Exodus im Uniper-Vorstand
ab – Die Verstaatlichung von Uniper hat für Deutschlands größten Gasimporteur auch weitreichende personelle Konsequenzen. Am Dienstag kündigten Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach (60) und COO David Bryson (55) an, von ihrem Sonderkündigungsrecht im Zuge des Eigentümerwechsels (Change of Control) Gebrauch zu machen. Die beiden Vorstände folgen damit dem Beispiel von Finanzchefin Tiina Tuomela (56), die Mitte Dezember erklärt hatte, ihr Amt Ende März niederzulegen. Beim Vierten im Bunde, Handelsvorstand Niek den Hollander (49), läuft der Vorstandsvertrag plangemäß Ende Mai aus. Damit steht der seit Ende Dezember neu formierte Aufsichtsrat unter Leitung von Tom Blades vor einer gewaltigen Herausforderung, muss er den Vorstand doch von Grund auf neu zusammensetzen.
Nicht nur, weil Uniper im Zuge der Verstaatlichung massiven Vergütungseinschränkungen unterliegt, dürfte sich die Suche nach qualifiziertem Personal schwierig gestalten. Denn angesichts der ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland, die Uniper erst in die jetzige Notlage brachten, muss auch ein neues Geschäftsmodell erarbeitet und implementiert werden, das auch auf Zustimmung beim Staat als neuem Eigentümer stößt.
Maubach und Bryson legen ihr Amt erst nieder, wenn die Nachfolger benannt sind. Maubach spricht in einem knappen Statement von „einer neuen Phase“, die mit dem Eintritt des Bundes als neuem Mehrheitsaktionär beginnt. „Ich bin überzeugt, dass nun richtige der Zeitpunkt ist, den Weg für ein neues Vorstandsteam freizumachen“, sagt der erfahrene Energiemanager. Maubach war erst Ende März 2021 von der Aufsichtsratsspitze von Uniper an die Vorstandsspitze getreten, nachdem sich sein Vorgänger Andreas Schierenbeck mit dem finnischen Großaktionär Fortum überworfen hatte. Maubach hingegen hatte der finnische Großaktionär in den Aufsichtsrat der deutschen Tochter entsandt, die sich von Beginn an gegen die als feindlich bewertete Übernahme gestemmt hatte. Als CEO sollte er die Integration von Uniper vorantreiben.
Doch die Krise infolge des russischen Angriffskriegs samt Lieferstopp für russisches Pipelinegas machten die hehren Pläne zunichte. Fortum zog die Reißleine und überließ die milliardenschwere Rettung lieber dem deutschen Staat. Maubach hingegen bewies sich 2022 als Krisenmanager und ebnete den Weg für die Verstaatlichung, ohne die Uniper insolvent gegangen wäre.
Bryson gehört dem Vorstand dagegen schon seit November 2019 an und ist seit dem Spin-off von Eon mit von der Partie. „Ich bin seit der Gründung von Uniper dabei und traurig, auszuscheiden. Dennoch habe ich beschlossen, dass es für mich jetzt an der Zeit ist, weiterzuziehen und so den Raum für einen neuen Vorstand zu schaffen“, verabschiedet sich der Brite. Bryson will ebenfalls bleiben, bis über seine Nachfolge entschieden ist.
„Wir begrüßen, dass Klaus-Dieter Maubach bereit ist, den Vorstand zu führen, bis eine geordnete Nachfolge sichergestellt ist“, lässt sich Aufsichtsratschef Blades zitieren. Der Aufsichtsrat arbeite daran, das Uniper-Vorstandsteam gesamthaft neu aufzustellen. Die vom bisherigen Vorstand begonnene Neuausrichtung des Konzerns müsse nun konsequent fortgesetzt werden. „Wir sind sehr zuversichtlich, bald mehr zu den Nachbesetzungen bekannt geben zu können“, macht Blades Mut.
Doch auch die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat bedauert den anstehenden Vorstandswechsel. „Für die kommende Phase verdient die Uniper-Mannschaft einen Vorstand, der mit weitreichender Expertise und Erfahrung die Zukunft von Uniper gestaltet“, formuliert Harald Seegatz, Konzernbetriebsratschef und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, zugleich Anforderungen.