Globale Verschuldung

IIF rechnet mit höherer Schulden­aufnahme

Dem internationalen Bankenverband IIF zufolge ist die weltweite Schuldenlast rückläufig – aber wohl nicht mehr lange. „Eine Krise braut sich zusammen“, heißt es in einem neuen Bericht.

IIF rechnet mit höherer Schulden­aufnahme

rec Frankfurt

Regierungen rund um den Globus werden nach Einschätzung des internationalen Bankenverbands IIF 2023 wieder mehr Schulden aufnehmen. Im laufenden Jahr hätten die Staaten so wenige neue Schuldtitel begeben wie seit Jahren nicht. „Da die Regierungen jedoch bestrebt sind, das Wachstum zu stützen und einen höheren Finanzierungsbedarf zu decken, dürften 2023 mehr Staatsanleihen emittiert werden“, heißt es in einem IIF-Bericht.

Die weltweite Verschuldung ist dem Institute of International Finance (IIF) in Washington zufolge seit einiger Zeit rückläufig. Sie ist den Angaben zufolge auf rund 290 Bill. Dollar gesunken. Das entspricht 343% der globalen Wirtschaftsleistung – 20 Prozentpunkte unter dem Höchststand im ersten Quartal 2021 (siehe Grafik).

Inflation drückt Schuldenlast

„Die hohe Inflation hat geholfen, die Schuldenlast zu senken“, konstatieren die IIF-Experten. Für die Ökonomen des Bankenverbands ist dieser Umstand allerdings kein Grund zur Entwarnung. Denn nicht überall hätten Staaten und Unternehmen ihre Verschuldung zurückgefahren, sondern vor allem in weit entwickelten Volkswirtschaften wie Japan, Großbritannien, Frankreich und Kanada. Dagegen sei in Schwellenländern die Schuldenlast im Durchschnitt sogar weiter gestiegen – „insbesondere im Finanzsektor“.

Die Finanzexperten sehen nun schwierige Zeiten auf viele Schuldner zukommen. „Eine Krise braut sich zusammen“, ist die neueste Ausgabe des „Global Debt Monitor“ überschrieben. Der Dollar hat stark aufgewertet, weshalb die Finanzierungskosten vor allem für jene Staaten und Unternehmen steigen, die sich in der Weltleitwährung verschulden. Weil zudem die Zinsen stark steigen, müssten Schuldner damit rechnen, dass sich die Schuldenaufnahme rasch verteuern werde, warnt das IIF. Das gelte vor allem für Schwellenländer im südlichen Afrika sowie in Mittel- und Osteuropa.

Der Bankenverband ist mit seinen Mahnungen nicht allein. Vor dem Hintergrund der stark steigenden US-Zinsen hat sich der Internationale Währungsfonds (IWF) schon vor Wochen in zunehmender Sorge über Schwellen- und Entwicklungsländer geäußert. Die Schwellenländerexperten der Finanzgruppe MUFG sehen ebenfalls Probleme mit Blick auf die Staatsfinanzen voraus: „Die öffentlichen Finanzen könnten das nächste große Ungleichgewicht in den Schwellenländern sein – insbesondere große Haushaltsdefizite und eine hohe Staatsverschuldung.“

Brasiliens „Liz-Truss-Moment“

Ein Land, das an den Märkten unter besonderer Beobachtung steht, ist Brasilien. Überlegungen von Wahlsieger Lula da Silva, die Ausgabengrenzen aufzuweichen, um deutlich mehr Schulden machen zu können, sorgten unter Anlegern für heftige Verstimmung. Marcos Casarin, Lateinamerika-Chefvolkswirt des Analysehauses Oxford Economics, nannte es da Silvas „Liz-Truss-Moment“ – eine Anspielung auf die gescheiterten Haushaltspläne der britischen Kurzzeit-Premierministerin, die für heftige Verwerfungen an den Finanzmärkten gesorgt hatten. Die Episode zeigt, wie schnell die Stimmung für Schwellenländer kippen kann, denn bis zu dem „Weckruf“ für den Bolsonaro-Bezwinger da Silva hatte Brasilien an den Märkten einen hervorragenden Stand.

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