Gespräche mit Gewerkschaften scheitern
hip London
Die Krisengespräche zwischen der britischen Regierung und Gewerkschaften, die weitere Streiks im Gesundheitswesen und bei der Bahn sowie einen Arbeitskampf im Bildungswesen verhindern sollten, sind gescheitert. Die Gewerkschaft Unite sprach von einer „verschenkten Gelegenheit“. Das Royal College of Nursing, das die Krankenschwestern des National Health Service (NHS) vertritt, zeigte sich „bitter enttäuscht“. Bislang sei keine Lösung des Tarifkonflikts im öffentlichen Gesundheitswesen in Sicht. Die für kommende Woche von Krankenschwestern geplanten Streiks werden stattfinden, sagte Pat Cullen, die Generalsekretärin des Royal College of Nursing.
Großbritannien wird derzeit von einer Streikwelle heimgesucht, die bei älteren Briten Erinnerungen an die 1970er Jahre weckt. Die Gewerkschaften fordern nicht nur einen Inflationsausgleich, sondern darüber hinausgehende Lohnerhöhungen. Das Royal College of Nursing verlangte gar einen Ausgleich der Reallohnverluste seit der Finanzkrise. Anders als vor einem halben Jahrhundert finden die aktuellen Arbeitskampfmaßnahmen vor allem im öffentlichen Dienst statt bzw. in privatisierten Branchen wie Bahn und Post, deren Mitarbeiter um den Erhalt von Privilegien wie einer großzügigen Altersvorsorge oder bestimmter Praktiken fürchten.
Die Lehrergewerkschaften in England und Wales halten gerade Urabstimmungen ab. Auch die englischen NHS-Krankenhausärzte stimmen über Arbeitskampfmaßnahmen ab. Bereits am Mittwoch findet ein weiterer Streik der Rettungssanitäter statt. Die Gesprächsbereitschaft der Regierung beschränkt sich auf das kommende Fiskaljahr 2023/24. Die Gewerkschaften fordern jedoch Lohnerhöhungen noch im laufenden Jahr.