Eon hadert mit Regulierern
ak Köln
Eon sieht sich auf Kurs, die Ergebnisziele für den Konzern 2022 zu erreichen. Der Energieversorger und größte europäische Verteilnetzbetreiber bestätigte am Mittwoch mit der Vorlage der Neunmonatszahlen die Prognose, im Gesamtjahr ein bereinigtes Ebitda zwischen 7,6 und 7,8 Mrd. Euro anzupeilen. Nach drei Quartalen hat Eon 6,1 Mrd. Euro erreicht. Allerdings verschieben sich die Spartenziele leicht: Während der Ergebnisausblick für das Nicht-Kerngeschäft etwas positiver als bislang ausfällt – Eon profitiert mit den zwei verbleibenden Atomkraftwerken von den stark gestiegenen Strompreisen – werden die Netze in diesem Turnus voraussichtlich weniger abwerfern als ursprünglich geplant. CFO Marc Spieker betonte in einem Analystencall, dass es sich um einen temporären Effekt handele, der angesichts des regulierten Marktes wieder aufgeholt werde.
Wenngleich Spieker viele der politischen Maßnahmen in Zeiten explodierender Energiekosten als sinnvoll bezeichnete, übte der Eon-Finanzvorstand in mehreren Punkten deutliche Kritik an den Regulierern. Für den deutschen Hauptmarkt forderte er eine zügige Reaktion auf gestiegenen Zinsen. „Ob oder wann wir unser Investitionsprogramm ausweiten, wird stark davon abhängen, wie die Regulierer mit der abrupten Zinswende umgehen“, sagte Spieker.
Es geht dabei um die Eigenkapitalverzinsung für Strom- und Gasnetzbetreiber, die im Oktober 2021 für die neue Regulierungsperiode auf 5,07 (zuvor: 6,91) % für Neuanlagen festgelegt worden war. Eon sieht darin vor allem im geänderten Zinsumfeld keine wettbewerbsfähigen Bedingungen mehr. Der Regulator habe im vergangenen Jahr zugesagt, auf Zinsänderungen zu reagieren, auch vor Ablauf der Regulierungsperiode, erinnerte Spieker. „Wir erwarten angesichts des starken Zinsanstiegs eine zügige und adäquate Lösung.“
Rote Linie überschritten
Auch im rumänischen Markt kritisiert Eon die jüngste Regulierung. So gilt dort seit dem dritten Quartal eine Strompreisbremse für Endverbraucherpreise, ohne dass die Großhandelspreise gedeckelt wurden. Das habe Eon einen hohen zweistelligen Millionenverlust bis dato beschert, berichtete Spieker. Das sei „nicht akzeptabel“. Unrentables Retail-Geschäft sei eine rote Linie für Eon. Gespräche mit dem Regulierer in Rumänien seien im Gange.
Der eklatante Preisanstieg für Energie schlägt sich im Zahlenwerk von Eon besonders im Umsatz nieder: In den ersten neun Monaten kletterten die Erlöse durch die Preiserhöhungen an den Commodity-Märkten um 70 % auf fast 82 Mrd. Euro.
Der Zinsanstieg sorgte für einen merklichen Rückgang der Pensionsverpflichtungen. Durch deutlich höhere Abzinsungssätze sanken die Rückstellungen um fast 3,8 Mrd. auf 2,3 Mrd. Euro. Die positiven Effekte aus der Zinsentwicklung konnten auch eine erneute Belastung für das Planvermögen der Eon-Pensionen überkompensieren: Denn der Konzern hat auf seine Beteiligung an der inzwischen stark beschädigten Gaspipeline Nord Stream 1 eine weitere Abschreibung von 400 Mill. Euro vorgenommen. Der Buchwert beträgt jetzt nur noch 100 Mill. Euro. Ende vergangenen Jahres stand die Beteiligung noch mit 1,2 Mrd. Euro in den Büchern. Die Wertberichtigung sei im Eigenkapital ergebnisneutral erfasst worden, betonte Eon.
Mehreinnahmen für Isar 2
Mehreinnahmen winken dem Konzern durch die Verlängerung der Laufzeit des Kernkraftwerkes Isar 2 bis April nächsten Jahres. Dadurch rechnet Eon mit Strommarkterlösen für rund zwei Terawattstunden. Die zusätzlichen Erträge sollen für den Netzinfrastrukturausbau sowie die Entwicklung des Wasserstoff-Geschäfts verwendet werden, schrieb der Vorstand im Zwischenbericht.
Analysten zeigten sich mit den Eon-Zahlen zufrieden und bestätigten auf breiter Front Einstufungen und Kursziele. Der Eon-Kurs gab dennoch am Mittwoch nach, nachdem er in den Wochen zuvor deutlich zugelegt hatte.
Eon | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 81593 | 48087 |
Bereinigtes Ebitda | 6110 | 6277 |
Netze | 4069 | 3870 |
Kundenlösungen | 1416 | 1322 |
Nichtkerngeschäft | 778 | 1251 |
Bereinigtes Ebit | 4034 | 3928 |
Konzernüberschuss | 4282 | 3903 |
Ber. Konzernüberschuss | 2126 | 2189 |
Investitionen | 2838 | 2913 |
Operativer Cashflow | 5958 | 3409 |
Nettoschulden | 33717 | 38773 |
Börsenwert (9.11.), Mrd. | 22,3 | |
Börsen-Zeitung |