Restrukturierung

Galerias dritte Chance

Die Gläubiger haben den Insolvenzplan von Galeria angenommen und schlucken erneut hohe Verluste. Das ermöglicht Galeria den zweiten Neustart binnen drei Jahren. Doch das erneut absolvierte Schutzschirmverfahren bedeutet noch keinen operativen Durchbruch.

Galerias dritte Chance

Der Warenhauskonzern Galeria hat es noch einmal geschafft: Die Gläubiger haben den Insolvenzplan auf der Versammlung am Montag in Essen abgesegnet. Es blieb ihnen auch nicht viel anderes übrig – eine Ablehnung hätte das Aus für die Kaufhauskette bedeutet, in solchen Fällen droht den Gläubigern ein Totalverlust. Mit dem Insolvenzplan bleibt ihnen zumindest die Aussicht darauf, einen Teil der Forderungen zu retten, auch wenn dieser sehr klein sein wird.

Leicht war die Entscheidung sicherlich nicht, denn gerade für langjährige Lieferanten und Vermieter dürfte das Verfahren ein unangenehmes Déjà-vu gewesen sein. Bereits 2020 haben die Gläubiger dem kriselnden Warenhauskonzern in einem ersten Schutzschirmverfahren rund 2 Mrd. Euro Schulden erlassen. Dieses Mal wird Galeria Berichten zufolge rund 1 Mrd. Euro Schulden abstoßen können. Die Rückzahlungen an die Gläubiger sind dagegen marginal. Der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz, der bereits das Verfahren 2020 begleitete, geht von einer Quote im einstelligen Bereich aus.

Damit läge die Quote gerade einmal so hoch wie im Durchschnitt bei einem Regelinsolvenzverfahren. Gedacht ist das eigentlich anders. Der Schutzschirm richtet sich an Unternehmen, die sich in einem frühen Stadium der Restrukturierung befinden. Der schnelle Einstieg in die Sanierung soll sich nicht nur auf die langfristigen Überlebenschancen, sondern möglichst auch auf die Insolvenzquote für die Gläubiger positiv auswirken. Allerdings war das Schutzschirmverfahren auch nicht für die Seriennutzung konzipiert. Beim Schutzschirm bleibt im Gegensatz zur Regelinsolvenz das bestehende Management am Ruder. Kritiker monieren, dass damit mitunter diejenigen Personen die Neuausrichtung steuern, die den Karren zuvor an die Wand gefahren haben. Dass Galeria den Schutzschirm binnen drei Jahren gleich zweimal aufspannen muss, spricht dafür, dass die operative Neuausrichtung nach dem ersten Mal auf der Strecke geblieben ist. Ein Chefwechsel nach Abschluss des Verfahrens soll nun neuen Schwung bringen.

Vor drei Jahren hieß es bereits, Galeria wolle den Online-Umsatzanteil deutlich steigern und zum „Omnichannel-Unternehmen“ werden. Doch der Konzern kommt kaum vom Fleck, kolportiert wird nach wie vor ein Online-Umsatzanteil unter 10%. Sicherlich sind externe Faktoren wie die Pandemie und die hohe Inflation für ein Warenhaus Gift. Das ist allerdings nur ein Teil des Problems. Galerias Geschäftsmodell ist offenbar nicht resilient genug, um auch schwierige Phasen zu überstehen. Wenn sich daran nichts ändert, droht bald der nächste Crash.

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