Fußball und Finanzen

Im Fahrstuhl mit Schalke

Nicht nur die Fans, auch die Investoren müssen bei den Königsblauen starke Nerven haben.

Im Fahrstuhl mit Schalke

Von Antje Kullrich, Köln

Die Zeitspanne zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt beträgt in Gelsenkirchen nur zwei bis drei Monate. Im Februar gerieten die Königsblauen zwischen die Mühlen der Weltpolitik, als Gazprom als Hauptsponsor einfach nicht mehr tragbar war – für den hoch verschuldeten Verein ein herber Schlag.

Dennoch schaffte es Schalke im April, mit der Platzierung einer neuen Mittelstandsanleihe ein wichtiges Stück Refinanzierung zu stemmen. Im Mai dann pure Glückseligkeit im Pott: Als Zweitligameister gelang der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga. Die Investoren konnten sich über einen zweiprozentigen Bonus auf den Mittelstandsbond freuen.

Doch jetzt herrscht wieder Tristesse. Nach einer Flut von Niederlagen und äußerst mageren sechs Punkten nach elf Spielen hält Schalke die rote Laterne in der ersten Liga. Es droht der direkte Wiederabstieg. Die Personalsituation in den vergangenen Wochen war chaotisch. Vor gut einer Woche musste Trainer Frank Kramer nach knapp vier Monaten gehen. Am Mittwoch warf Sportdirektor Rouven Schröder das Handtuch.

Und auch finanziell wird es noch auf Jahre schwierig bleiben, wie der am Donnerstag veröffentlichte Zwischenbericht offenbart. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2022 fiel ein weiterer Verlust von rund 20 Mill. Euro an, so dass Schalke mittlerweile auf einem nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von 109 Mill. Euro sitzt. Die Verbindlichkeiten, die konstant gehalten werden konnten, summieren sich auf 182 Mill. Euro.

Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und es gab es auch Positives zu vermelden: Mit Thomas Reis, der bis September noch den Reviernachbarn Bochum trainierte, ist ein neuer Übungsleiter gefunden worden. Und Finanzchefin Christina Rühl-Hamers konnte eine leichte Entspannung an der Schuldenfront verkünden: Nachdem die 2021 und im Frühjahr begebenen beiden Bonds zunächst zögerlich nachgefragt wurden, konnten sie jetzt im Nachlauf doch noch vollständig platziert werden. Damit reichen die Mittel, um die im kommenden Jahr fällige Anleihe über 50 Mill. Euro bereits jetzt komplett zu refinanzieren. Doch das ist nur eine Verschnaufpause. Wann Schalke in die schwarzen Zahlen zurückkehren kann, ist weiterhin offen.

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