Frauen haben Nase bei neuen Vorstandsposten vorn
ab Düsseldorf – Bei der Neubesetzung von Vorstandsposten in Dax-Unternehmen sind 2022 erstmals mehr Frauen als Männer zum Zug gekommen. So teilten sich die 23 Neubestellungen auf zwölf Frauen und elf Männer auf, wie aus einer Analyse der Vorstandsgremien in Dax und MDax der Personalberatung Russell Reynolds hervorgeht. Dadurch erhöhte sich die Frauenquote im Vorstand der 40 größten, börsennotierten Unternehmen um 3,6 Prozentpunkte auf 22,7 %. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren hatte der Dax 30 erst eine Frauenquote von 6,8 % aufgewiesen.
Nach Einschätzung von Studienautor Jens-Thomas Pietralla, der bei Russell Reynolds die Praxisgruppe Board & CEO leitet, ist die Entwicklung vornehmlich auf das 2022 in Kraft getretene Zweite Führungspositionen-Gesetz (FüPoG II) zurückzuführen. „Es ist zu erwarten, dass dies Signalcharakter auch über den Geltungsbereich des Gesetzes hinaus hat und dass Diversität in Führungsteams zur neuen Normalität wird“, sagt Pietralla.
Das FüPoG II schreibt vor, dass in börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen bei Vorständen mit mehr als drei Mitgliedern mindestens ein Mitglied weiblich sein muss. Die Regelung gilt allerdings nur für Neubestellungen (inklusive Vertragsverlängerungen). Zwar gibt es im Dax mit Linde, Porsche, Sartorius und Symrise noch immer vier (zuvor: acht) Unternehmen, bei denen keine Frau im Vorstand sitzt. Gegen das Gesetz verstößt jedoch nur Sartorius. Ausweislich des Geschäftsberichts 2021 hatte sich Sartorius zum Ziel gesetzt, bis 30. Juni 2022 mindestens eine Frau in den vierköpfigen Vorstand zu bestellen. Allerdings wies der Aufsichtsrat damals explizit darauf hin, dass es angesichts der relativ kleinen Größe des Führungsgremiums problematisch werden könnte, die Vorgabe zu erfüllen. Daher lautet das Versprechen, dass das Ziel mit der nächsten Neubestellung erreicht werde.
Doch nicht nur die Frauenquote hat sich erhöht. Zugleich ist der Anteil der Frauen, die im Dax Ergebnisverantwortung tragen, von 34 % auf 43 % gewachsen. Im MDax sind dagegen 59 % der Vorstandsfrauen in „central functions“ tätig. Im internationalen Vergleich haben die Dax-40-Unternehmen mit ihrer Frauenquote inzwischen Dänemark überholt, sind aber hinter den Schweizer SMI zurückgefallen. Der MDax bleibt im Vergleich der europäischen Börsenindizes dagegen das Schlusslicht.
Zudem fördert die Analyse zutage, dass das Thema Nachhaltigkeit immer häufiger in den Verantwortungsbereich des CEO fällt. Im Dax sei das inzwischen bei mehr als der Hälfte der Unternehmen des Fall. Drei Unternehmen haben einen für Nachhaltigkeit verantwortlichen Vorstand benannt.