aus der Öl- und Gasbranche mit 0,9 Mrd. Euro belastet, vor allem in Belgien und Italien. Bereits existierende Mechanismen zur Gewinnbeteiligung in Belgien und Frankreich schlugen zudem mit 1,1 Mrd. Euro zu Buche. Darüber hinaus hat Engie einen Kreditausfall für die Erdgasleitung Nord Stream 2 verbucht und ihre Rückstellungen für Atomaktivitäten in Belgien überprüft.
Wie bereits in den vergangenen zehn Jahren bis auf das Covid-Jahr 2020 will Engie nun an einer Ausschüttungsquote von 65 % des bereinigten Nettogewinns festhalten und die Dividende um 55 Cent auf 1,40 Euro je Aktie erhöhen. Engie täte besser daran, ihren Gewinn anders zu verteilen, um die Rechnung für Privat- und Industriekunden zu senken, kritisiert Arbeitnehmervertreter Yohan Thiebaux von der Gewerkschaft CGT. Ein großer Teil der Dividenden komme dem allgemeinen Staatshaushalt zugute, verteidigt Wirtschaftsminister Bruno Le Maire die Dividendenpolitik Engies. Der französische Staat ist mit 23,6 % nach wie vor der größte Aktionär des Versorgers, der 2008 aus der Fusion von GDF (Gaz de France) und Suez entstanden ist. Engie-Chefin Catherine MacGregor erwartet für dieses Jahr einen Rückgang des bereinigten Nettoergebnisses auf 3,4 bis 4 Mrd. Euro, da sich der Versorger von zahlreichen Geschäftsbereichen im Wert von 11 Mrd. Euro getrennt hat und die Energiepreise nicht dauerhaft so hoch bleiben dürften. Danach sollen sich jedoch die Investitionen in erneuerbare Energien bezahlt machen. Deshalb dürfte der bereinigte Gewinn bis Mitte des Jahrzehnts wieder auf 4,1 bis 4,7 Mrd. Euro steigen. Die Aktie von Engie legte am Dienstag zeitweise um 4,6 % auf 14,22 Euro zu.
Engie | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 93 865 | 57 866 |
Ebitda | 13 713 | 10 563 |
Ebit | 9 045 | 6 145 |
Nettoergebnis | 216 | 3 661 |
Nettoergebnis je Aktie (Euro) | 0,08 | 1,46 |
Geldfluss aus operativen Tätigkeiten | 8 586 | 7 312 |
Nettoverschuldung | 24 054 | 25 350 |
Börsen-Zeitung |