Außenhandel

Exporteure legen guten Jahresstart hin

Der Januar verlief dank der starken US-Nachfrage für die deutsche Exportwirtschaft besser als erwartet. Die Scharte vom Dezember ist damit aber noch nicht ausgewetzt, und auch für das Gesamtjahr sind die Aussichten nicht ganz ungetrübt.

Exporteure legen guten Jahresstart hin

ba Frankfurt

Die starke Nachfrage aus den USA hat den deutschen Exporteuren zu Jahresbeginn überraschend gute Geschäfte beschert. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) wurden im Januar Waren im Wert von kalender- und saisonbereinigt 130,6 Mrd. Euro exportiert, das sind 2,1% mehr als im Monat zuvor. Ökonomen hatten ein Plus von 1,5% erwartet – nach dem Einbruch von 6,3% im Dezember. Die Importe von 113,9 Mrd. Euro liegen 3,4% unter dem Niveau des Vormonats – dies ist der fünfte Rückgang im Folge. Der Außenhandelsüberschuss weitete sich entsprechend von 10,0 Mrd. Euro im Januar auf 16,7 Mrd. Euro aus. Im Jahresvergleich erhöhten sich die Ausfuhren um 8,6% – allerdings beruht ein Gutteil davon auf Preissteigerungen. Die Einfuhren legten um 5,2% zum Vorjahr zu.

Trübere Stimmung

„Der Exportsektor lebt“, sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Das Exportniveau bleibe ordentlich und Molltöne dürften fortan nur wenig hörbar sein. Allerdings hat sich gemessen an der jüngsten Ifo-Umfrage die Stimmung der hiesigen Exporteure eingetrübt: „Die schwache Weltnachfrage dämpft gerade die Hoffnungen für den deutschen Export“, erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest zum Rückgang des Erwartungsbarometers der Münchener Wirtschaftsforscher um 0,3 auf 3,8 Punkte.

„Potenzial schlummert vor allem in der Autoindustrie und im Export nach China“, analysiert Krüger. Auch dass sich die US-Konjunktur halte, sorge für Zuversicht. Die USA waren erneut die wichtigste Exportdestination deutscher Waren: Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten wuchsen um 3,1% auf 12,7 Mrd. Euro. Die Exporte nach China wiederum stiegen um 1,4% auf 7,7 Mrd. Euro. „Auch bei Deutschlands wichtigstem Handelspartner China löst sich langsam die wirtschaftliche Corona-Starre des Vorjahres auf“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.

China wiederum war Hauptlieferant ausländischer Waren nach Deutschland: Aus der Volksrepublik wurden Waren im Wert von 12,7 Mrd. Euro importiert, das waren 6,0% weniger als im Vormonat. Mit Blick auf den Handelsverlauf im Gesamtjahr 2022 aber mahnt ING-Chefökonom Carsten Brzeski, dass sich das Handelsdefizit mit China fast verdoppelt habe. Dies sei „natürlich auch auf die schwächere Konjunktur in China zurückzuführen, unterstreicht aber ganz allgemein die wirtschaftliche Abhängigkeit Deutschlands von China“. Dies könnte in naher Zukunft zu einem besonderen (geo-)politischen Problem werden.

Als „erfreulich“ wertet Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbands BGA, „dass sich die deutsch-britischen Handelsbeziehungen wieder verfestigen“. Die Ausfuhren in das Vereinigte Königreich legten um 7,8% auf 6,1 Mrd. Euro zu. Jandura mahnte allerdings zugleich, dass „unsere marode Infrastruktur dem Wirtschaftsstandort Deutschland“ schadet. Planungs- und Genehmigungsverfahren müssten daher beschleunigt werden, „damit der Handel an den positiven Entwicklungen des weltweiten Warenverkehrs teilhaben kann“. Auch müsse Deutschland „jetzt mit jenen Ländern näher zusammenzurücken, mit denen wir Werte und Interessen teilen“ – dies seien etwa Indien oder Länder des globalen Südens wie die Mercosur-Staaten.

Der Handel mit Russland wurde wegen der westlichen Sanktionen seit nunmehr einem Jahr stark gebremst – sowohl der mit Deutschland als auch mit der gesamten EU. „Die Auswirkungen dieser Maßnahmen waren in den letzten Monaten besonders deutlich zu spüren“, erklärte dazu das Statistikamt Eurostat. Bei den saisonbereinigten Werten seien sowohl die Handelsströme mit der EU „erheblich unter das Niveau vor dem Einmarsch Russlands gefallen“. Der Anteil Russlands an den Importen aus den sogenannten Drittstaaten – also Staaten außerhalb der EU – fiel zwischen Februar 2022 und Dezember 2022 von 9,5% auf 4,3%. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil Russlands an den gesamten Exporten der EU in Drittstaaten von 4,0% auf 2,0%. Von Deutschland aus gesehen stiegen die Exporte in die Russische Föderation um 12,3% im Monatsvergleich auf 1,0 Mrd. Euro, gegenüber Januar 2022 nahmen sie aber um 60,0% ab. Die Importe aus Russland sanken im Monatsvergleich um 36,7% auf gleichfalls 1,0 Mrd. Euro.

In Drittstaaten wurden insgesamt 3,8% mehr Waren „Made in Germany“ exportiert während die Importe von dort um 7,5% abnahmen. Die Ausfuhren in die EU-Länder stiegen um 0,7% auf 71,9 Mrd. Euro. Dabei legten die Ausfuhren in die Staaten der Eurozone um 0,5% zu,die Ausfuhren in EU-Staaten, die nicht dem gemeinsamen Währungsraum angehören, wuchsen um 1,3% – allerdings kletterten die Einfuhren von dort mit 3,9% erheblich stärker.

Das leichte Exportplus zu Jahresbeginn dürfe „aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer noch viel Sand im Getriebe der deutschen Außenwirtschaft ist“, warnt DIHK-Experte Treier. „Neben einer noch immer abgekühlten Weltwirtschaft erschwert ein zunehmender Protektionismus das Auslandsgeschäft.“ Die DIHK rechnet für 2023 mit einem mageren Exportwachstum von 2,5%. Zum Vergleich: Im Schnitt der 2010er Jahre waren es 3,5%.

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